Sakrileg – The Da Vinci Code: Inkl. Leseprobe aus „Inferno“
wohl geplantes décapiter vor, ein präziser Schlag zur Enthauptung. Mit dieser Technik rücken wir beim DCPJ der organisierten Kriminalität zu Leibe. Wenn unsere Polizei eine bestimmte Gruppierung ausschalten will, wird sie über Monate hinweg überwacht, bis wir sämtliche Köpfe der Organisation namentlich kennen. Erst dann wird in einer genau abgestimmten Aktion zugeschlagen und die gesamte Führung gleichzeitig verhaftet. Damit ist die Organisation gleichsam enthauptet. Sie ist führungslos und versinkt im Chaos, was in den meisten Fällen weitere Informationen hervorbringt. Möglicherweise hat jemand über lange Zeit die Prieuré geduldig belauert und dann zugeschlagen, in der Hoffnung, dass die Führungsebene das Geheimnis des Schlusssteins preisgibt.«
Teabing wirkte nicht überzeugt. »Aber diese Männer würden niemals reden. Sie haben ein Gelübde abgelegt, das Geheimnis zu hüten, selbst angesichts des Todes!«
»Eben«, sagte Langdon. »Wenn diese Männer das Geheimnis nicht preisgeben, aber getötet werden …«
Teabing schnappte nach Luft. »… wäre das Geheimnis vom Versteck des Heiligen Grals für immer verloren!« Er schien unter dem Gewicht dieser Vorstellung zu wanken, ließ sich in einen Sessel sinken und starrte durch die Scheiben nach draußen.
Sophie trat zu ihm. »Wenn man die verzweifelte Lage meines Großvaters bedenkt, halte ich es für möglich, dass er das Geheimnis an eine außen stehende Person weitergeben musste – eine Person, die er für vertrauenswürdig hielt. Jemand aus seiner Familie. Jemand wie mich.«
Teabing war blass geworden. »Aber wer sollte in der Lage sein, die Prieuré so gründlich auszuspionieren und einen solchen Schlag zu führen …« Er verstummte, und ein Ausdruck des Entsetzens erschien auf seinem Gesicht. »Für ein Unterwanderungsmanöver dieses Kalibers kommt nur eine einzige Macht in Frage. Die älteste Feindin der Prieuré de Sion .«
Langdon sah Teabing an. »Die Kirche?«
»Wer sonst? Rom ist seit Jahrhunderten hinter dem Gral her!«
Sophie war skeptisch. »Sie glauben, die Kirche hätte meinen Großvater auf dem Gewissen?«
»Es wäre nicht das erste Mal in der Geschichte, dass die Kirche gemordet hätte, um sich zu schützen«, sagte Teabing. »Die Dokumente, die zum Heiligen Gral gehören, sind hochbrisant. Die Kirche hat seit Jahrhunderten versucht, ihrer habhaft zu werden, um sie zu vernichten.«
Langdon war skeptisch, was Teabings Theorie betraf, die moderne Kirche würde zum Mittel des plumpen Mordes greifen, um sich Dokumente oder anderes zu verschaffen. Er hatte den neuen Papst und viele Kardinäle persönlich erlebt und wusste, dass diese Männer niemals ein Attentat gutheißen würden. Egal, was auf dem Spiel steht.
Sophie schien ähnliche Überlegungen anzustellen. »Wäre es nicht möglich, dass die Mitglieder der Bruderschaft von jemandem umgebracht wurden, der außerhalb der Kirche steht? Jemand, der die wahre Natur des Heiligen Grals überhaupt nicht kennt? Der Kelch Christi wäre schließlich eine ungeheure Verlockung. Schatzsucher haben schon für viel weniger getötet.«
»Nach meiner Erfahrung«, sagte Teabing, »legen die Menschen sich viel mehr ins Zeug, um zu vermeiden, wovor sie Angst haben, als um sich zu verschaffen, was sie begehren. Für mich riecht dieser Anschlag auf die Prieuré nach Verzweiflung.«
»Sir Leigh«, sagte Langdon, »ich halte Ihre Überlegung für widersinnig. Warum sollten Mitglieder der katholischen Geistlichkeit Mitglieder der Prieuré ermorden, um in den Besitz von Dokumenten zu gelangen, die in ihren Augen ohnehin falsche Informationen beinhalten?«
Teabing lachte leise. »Ihre Geistesschärfe hat im Elfenbeinturm von Harvard offenbar gelitten, Robert. Ganz recht – der römische Klerus ist mit einem alles überwindenden Glauben gesegnet, der ihm die Kraft gibt, sämtliche Stürme abzuwehren, wozu auch die Dokumente gehören, die alles in Frage stellen, was diesen Leuten lieb und teuer ist. Aber wie steht es mit jenen, denen diese Gewissheit des Glaubens fehlt? Was ist mit denen, die sich angesichts der grausamen Geschehnisse in unserer Welt fragen, wo Gott geblieben ist? Was ist mit denen, die angesichts der skandalösen Vorgänge in der Kirche die Frage stellen, wer eigentlich die Männer sind, die angeblich das Wort Gottes verkünden und gleichzeitig schamlos lügen, um den sexuellen Missbrauch von Kindern durch ihre eigene Priesterschaft zu vertuschen?« Teabing hielt inne.
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