Sakrament der Lust
heftig. Die Tür zum Ausgang fällt wieder ins Schloss, als ich sie erstarrt loslasse. Am liebsten würde ich jetzt auf und davon rennen, aber ich bleibe wie versteinert stehen.
«Warum sind Sie hier?», fragt er mit zusammengekniffenen Augen, als er in sicherem Abstand vor mir stehen bleibt.
Darauf kann ich nicht antworten. Dies ist sicherlich nicht die Atmosphäre für ein Liebesgeständnis. Deshalb blicke ich ihn nur mit weit geöffneten Augen an und zucke leicht mit den Schultern. Das scheint ihn zu verwirren.
«Sie wissen genau, was ich meine! Ich will nicht, dass Sie wiederkommen, verstehen Sie?»
Das war mehr als deutlich! Ich senke beschämt den Blick und kämpfe mit den Tränen, die sich in meinen Augen sammeln. Seine heftige Abwehr schmerzt mich zutiefst.
«Es tut mir leid!», bringe ich erstickt hervor, als eine Tränen über meine Wangen fließt.
Ich drehe mich abrupt um und greife nach dem Türgriff, um rasch von hier zu verschwinden. Doch im nächsten Moment packt er mich an der Schulter, dreht mich zu sich herum und starrt mir wieder in die Augen.
«Sie waren mit mir im Beichtstuhl!», platzt er heraus und ich kann die Erregung in seiner Stimme deutlich hören.
«Ja!», flüstere ich und nicke.
Seine Hand lässt mich wieder los, als hätte sie sich an mir verbrannt. Er wirkt aufgewühlt, als ich ihn nun ansehe. Zumindest weiß er jetzt, wer ich bin - ob das nun etwas zu bedeuten hat, oder nicht! Er muss meine Stimme sofort erkannt haben, das ist schon mal kein schlechtes Zeichen. Immerhin ist es fast einen Monat her, dass ich ihm im Beichtstuhl meinen Kummer geklagt habe. Entweder das Gespräch mit mir hat ihm auch etwas bedeutet oder er verfügt einfach über ein hervorragendes Gedächtnis. Ich kann seinem bohrendem Blick nicht länger standhalten und schaue zu Boden.
«Geht es ihnen besser mit dem Liebeskummer?», fragt er plötzlich mit sanfter Stimme und schickt damit einen warmen Schauer durch meinen Körper.
Was soll ich darauf antworten, wo er es doch selbst ist, der mein Denken bestimmt?
«Ich trauere Paul nicht mehr nach!», antworte ich schließlich heiser und sehe ihn wieder prüfend an.
Seine Augen strahlen warme Gefühle aus, als er nickt. Julian! Der Name klingt wundervoll melodisch!
«Warum haben Sie mich in der Bibliothek geküsst?»
Hitze steigt in meinen Kopf und ich beiße mir auf die Lippe. Die Frage schwebt im Raum und ich ringe verzweifelt mit der Antwort.
«E... es kam so über mich! Entschuldigung!», stottere ich schließlich verlegen.
«Nicht, um ihren Exmann eifersüchtig zu machen? Das war doch Ihr Exmann in der Bibliothek, oder?»
Ach so, das denkt er also! Ich sehe ihn wieder prüfend an und seine Blicke bohren sich in meine tiefsten Abgründe. Dieses mal halte ich ihm stand und schüttele langsam den Kopf.
«Nein, nicht wegen meinem Exmann!»
Julians Augen glühen, als er einen Schritt auf mich zugeht. Er wischt mit dem Zeigefinger meine Tränen fort, dann fasst er mich fest bei den Schultern, so als wolle er mich damit auf Distanz halten, legt jedoch seine Stirn auf meine.
«Es gab gleich zwei Frauen, die mir nicht mehr aus dem Kopf gingen – nein - die mich schier in den Wahnsinn trieben und jetzt muss ich feststellen, dass es ein und die selbe ist!»
Seine Nase streicht über meine und ich schließe die Augen.
«Und dabei kenne ich noch nicht einmal Ihren vollen Namen, schöne Frau! Der Mann in der Bibliothek nannte Sie Jana! Ist das richtig?»
«Jana Herbst!», flüstere ich kaum hörbar.
«Jana!», wiederholt er mit unendlicher Zärtlichkeit.
Ich kann das Beben in den Händen fühlen, die noch immer fest auf meinen Schultern ruhen. Ich spüre den Kampf, den er in seinem Inneren austrägt, sehe in sein schmerzverzerrtes Gesicht, das den Widerstreit seiner Gefühle spiegelt. Ich rühre mich nicht, warte ab und sauge die Intensität seiner Gegenwart in mich ein. Die Zeit scheint sich in die Länge zu ziehen, wie ein gedehntes Gummiband und ich nehme nichts anderes mehr um mich herum wahr, als Julians Präsenz.
Dann atmet er tief ein, schlingt seine Arme um meine Taille und zieht mich zu sich heran. Ich fühle die Nähe seines warmen Körpers unter dem weißen Gewand. Wie in Zeitlupe nähern sich seine Lippen und küssen mich innig. Ich weiß gar nicht, wie mir geschieht. Seine heißen Lippen entflammen die lodernde Glut in mir, mein Körper beginnt zu vibrieren und ich zerfließe in seiner Umarmung, wie ein Strom glühender Lava. Meine Hände
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