Sakrament der Lust
ausnahmslos im Anzug. Meine Augen scannen jeden der eintretenden Gäste ab, aber ich kenne kaum jemanden. Plötzlich entdecke ich jemanden, den ich überhaupt nicht erwartet hätte: Paul! Was will der denn hier? Auch Lisa hat ihn gesehen und läuft ihm freudig entgegen.
«Hallo Papa! Da staunst du, was Mama da hinbekommen hat, was?»
«Ja, in der Tat, Lisa!», antwortet Paul mit ehrlicher Anerkennung.
Auch ich gehe auf ihn zu, doch mein Ausdruck bleibt verhalten.
«Hallo Jana! Gratuliere zu der Vernissage!», sagt er mit schmeichelnder Stimme.
Eigentlich will ich ihn beschimpfen, dass er hier einfach ohne Einladung auftaucht, aber weil Lisa dabei ist, schlucke ich den Ärger hinunter. Besser ich ignoriere ihn so weit es geht!
«Danke!», sage ich trocken und greife mir Jasmin, um mich mit ihr in den anderen Teil des Raumes zu verziehen.
Ich setzte gerade an, um mich bei ihr über Paul zu beschweren, da winkt mich Herr Zweig zu sich in das Zentrum des Raumes. Herr Zweig, schlägt den Löffeln gegen ein Glas und die Menge verstummt schlagartig. Ich stehe neben Herrn Zweig und alle Augen sind auf mich gerichtet. Meine Beine kribbeln vor Nervosität und ich suche vergeblich nach einer entspannten Stehposition.
«Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde und Kunstliebhaber, ich bin überaus glücklich, Ihnen heute einen neuen Stern am Künstlerhimmel vorstellen zu dürfen: Jana Herbst! Seit vielen Jahren arbeite ich bereits mit ihr zusammen und ich kann sagen, dass ihre Auftragsarbeiten schon fast legendär sind. Aber heute darf ich Ihnen einen ganz besonderen Leckerbissen sozusagen aus dem Pinsel der Künstlerin präsentieren: künstlerische Genüsse aus purer Emotion und Leidenschaft, Ergüsse der Kreativität und faszinierender Perfektion. Fiebern sie mit mir und mit jedem Bild, das wir nun Werk für Werk für Sie enthüllen werden.»
Die Menge bricht in begeisterten Applaus aus und wir versinken in einem Gewitter aus Blitzlichtern. Die Lobrede von Herrn Zweig lässt mich schweben. So viele Komplimente sind mir unangenehm und ich kämpfe fortwährend gegen das heiße Blut, dass in meine Wangen schießt und sie zum Glühen bringt. Herr Zweig wendet sich dem ersten Bild zu. So aufgeregt war ich in meinem ganzen Leben noch nicht gewesen. Mein Herz pocht fast schmerzhaft gegen meinen Brustkorb. Ich bin unendlich froh, dass Herr Zweig die Reden übernimmt. Das hätte ich nicht im Ansatz so gut gekonnt. Er preist mein Werk in den höchsten Tönen an und als er es schließlich enthüllt, geht ein begeistertes Raunen durch den Raum. Mein zweites Bild erhält ähnliche Anerkennung und bei meinem dritten Werk löst sich die Anspannung langsam von mir. Stattdessen erfüllt mich ein unglaubliches Glücksgefühl. Den Menschen gefallen meine Werke! Ich kann es kaum glauben, dass dies wirklich ein Durchbruch für mich bedeuten kann.
Plötzlich spüre ich eine warme Hand in meiner Hüfte und dann rutscht sie tiefer über meinen Po. Als ich erschrocken den Kopf drehe, blicke ich in Pauls anzügliches Grinsen. Kalte und heiße Schauer laufen über meinen Körper. Ich fasse sein Handgelenk und entwinde mich seiner Berührung.
«Was soll das!», zische ich ihn durch die Zähne an.
Sein Mund nähert sich meinem Ohrläppchen und er beißt sanft hinein, bevor er mir etwas zuflüstert:
«Du siehst einfach zu verführerisch aus heute! Wir könnten doch nachher noch was zusammen trinken gehen, zur Feier des Tages!»
Ich starre ihn entgeistert an. Hat er überhaupt keine Skrupel, mich schon wieder so zu verletzten?
«Was ist mit Tina? Weiß sie eigentlich, dass wir noch mal miteinander geschlafen haben?», flüstere ich wütend.
«Das muss sie alles gar nicht wissen!»
Ich werfe ihm den finstersten aller Blicke zu, während die Menge begeistert klatscht, als vom neunten Bild die Hüllen fallen.
«Wenn mir schon früher klar geworden wäre, was für ein Schuft du bist, hätte ich nicht so lange um dich getrauert!»
«Ach komm, Jana, wir wissen doch beide, dass du mir nicht widerstehen kannst!»
Abermals fährt seine Hand über meinen Hintern. Pauls Finger bohren sich in das Fleisch und bewegen sich um die Hüfte herum auf die Innenseite meiner Schenkel zu. Ich keuche. Er kennt meinen Körper einfach zu gut - weiß genau, wie und wo er mich anfassen muss, damit die Erregung mich ergreift. Und wenn mein Herz jetzt nicht bei jemand anderem gewesen wäre, dann hätte ich ihm wieder mal nichts entgegenzusetzen. Aber jetzt winde
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