Sakrileg – The Da Vinci Code: Inkl. Leseprobe aus „Inferno“
durch Heirat mit einem französischen Königsgeschlecht vereinte, woraus eine Dynastie hervorging – die Merowinger.«
Wieder konnte Sophie kaum glauben, was sie da hörte; aber diesmal befand sie sich wenigstens auf vertrautem Terrain. Die Merowinger kannte in Frankreich jedes Schulkind.
»Die …« Sie stockte, denn ihr schwirrte der Kopf. »Die Merowinger haben Paris gegründet …«
»So ist es. Das ist auch einer der Gründe, weshalb die Gralslegenden in Frankreich so üppig ins Kraut geschossen sind. Die Kirche hat immer wieder nach dem Gral suchen lassen, was aber in Wirklichkeit Geheimoperationen zum Zweck der Liquidierung der unliebsamen Königsdynastie gewesen sind. Haben Sie schon einmal von König Dagobert gehört?«
Sophie erinnerte sich vage an eine düstere Episode aus dem Geschichtsunterricht, in der dieser Name eine Rolle gespielt hatte. »War Dagobert nicht ein Merowingerkönig, der im Schlaf durch einen Dolchstoß ins Auge ermordet wurde?«
»Ganz recht. Gegen Ende des siebten Jahrhunderts wurde er von Pippin von Heristal beseitigt, der mit der Kirche unter einer Decke steckte. Diese Bluttat hätte die Dynastie der Merowinger um ein Haar ausgelöscht. Dagoberts Sohn Sigibert war dem Anschlag jedoch wie durch ein Wunder entgangen und erhielt das Königsgeschlecht am Leben, aus dem später auch Gottfried von Bouillon hervorgegangen ist, der Begründer des Ordens der Prieuré de Sion .«
»Eben jener Mann«, sagte Langdon, »der den Tempelrittern aufgetragen hat, die Sangreal-Dokumente aus den Ruinen des salomonischen Tempels zu bergen, um in den Besitz des Beweises der Blutsverwandtschaft der Merowinger mit Jesus Christus zu gelangen.«
Teabing nickte und seufzte tief. »Die Prieuré de Sion unserer Tage sieht sich mit drei schwierigen Aufgaben von großer Tragweite konfrontiert. Sie muss die Sangreal-Dokumente, die Grabstätte Maria Magdalenas und die Nachkommenschaft Christi hüten und beschützen – die wenigen Nachfahren des merowingischen Königshauses, die heute noch unter uns leben.«
Der Nachhall des letzten Satzes hing bedeutungsschwer in dem großen Saal. Sophie spürte eine merkwürdig vibrierende Resonanz im Körper, als hätte Teabings Aussage eine neue Wahrheit in ihrem Innern in Schwingung versetzt. Nachkommen Christi, die heute noch unter uns leben. Wieder wisperte die Stimme des Großvaters in ihrem Ohr. Prinzessin, ich muss dich in das Geheimnis deiner Familie einweihen.
Es lief ihr eiskalt über den Rücken.
Königliches Geblüt.
Sie konnte es sich einfach nicht vorstellen.
Prinzessin Sophie.
»Sir Leigh?« Das Krächzen der Stimme des Butlers aus der Sprechanlage an der Wand ließ Sophie zusammenfahren. »Darf ich Euer Lordschaft einen Moment in die Küche bitten?«
Teabing verzog verärgert das Gesicht. Er ging zu der Anlage und drückte auf die Sprechtaste. »Rémy, es dürfte Ihnen bekannt sein, dass ich mich ungestört meinen Gästen widmen möchte. Falls wir etwas brauchen, werden wir uns selbst zu helfen wissen. Danke und gute Nacht.«
»Bitte, noch ein letztes Wort, Sir, bevor ich mich zurückziehe.«
Teabing grunzte ungehalten und drückte die Taste. »Aber schnell, Rémy.«
»Es handelt sich um eine Haushaltsangelegenheit, Sir, die ich Ihren Gästen nicht zumuten möchte.«
Teabing machte ein fassungsloses Gesicht. »Das hat doch wohl bis morgen Zeit!«
»Leider nicht, Sir. Es dauert nur eine Minute.«
Teabing verdrehte die Augen. »Manchmal frage ich mich, wer hier wen bedient.« Er seufzte, warf einen hilflosen Blick zu Sophie und Langdon und drückte wieder die Sprechtaste. »Gut, Rémy, ich komme. Soll ich gleich das gebrauchte Geschirr mitbringen?«
»Bitte nur Ihre Gewogenheit, Sir.«
»Rémy, ich brauche wohl nicht zu betonen, dass Sie das Ausbleiben einer Kündigung nur Ihrem steak au poivre zu verdanken haben.«
»Gewiss, Euer Lordschaft, wenn Sie es sagen.«
61. KAPITEL
P rinzessin Sophie.
Wie vor den Kopf geschlagen, lauschte Sophie dem rhythmischen Klacken von Teabings Krücken, das sich den Gang hinunter entfernte. Sie sah Langdon entgeistert an, doch der schüttelte den Kopf, als hätte er ihre Gedanken erraten.
»Nein, Sophie«, flüsterte er und blickte sie ermutigend an. »Dieser Gedanke war mir selbst schon gekommen, als ich erkannt habe, dass Ihr Großvater zur Prieuré gehörte und Ihnen ein Geheimnis über Ihre Abstammung anvertrauen wollte. Aber es kann einfach nicht sein. Saunière ist kein merowingischer Name«,
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