Sakrileg – The Da Vinci Code: Inkl. Leseprobe aus „Inferno“
einmal über Nacht in dieser Kirche untergestellt worden sein«, flüsterte Teabing Sophie zu. »Stellen Sie sich das vor – die vier Truhen mit den Dokumenten und der Sarkophag Maria Magdalenas hier, mitten in dieser Kirche! Bei dem Gedanken läuft es mir kalt den Rücken herunter.«
Beim Eintritt in den Rundbau lief es auch Langdon eiskalt über den Rücken. Sein Blick folgte der Rundung der bleichen, steinernen Mauern und nahm die Skulpturen von Dämonen, Ungeheuern und verzerrten menschlichen Gesichtern in sich auf, die in den Innenraum starrten. Unter den Skulpturen verlief eine steinerne Sitzbank rings um den gesamten Raum. »Ein Rundtheater«, murmelte er.
Teabing wies mit einer Krücke erst rechts, dann links in den Hintergrund des Rundbaus. Langdon hatte bereits gesehen, was er meinte.
Zehn steinerne Ritter.
Fünf auf der linken Seite, fünf auf der rechten.
Auf dem Rücken ausgestreckt ruhten die aus Stein gehauenen Figuren in voller Rüstung mit Schwert und Schild friedlich auf dem Boden. Angesichts der Grabplatten beschlich Langdon das Gefühl, dass jemand die Ritter heimlich im Schlaf mit flüssigem Gips übergossen hatte. Die Gestalten waren vom Alter stark gezeichnet, dennoch in ihrer Individualität deutlich zu erkennen: an der Unterschiedlichkeit der Gesichtszüge, der Haltung, der jeweiligen Rüstung und der Wappen auf den Schilden.
In London liegt ein Ritter, den ein Papst begraben.
Langdon bekam weiche Knie, als er tiefer in den Rundbau trat.
Er musste am richtigen Ort sein.
84. KAPITEL
I n einer schmutzigen Gasse unweit der Temple Church lenkte Rémy Legaludec die Jaguar-Limousine hinter einige Müllcon-tainer und hielt. Er stellte den Motor ab und überprüfte die Umgebung. Sie war völlig verlassen. Er stieg aus, um nach hinten zu gehen und in die Passagierkabine zu steigen, in der immer noch der Mönch lag.
Der Hüne schien in ein inbrünstiges Gebet versunken. Er erwachte wie aus einer Trance. Seine Augen blickten Rémy eher neugierig als ängstlich an. Rémy hatte die ganze Nacht schon die Beherrschtheit des Gefesselten bewundert. Nachdem der Mönch sich im Range Rover anfangs noch zur Wehr gesetzt hatte, schien er sich nun in sein Los ergeben und sein Schicksal in die Hände einer höheren Macht gelegt zu haben.
Rémy lockerte seine Fliege und knöpfte den Vatermörderkragen auf. Er hatte das Gefühl, seit Jahren zum ersten Mal richtig Luft zu bekommen. Er öffnete das Barfach der Limousine und schenkte sich einen Wodka ein, den er in einem Zug hinunterstürzte, um sich sogleich ein zweites Glas zu genehmigen.
Bald bist du aller Sorgen ledig.
Er suchte sich aus den Utensilien der Bar einen Kellnerkorkenzieher heraus und klappte die scharfe Klinge auf, die zum Aufschneiden der Zinnfolien teurer Weine diente. An diesem Morgen hatte er der Klinge eine weitaus dramatischere Verwendung zugedacht. Er drehte sich um und sah Silas an.
Angst schlich sich in die roten Augen. Der Mönch zuckte zurück und zerrte an seinen Fesseln.
»Ruhig Blut«, murmelte Rémy und hob die Klinge.
Silas konnte nicht fassen, dass Gott ihn verlassen hatte. Selbst die Qual der Fesselung hatte Silas in eine geistige Übung zu transformieren vermocht, indem er die Schmerzen seiner abgeschnürten Muskeln dem Leiden Christi geopfert hatte. Die ganze Nacht hast du um deine Befreiung gebetet. Silas presste die Lider zusammen, während die Klinge sich auf ihn herabsenkte.
Ein jäher Schmerz jagte durch seine Schulterblätter. Silas schrie auf, unfähig zu begreifen, dass er wehrlos im Heck dieser Limousine sterben sollte. Du hast das Werk Gottes getan! Der Lehrer hat dir seinen Schutz versprochen!
Stechende Hitze breitete sich über Silas’ Schultern und Rücken aus. Vor seinem inneren Auge sah er sein Blut über den Rücken strömen. Ein zweiter stechender Schmerz jagte ihm durch Schenkel und Beine. Die Orientierungslosigkeit, mit der der Körper auf unerträgliche Schmerzen reagiert, setzte ein.
Die Qual hatte inzwischen sämtliche Muskeln erfasst. Silas presste die Lider noch heftiger zusammen. Das letzte Bild seines Lebens sollte nicht der Anblick seines Mörders sein. Er rief sich das Bild des jungen Bischofs Aringarosa vor Augen, wie er vor einer kleinen Kirche in Spanien stand … vor der Kirche, die der Bischof und Silas mit eigenen Händen erbaut hatten. Der Beginn deines Lebens.
Silas kam sich vor, als stünde sein Körper lichterloh in Flammen.
»Hier, trinken Sie das«, sagte der Mann im
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