Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sakrament der Lust

Sakrament der Lust

Titel: Sakrament der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leah Moorfeld
Vom Netzwerk:
waren abends so überdreht, dass wir sie kaum ins Bett bekamen. Wenigstens schliefen sie dann aber wie Steine, so dass uns noch etwas Zeit für uns blieb!»
    Die Bedienung kommt und dekoriert unseren Tisch mit Kaffee und Kuchen. Dann machen wir uns daran, ihre Dekoration genüsslich zu verzehren. Um uns herum sitzen und stehen viele Leute, die das neue Café begutachten. Plötzlich dringt aus dem Stimmengewirr ein Laut zu mir, der mein Herz für eine Sekunde zum Stillstand bringt und es dann laut hämmernd in meinem Kopf pochen lässt. Habe ich da gerade seine Stimme gehört? Ich fahre blitzartig herum und durchpflüge die Menge mit meinen Blicken. Meine Augen scannen hektisch alle Frauen, Kinder und Männer, bis ich ihn sehe. Er steht im Eingang des Cafés, so als wollte er gleich gehen und verabschiedet sich von einem anderen Mann. Ich starre ihn an und alle anderen Menschen um mich herum verschwinden in einer Schleierwolke. Als ob er meinen Blick gespürt hätte, wandert seine Aufmerksamkeit plötzlich in meine Richtung und er starrt für eine Sekunde zurück. Wir sehen uns nur an, als ob es außer uns nichts anderes mehr gäbe auf der Welt. Dann plötzlich dreht er sich weg und läuft zur Straße, wo er in ein Auto steigt und rasch davonfährt.
    «Kennst du den Mann?»,
    Jasmin reißt mich aus meiner Trance.
    «Äh, was?»
    «Du hast dem Mann da nachgeschaut! Hast du was mit ihm?», fragt sie hartnäckig nach.
    «Es ist der Priester, dem ich gebeichtet habe und na ja, ich hab ihn geküsst!»
    Jasmin starrt mich ungläubig an und dann lacht sie kopfschüttelnd.
    «Was? Das glaube ich jetzt nicht! Du hast gebeichtet? Du hast doch sonst nichts mit Kirche am Hut! Und dann machst du dich auch noch an den Priester ran?«
    «Es war ja auch eher Zufall, dass ich in dem Beichtstuhl gelandet bin und na ja, ich hab nicht wirklich gebeichtet, wir haben uns nur unterhalten. Und als ich dann in der Bibliothek seine Stimme gehört habe und versehentlich in seine Arme gefallen bin, ist es so über mich gekommen mit dem Kuss!»
    Jasmin schüttelt noch immer ungläubig den Kopf.
    «Das klingt für mich alles fast wie eine verdammt verrückte 'Dayly Soup'. Außerdem ist der Mann ja förmlich geflüchtet, als er dich sah. Oder kam mir das nur so vor?»
    Ich nicke unglücklich.
    «Jana, du solltest dir lieber Männer aussuchen, die auch zu haben sind, sonst machst du es dir nur unnötig kompliziert!»
    «Das weiß ich doch selbst, aber ich habe es mir nun wirklich nicht so ausgesucht und ich bekomme ihn einfach nicht mehr aus meinem Kopf!»
    «Dich hat es also richtig erwischt und er flüchtet auch noch vor dir! Das klingt nicht gerade nach einem wundervoll erfüllten Liebesleben.»
    «Ich scheine einfach kein Glück mit Männern zu haben!»
    Wir genießen noch eine Weile die Atmosphäre des Cafés – zumindest versuche ich es, aber bei mir kommt einfach keine entspannte Stimmung mehr auf. Immer wieder wandern meine Gedanken zu dem Priester, der vor mir davon läuft!
     
    Ich ertappe mich dabei, dass ich die Bibliothek in der nächsten Zeit deutlich öfter aufsuche als sonst. Auch den Beichtstuhl in der Kirche besuche ich täglich. Meistens ist er jedoch nicht besetzt. Drei mal gerate ich an einen anderen Priester. Aus lauter Verlegenheit beichte ich dann eine Sünde, die ich mir gerade ausdenke und verschwinde dann so rasch wie möglich. Wo steckt er nur und wie kann ich diesen Mann wiederfinden? Stundenlang sehe ich mir sein Portrait an und verliere mich in Träumen, in denen wir uns küssen und lieben. Ich muss ihn einfach wiedersehen! Es vergehen drei lange Wochen, in denen ich nicht das geringste Lebenszeichen von ihm entdecke. Zwischenzeitlich holt Paul Lisa zu einem Wochenendausflug ab. Ich vermeide es, mit Paul zu sprechen und schicke Lisa zu ihm hinaus, statt ihn hereinzubitten. Auf keinen Fall will ich ihm erneut die Gelegenheit bieten, alte Wunden aufzureißen. Dann geschieht etwas, das mich endlich auf eine Spur bringt:
    «Mom, ich brauch für Kunst ein paar neue Pinsel! Kann ich  von dir welche haben?», fragt mich Lisa eines Tages.
    «Klar, Schatz, bedien dich!»
    Ich höre aus der Küche, wie Lisa meinen Malbereich betritt und in meinen Pinseln herum kramt.
    «Sag mal, hat Pater Siebert bei dir ein Portrait bestellt?»
    «Wer?», rufe ich verwirrt.
    Und dann geht mir ein Licht auf.
    «Äh, ja, genau!», rufe ich rasch und laufe aufgeregt zu Lisa ins Wohnatelier hinüber. «Woher kennst du ihn, Lisa?»
    «Na, er

Weitere Kostenlose Bücher