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Sakrament der Lust

Sakrament der Lust

Titel: Sakrament der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leah Moorfeld
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unterrichtet an unserer Schule katholische Religion, Philosophie und Ethik.»
    Nur mit Mühe kann ich die Emotionen zurück halten, die in mir herauf brodeln. Der Priester mit den braunen Augen heißt Pater Siebert und ist der Lehrer meiner Tochter!
    «Und du hast also Ethik bei Herrn Siebert?», frage ich so beiläufig wie möglich.
    «Ja, genau!», antwortet Lisa, als sie mit den Pinseln in der Hand zwischen den japanischen Wänden hervortritt. «Du hast ihn richtig super getroffen! Wofür braucht er das Portrait?»
    «Äh, keine Ahnung! Wie ist er denn so in der Schule?»
    Ich hoffe, nicht allzu interessiert zu klingen.
    «...einer von den Beliebten! Viele Mädels stehen auf ihn!»
    «So, tatsächlich! Und du?»
    «Nö, aber ich finde ihn ganz OK für einen Pfaffen. Er wirkt nicht so heilig abgehoben wie manche andere. War er denn hier, oder hast du vom Foto gemalt?«
    «Äh, vom Foto! Äh und sag ihm bitte nichts davon, es soll eine Überraschung für ihn werden!»
    Gut, dass mir das noch eingefallen ist. Es wäre nicht auszudenken, wenn sich Lisa mit Pater Siebert über das Portrait unterhielte.
    «Ist irgend was? Du schaust so komisch!»
    Oh nein! Sie hat doch etwas gemerkt!
    «Quatsch, alles in Ordnung! Kommt Mike heute wieder vorbei?»
    «Ach, ich weiß noch nicht!»
    Lisas Mine verfinstert sich augenblicklich.
    «Habt ihr Streit?»
    «Ach, ich mag nicht drüber reden, Mom!»
    «OK, aber wenn du ein Problem oder Redebedarf hast, kannst du jederzeit zu mir kommen!»
    «Ja, ja, ich weiß! Was gibt’s zum Abendessen?»
    Das Ablenken von kritischen Themen hat Lisa offensichtlich von mir übernommen!
    «Pizzabrötchen!», antworte ich kurz und wir gehen gemeinsam in die Küche.
     

Messe
    An diesem Abend durchkämme ich das Internet nach allem, was ich über diesen Pater Siebert finden kann. Es ist nicht viel, aber ich entdecke den Namen 'Julian Siebert' auf der Kirchenseite. Er ist katholischer Pfarrer im Nachbardorf und hält dort in der Kirche die Messe am Sonntag ab. Mein Herz schlägt schneller bei dem Gedanken, ihn endlich wiederzusehen. Aber soll ich das überhaupt machen? Schließlich ist er vor mir geflüchtet! Ich will ihn sicherlich nicht bedrängen, aber vielleicht kann ich ihn wenigstens aus einiger Entfernung heimlich beobachten! Ich muss auf jeden Fall da hin! Wie weit ich mich dort vorwagen kann, werde ich dann schon sehen.
    Am Sonntag ist es so weit! Lisa verbringt das Wochenende bei Paul und ich schlüpfe von einem Rock in den nächsten, weil ich mich einfach nicht entscheiden kann, was ich anziehe. Es dauert nicht lange und meine gesamte Garderobe liegt verwurstelt auf dem Bett. Ich weiß noch immer nicht, was ich anziehen soll. Es muss feierlich und bieder genug für die Kirche sein, aber weiblich möchte ich trotzdem darin wirken. Ich beginne mit der Anprobe von vorne und entscheide mich endlich für ein dunkelblaues knielanges Kleid, das so weit geschnitten ist, dass meine weiblichen Rundungen zwar zu sehen sind, aber nicht allzu deutlich betont werden. Meine dunkelblonden leicht gewellten Haare trage ich offen. Ich lächle meinem Spiegelbild zu und überlege, was er wohl dachte, als er in der Bibliothek in meine graugrünen Augen blickte. Er hatte mich zwar zurück geküsst, aber was bedeutet das schon bei einem Priester, der einer Frau wahrscheinlich noch nie so nahe kam. Vielleicht überwältigte ihn einfach das Gefühl der körperlichen Nähe und wahrscheinlich hatte seine Erregung mit mir als Person überhaupt nichts zu tun. Da ich in der Bibliothek ja nicht mit ihm gesprochen habe, weiß er noch nicht einmal, dass ich die Frau aus dem Beichtstuhl bin. Diese Überlegungen tragen nicht gerade dazu bei, um mir Mut einzuflößen.
    Ich bin so aufgeregt, wie vor einer Abiturprüfung, als ich mit dem Auto im Nachbardorf auf dem Parkplatz neben der Kirche eintreffe. Mir fällt sofort auf, dass hier viel mehr Andrang herrscht, als in meiner Heimatkirche und auch jede Menge junge Leute in die Kirche strömen. Bei so vielen Menschen kann ich mich vielleicht unauffällig darunter mischen. Ich lasse mich mit der Menge in die Kirche spülen und setze mich weit hinten an die Seite einer Bankreihe. Als sich die Kirche bis zur Hälfte gefüllt hat, betreten ganz in weiß gekleidete Leute den Bereich hinter dem Altar. Obwohl es kühl ist hier drin, schwitze ich unter den Achseln und ich reibe die feuchten Handflächen an einem Taschentuch ab. Der Priester tritt nun durch eine der vorderen Seitentüren

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