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Sakrament der Lust

Sakrament der Lust

Titel: Sakrament der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leah Moorfeld
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Namen der Rose» und «Die Dornenvögel». Von beiden Werken habe ich die Verfilmung gesehen, aber vielleicht lohnt es sich, auch mal in die Bücher hineinzusehen. In dem Augenblick, als ich die Werke aus dem Regal ziehen will, höre ich etwas, das mich augenblicklich erstarren lässt. Ich halte wie versteinert inne und mein Herz pocht wild gegen meine Brust. Ich höre seine Stimme auf der anderen Seite des langen Regalblocks. Es besteht kein Zweifel, diese Stimme würde ich unter hunderten heraushören. Diese Regale bestehen aus antiken Schränken, deren hölzerne Trennwand den Blick auf die andere Regalseite verhindert, so dass ich den Mann von hier aus nicht sehen kann.
    «Ab wann wird dieses Buch wieder verfügbar sein?», fragt er gedämpft.
    Die Antwort einer Frau versehe ich kaum, da sie etwas weiter entfernt klingt.
    'Ich muss schnell hinterher!' , denke ich nur, schiebe die Bücher rasch wieder zurück und laufe zum Ende der Regalreihe.
    Als ich um die Ecke biege und mit klopfendem Herzen in den nächsten Gang spähe, steht dort ein blondgelockter, kräftiger Mann, der in einem Buch blättert. Ich starre ihn entgeistert an, weil ich ihn mir definitiv anders vorgestellt habe. Oder ist er das überhaupt? Laufen Priester immer in ihrem Gewand herum, oder tragen sie im Alltag auch normale Kleidung? Dieser Mann trägt eine blaue Jeans und ein hellbraunes Hemd. Es gibt nur eine Möglichkeit, um Gewissheit zu erlangen! Ich gehe auf den Mann zu und er sieht zu mir auf, als ich mich nähere. Das heiße Blut steigt mir in den Kopf. Was sage ich jetzt?
    «Können Sie mir vielleicht sagen, wo ich die historischen Romane finde?», frage ich mit belegter Stimme und vermeide dabei direkten Blickkontakt.
    «Nein, tut mir Leid! Ich bin neu in der Bibliothek! Vielleicht fragen Sie mal an der Information nach!»
    Alle Anspannung verschwindet aus meinem Körper. Das war definitiv nicht seine Stimme! Aber wo ist er hingegangen? Er muss noch irgendwo in der Bibliothek sein! Ich nicke zum Dank und gehe dann weiter den Gang entlang Richtung Information, natürlich nicht, um nach den historischen Romanen zu fragen, sondern weil sich die Information in der Nähe des Ausgangs an zentraler Stelle befindet und ich mir von dort einen besseren Überblick verschaffen kann. Ich stelle mich in eine Ecke zwischen Lesecouch und Information und beobachte die Leute. Eine alte Dame mit Gehwagen betritt gerade die Bibliothek. Wie verrückt bin ich eigentlich, einer Stimme nachzulaufen? Aus einem Gang kommt ein Mann mit dunklen Haaren und Brille. Könnte er das vielleicht sein? Meine Hände schwitzen vor Aufregung. Der Mann verschwindet wieder zwischen den Regalen. Mein Herz pocht fast hörbar bis zum Hals. Ich will ihm schon folgen, doch in diesem Moment betritt jemand die Bibliothek, mit dem ich überhaupt nicht gerechnet habe: Paul - händchenhaltend mit Tina, seiner neuen Flamme! Mein Magen dreht sich um und ich atme stoßweise. Die beiden haben mich noch nicht gesehen und wenden sich dem Mittelgang zu. Mir wird schwindelig, ich wanke mit zittrigen Knien rückwärts und greife nach hinten, um mich irgendwo festzuhalten. Meine Finger krallen sich in einen Stoff, der einen Arm umschließt.
                  «Alles in Ordnung?», fragt plötzlich eine dunkle Stimme dicht hinter mir und ich fahre erschrocken herum. Es ist seine Stimme und ich starre in ein paar dunkelbraune Augen in einem Gesicht, das mich sofort gefangen nimmt – nicht das Gesicht eines Models, aber dennoch wunderschön und männlich, mit tiefschwarzen Haaren und Augen, die innere Stärke ausstrahlen. Was mich aber besonders fesselt, ist der liebevoll besorgte Ausdruck, der mein Herz zum flattern bringt. Meine zittrigen Knie geben nach und ich sacke langsam Richtung Boden. Der Mann reagiert blitzartig und fängt mich auf. Er umschließt mich mit seinen Armen und ich fühle seinen warmen Körper ganz dicht an meinem. Alles dreht sich um mich herum. Ich liege in den Armen des Priesters und fühle mich wie im siebten Himmel. Bitte lass mich nicht wieder los! Ich fühle mich hier so wundervoll geborgen! Unwillkürlich umklammere ich ihn fest mit meinen Armen und schmiege meinen Kopf an seine glattrasierte Wange. Ich spüre, wie sein Herz ganz dicht an meinem einen Takt schneller schlägt und höre, wie er tief ein und ausatmet. Ich habe alles um mich herum vergessen, bin nur noch ganz alleine mit ihm auf der Welt. Er duftet besser und männlicher als alles, was ich bisher

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