Sakrileg – The Da Vinci Code: Inkl. Leseprobe aus „Inferno“
…«
»Überlassen Sie gefälligst mir die Entscheidung, wen ich vor mir habe!« Teabing wies mit dem Finger auf den Flur. »Verschwinden Sie jetzt.«
Der Butler schwieg gekränkt und schlich wie ein begossener Pudel davon.
Durch die offene Verandatür strich kühl die Nachtluft herein. Teabing wandte sich wieder Sophie und Langdon zu. »Jetzt aber keine Mätzchen mehr! Was wissen Sie über den Schlussstein?«
Silas kauerte im dichten Gebüsch vor Teabings zum Arbeitsraum umfunktionierten Ballsaal. Er hielt den Griff der Pistole umklammert und äugte durch die offene Glastür. Vor wenigen Augenblicken erst war er zur Rückseite des Gebäudes geschlichen und hatte Langdon und die Frau in dem großen Saal miteinander reden sehen. Doch bevor Silas etwas unternehmen konnte, war ein Mann auf Krücken in den Saal gekommen, hatte Langdon beschimpft, die Verandatür aufgerissen und seine Gäste barsch zum Gehen aufgefordert. Dann hatte die Frau etwas von einem Schlussstein gesagt, und mit einem Schlag hatte die Situation sich vollkommen geändert. Aus der lautstarken Auseinandersetzung war Geflüster geworden, die Wogen hatten sich geglättet – und die Glastür war wieder geschlossen worden.
Im Dunkeln kauernd, spähte Silas durch die Scheiben. Der Schlussstein befindet sich irgendwo hier im Château! Der hünenhafte Albino konnte es geradezu körperlich fühlen.
Auf gute Deckung bedacht, schlich er näher an die Scheiben, um zu lauschen, was drinnen gesagt wurde. Silas gab den Personen im Saal fünf Minuten. Wenn bis dahin kein Wort über den Verbleib des Schlusssteins gefallen war, musste er hinein und die Anwesenden mit dem bewährten Mittel der Gewalt zum Reden bringen …
Langdon sah die Verwunderung auf dem Gesicht seines Gastgebers.
»Jacques Saunière soll Großmeister gewesen sein?«, stieß Teabing hervor.
Sophie, der Teabings maßloses Erstaunen nicht entging, nickte.
»Aber wie wollen Sie das denn überhaupt wissen?«
»Jacques Saunière war mein Großvater.«
Teabing taumelte auf seinen Krücken zurück. Sein Blick traf Langdon, der bestätigend nickte. Teabing sah wieder Sophie an. »Miss Neveu, mir fehlen die Worte. Wenn das stimmt, bin ich zutiefst betrübt über Ihren Verlust. Sie müssen wissen, dass ich studienhalber Listen von Pariser Bürgern geführt habe, die nach meiner Einschätzung als Kandidaten für die Mitgliedschaft in der Prieuré in Frage kamen. Neben vielen anderen stand auch Jacques Saunière auf der Liste. Aber Großmeister , sagen Sie? Das fällt mir denn doch schwer zu glauben.« Teabing verstummte nachdenklich und schüttelte den Kopf. »Es spricht zu viel dagegen. Selbst wenn Saunière tatsächlich Großmeister der Prieuré gewesen wäre und den Schlussstein eigenhändig angefertigt hätte, würde er Ihnen niemals anvertraut haben, wie und wo der Stein zu finden ist. Der Schlussstein enthält die Wegbeschreibung zum lange gehüteten Schatz der Prieuré . Enkelin hin oder her, Miss Neveu, Sie gehören keinesfalls zu dem Personenkreis, der in dieses Wissen eingeweiht werden darf.«
»Saunière lag sterbend am Boden, als er diese Information weitergab«, sagte Langdon. »Er hatte keine andere Wahl.«
»Wozu hätte er eine andere Wahl gebraucht? Es gibt noch drei Seneschalle, die ebenfalls in das Geheimnis eingeweiht sind. Das ist ja das Großartige an diesem Geheimhaltungssystem. Wenn jemand zum Großmeister aufsteigt, rückt ein neuer Mann als Seneschall nach, der bei dieser Gelegenheit neu in das Geheimnis eingeweiht wird.«
»Offenbar haben Sie nur einen Teil der Fernsehnachrichten gesehen«, sagte Sophie. »Außer meinem Großvater wurden heute Nacht drei weitere prominente Pariser Bürger ermordet. Alle auf ganz ähnliche Weise. Und alle scheinen mit brutaler Gewalt zu einer Aussage erpresst worden zu sein.«
Teabing sah sie verblüfft an. »Und Sie nehmen an, diese drei anderen Ermordeten waren …?«
»Die Seneschalle«, vollendete Langdon den Satz.
»Aber wie ist das möglich? Wie soll ein Mörder die vier führenden Köpfe der Prieuré de Sion enttarnt haben? Nehmen Sie mich, zum Beispiel. Nach Jahrzehnten intensivster Nachforschungen kann ich Ihnen kein einziges Mitglied der Prieuré namentlich nennen! Es ist schlichtweg unmöglich, dass die drei Seneschalle und der Großmeister an einem einzigen Tag enttarnt und ermordet wurden.«
»Ich bezweifle, dass ihre Enttarnung das Werk eines einzigen Tages gewesen ist«, sagte Sophie. »Mir kommt die Sache wie ein
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