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Sakrament der Lust

Sakrament der Lust

Titel: Sakrament der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leah Moorfeld
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mangelnde Bildung sind nur einige Probleme, die den Menschen hier zu Schaffen macht. Aber in meinen Träumen entfliehe ich ihn deine Arme und deinen heißen S...
    Meine Jana, ich hoffe, Dir und Deiner Tochter geht es gut und Du kannst in Deiner Malerei aufgehen. Ich hätte gerne auch ein Bild von Dir – könntest Du mir eines zusenden?
    Heiße Küsse
    Dein Julian'
    Ich lese den Brief wieder und wieder, bis ich fast jedes Wort auswendig kann. Es ist mir schleierhaft, wie ich auf diese Weise ein ganzes Jahr überstehen soll – oder vielleicht auch noch länger! Nicht auszudenken!
    Dann ist es endlich so weit! Der große Tag der Vernissage ist gekommen und ich bringe keinen Bissen von meinem Frühstück herunter vor lauter Aufregung. Herr Zweig hat sein weitreichendes Netzwerk an kunstinteressierten Kontakten aktiviert und auch die Presse eingeladen. Es hat eine gefühlte Ewigkeit gedauert, bis ich endlich das passende Kleid zu meinen Bildern gefunden habe. Es ist wie der überwiegende Teil meiner Werke in verschiedenen Rottönen gehalten, und fällt locker über meine Rundungen, um diese dezent hervorzuheben. Der Stoff reicht mir bis zu den Knöcheln und der Faltenwurf hat etwas vom Gewand griechischer Göttinen. Das gilt allerdings nicht für den weiten Rückenausschnitt, der trotz der Länge des Kleides dafür sorgt, dass noch genügend von meiner nackten Haut zu sehen ist – ich will ja nicht prüde wirken. Es steht noch der Termin beim Frisör aus, der meine wilde Haarpracht in kunstvoll geschwungene Wellen verwandeln soll. Vom Küchenfenster aus sehe ich Jasmin auf der Straße. Ich öffne die Tür in dem Augenblick, als sie die Hand zur Klingel ausstreckt.
    «Na das war aber mal eine schnelle Reaktion!», lobt sie grinsend. «Du bist ganz schön aufgeregt, was?»
    «Ich zittere und bebe am ganzen Körper!»
    «Verständlich! Die Bilder sind schon dort, oder?»
    «Natürlich! Herr Zweig hat sie gestern Nachmittag abgeholt.»
    «Kann ich dir irgendwie helfen?»
    «Ich glaube nicht! Mir ist so schlecht, ich könnte mich fortwährend übergeben.»
    «Beruhige dich! Es wird alles perfekt laufen, du wirst sehen! Das ist dein großer Tag!»
    «Weshalb bist du überhaupt vorbei gekommen?»
    «Na, ich wollte dir helfen, die Aufregung in den Griff zu bekommen.»
    «Das ist wirklich lieb von dir, aber ich habe gleich einen Termin beim Frisör. Wir können uns später um vier Uhr hier treffen und dann gemeinsam mit Lisa zur Vernissage fahren.»
    «Gut, Jana, dann bis um vier bei dir! Und halt die Ohren steif!»
     
    Wir treffen zu dritt in dem großen Ausstellungsraum ein, den uns eine der ansässigen Firmen zur Verfügung gestellt hat. Im Zentrum steht ein großer Tisch mit Kanapees, Sekt und Gläsern. An den Wänden hängen meine Bilder. Es wurden extra Lampen installiert, die die Bilder optimal ausleuchten. Allerdings sieht man im Augenblick noch nichts von den Werken, weil jedes von einem schwarzen Seidentuch verschleiert wird. Herr Zweig möchte eines nach dem anderen präsentieren und dann erst die Schleier einzeln lüften.
    «Wow, Mom, ich bin super stolz auf dich!», sagt Lisa bewundernd, als sie sich im Saal umsieht. «Und du siehst genial aus! Kannst du mir das Kleid auch mal borgen – vielleicht für den Schulball?»
    «Klar, aber ich fürchte, es wird dir viel zu weit sein!»
    Lisa begutachtet die Kanapees und steckt sich eines der Spießchen in den Mund.
    «Lisa! Bitte warte doch, bis es so weit ist!», ermahne ich sie.
    Meistens ist sie ja ganz umgänglich für dieses Alter, aber hin und wieder bricht dann doch der pubertierende Teenager in ihr durch.
    «Wann genau kommt dieser Herr Zweig?», fragt Jasmin.
    «Eigentlich müsste er schon da sein!», antworte ich und genau in diesem Augenblick steht er auch schon in der Tür und begrüßt uns mit einem strahlenden Lächeln.
    «Sie sehen hinreißend aus, Frau Herbst! Sie müssen nur aufpassen, dass Sie mit Ihrer Erscheinung den Bildern keine Konkurrenz machen!»
    Puh! Ich nicke verlegen zu dem ungewohnt persönlichen  Kompliment zu meiner Person, da Herr Zweig mir bislang eher trocken vorkam und mit Schmeicheleien äußerst sparsam umging.
    «In fünf Minuten werde ich die Türen öffnen und die Besucher einlassen!»
    Die fünf Minuten vergehen quälend langsam und ich laufe unruhig hin und her, bis es endlich so weit ist. Herr Zweig läuft zum Haupteingang und lässt die Leute herein strömen. Alle sind schick zurecht gemacht und die Männer kommen fast

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