Sakrileg – The Da Vinci Code: Inkl. Leseprobe aus „Inferno“
hätte er ihn, Langdon – einen Außenstehenden –, in die Sache hineinziehen sollen?
In diesem Puzzle fehlt ein Stück.
Die Lösung der offenen Fragen musste offensichtlich noch warten.
Langdon und Sophie blickten auf, als der Motor plötzlich langsamer lief. Schotter knirschte unter den Reifen. Warum biegt Vernet schon von der Schnellstraße ab? , fragte sich Langdon. Hatte er nicht gesagt, er wolle sie sicherheitshalber ein gutes Stück aus der Stadt hinausfahren?
Der Lieferwagen verlangsamte weiter bis zum Schritttempo und fuhr über unerwartet holpriges Gelände. Mit einem unbehaglichen Blick zu Langdon klappte Sophie hastig den Kasten mit dem Kryptex zu und verriegelte das Schloss. Langdon schlüpfte wieder in sein Jackett.
Schließlich hielt der Lieferwagen. Die Schlösser der Hecktür wurden entriegelt. Beim Aufschwingen der Tür konnte Langdon zu seiner Überraschung erkennen, dass sie sich weitab der Straße in einem Waldgebiet befanden.
Vernet trat ins Blickfeld, eine Pistole in der Hand. Es war ihm anzusehen, dass er sich nicht wohl in seiner Haut fühlte.
»Tut mir Leid, aber mir bleibt keine andere Wahl«, sagte er.
49. KAPITEL
A ndré Vernet hielt die Waffe unbeholfen in der Hand, doch in seinen Augen lag eine Entschlossenheit, die Langdon lieber nicht auf die Probe stellen wollte.
»Ich fürche, ich kann Ihnen das nicht ersparen«, sagte Vernet und richtete die Pistolenmündung auf Sophie. »Stellen Sie den Kasten auf den Wagenboden.«
Sophie drückte das Kästchen an die Brust. »Sagten Sie nicht, Sie und mein Großvater seien Freunde gewesen?«
»Ich habe die Pflicht, das Eigentum Ihres Großvaters zu beschützen«, sagte Vernet. »Genau das tue ich. Und jetzt stellen Sie endlich den Kasten auf den Boden!«
»Mein Großvater hat ihn aber mir anvertraut«, erklärte Sophie.
»Nun machen Sie schon!«, sagte Vernet und hob drohend die Waffe.
Sophie setzte das Kästchen vor ihren Füßen ab.
Langdon sah den Lauf der Waffe zu sich herüberschwenken.
»Mr Langdon«, sagte Vernet, »Sie werden jetzt so freundlich sein, mir den Kasten zu bringen. Sie sollen wissen, warum ich mich mit dieser Bitte an Sie wende: Weil ich bei Ihnen keine Skrupel habe, den Abzug zu betätigen.«
Langdon starrte den Bankier fassungslos an. »Warum tun Sie das?«
»Was glauben Sie wohl?«, zischte Vernet. »Weil ich verpflichtet bin, die Vermögenswerte meiner Kunden zu schützen!«
»Jetzt sind aber wir Ihre Kunden«, sagte Sophie.
Vernets Miene wurde abweisend. »Mademoiselle Neveu, ich weiß nicht, wie Sie heute Nacht in den Besitz des Schlüssels und der Depotnummer gelangt sind, aber es liegt doch auf der Hand, dass es dabei nicht mit rechten Dingen zugegangen ist. Hätte ich gewusst, dass Sie bis zum Hals in kriminellen Machenschaften stecken, hätte ich Ihnen niemals zur Flucht aus meiner Bank verholfen.«
»Ich habe Ihnen doch gesagt, dass wir nichts mit dem Tod meines Großvaters zu tun haben!«, rief Sophie.
»Weshalb wird dann im Radio gemeldet, dass Sie nicht nur wegen des Mordes an Jacques Saunière gesucht werden, sondern auch wegen der Ermordung von drei anderen Männern?«
»Was? Damit haben wir nichts zu tun!«, rief Langdon protestierend. Er war wie vor den Kopf geschlagen. Noch drei Morde? Die Zahl ging ihm mehr unter die Haut als die Tatsache, dass er der Hauptverdächtige war. Das konnte kaum noch ein Zufall mehr sein. Waren die drei getöteten Männer die drei Seneschalle? Langdons Blick richtete sich auf das Rosenholzkästchen auf dem Wagenboden. Falls die drei Seneschalle tatsächlich einem Mord zum Opfer gefallen sind, hatte Jacques Saunière keine andere Wahl. Dann musste er den Schlussstein außerhalb der Reihen des Ordens weitergeben.
»Was Sie damit zu tun haben«, erwiderte Vernet auf Langdons Bemerkung, »soll die Polizei ermitteln, sobald ich Sie abgeliefert habe. Ich habe meine Bank schon viel zu tief in die Sache hineingeritten.«
Sophie starrte Vernet in die Augen. »Wenn Sie vorhätten, uns bei der Polizei abzuliefern, hätten Sie nur zu Ihrer Bank zurückzufahren brauchen. Stattdessen kutschieren Sie uns ins Grüne und halten uns eine Waffe unter die Nase. Was soll das?«
»Ihr Großvater hat meine Dienste aus einem einzigen Grund in Anspruch genommen – damit seine Effekten sicher aufgehoben sind und von der Bildfläche verschwinden. Was immer in diesem Kasten steckt, ich habe nicht die Absicht, es zum nummerierten Beweisstück eines Strafverfahrens werden zu
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