Sakrileg – The Da Vinci Code: Inkl. Leseprobe aus „Inferno“
gewesen. In einer Ecke des Saales war eine Bibliothekarin damit beschäftigt, einen Tee aufzubrühen und sich auf den bevorstehenden Arbeitstag einzurichten.
»Ein wunderbarer Tag heute«, rief sie zur Begrüßung mit munterem britischen Akzent, ließ den Tee stehen und kam herbei. »Kann ich Ihnen helfen?«
»Ich hoffe«, sagte Langdon. »Mein Name ist …«
»Robert Langdon.« Die Bibliothekarin lächelte ihn an. »Ich weiß, wer Sie sind.«
Langdon durchfuhr der beängstigende Gedanke, Fache könne sein Bild auch an das britische Fernsehen weitergegeben haben, doch das Lächeln der Bibliothekarin belehrte ihn eines Besseren: Langdon hatte sich an diese Augenblicke der unerwarteten Prominenz noch nicht gewöhnt. Andererseits – falls überhaupt jemand sein Gesicht auf Anhieb erkannte, dann wohl eine Bibliothekarin in der Datenbank des Instituts für Religionswissenschaften am King’s College.
»Pamela Gettum«, stellte sie sich vor und hielt Langdon die Hand hin. Sie hatte ein freundliches, kluges Gesicht und eine angenehm fließende Sprechweise. Am Brillenkettchen um ihren Hals hing eine Hornbrille mit dicken Gläsern.
»Erfreut, Sie kennen zu lernen«, sagte Langdon. »Darf ich Ihnen Miss Sophie Neveu vorstellen?«
Nach kurzer Begrüßung wandte die Bibliothekarin sich wieder an Langdon. »Ich habe leider nicht gewusst, dass Sie kommen.«
»Wir wussten es auch nicht. Fall es Ihre Zeit nicht zu sehr in Anspruch nimmt, würden wir uns sehr freuen, wenn Sie uns beim Aufspüren einer Information behilflich sein könnten.«
Pamela Gettum trat von einem Fuß auf den anderen. »Normalerweise bieten wir unseren Service auf Antrag und nach Terminabsprache – es sei denn, natürlich, Sie sind Gast eines unserer Dozenten.«
Langdon schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, wir kommen völlig unangemeldet. Ein guter Bekannter von uns, Sir Leigh Teabing, hat eine sehr hohe Meinung von Ihrem Institut.« Langdon spürte wieder sein schlechtes Gewissen. »Der Historiker von der Royal Society.«
Miss Gettums Züge hellten sich auf. »Du lieber Himmel, ja.« Sie lachte. »Was für ein Sonderling! Ein Besessener! Er kennt nur ein einziges Suchwort: Gral, Gral, Gral. Ich wette, seine Gralssuche bringt ihn noch ins Grab!« Sie sah Langdon an. »Aber wer genügend Zeit und Geld hat, kann sich solche Extravaganzen leisten, nicht wahr? Ein richtiger Don Quichotte, dieser Mann.«
»Besteht denn auch ohne Anmeldung die Möglichkeit, dass Sie uns helfen?«, fragte Sophie. »Es ist sehr dringend.«
Pamela Gettums Blick schweifte durch die leere Bibliothek. »Ich kann schwerlich behaupten, dass ich im Moment überlastet bin«, sagte sie und zwinkerte Langdon und Sophie zu. »Wenn Sie sich in die Benutzerliste eintragen, dürfte niemand etwas dagegen haben. Um was handelt es sich denn?«
»Wir sind auf der Suche nach einem Sarkophag, einer historischen Grabstätte in London.«
»Davon gibt es in dieser Stadt mehr als zwanzigtausend«, meinte Miss Gettum sorgenvoll. »Wissen Sie nichts Konkreteres?«
»Es ist die Grabstätte eines Ritters. Den Namen kennen wir leider nicht.«
»Ein Ritter. Das macht die Sache schon übersichtlicher.«
»Wir haben über diesen Ritter leider nur sehr wenig Informationen«, sagte Sophie. »Hier steht alles, was wir wissen.« Sie hielt der Bibliothekarin einen Zettel hin, auf dem sie die ersten beiden Zeilen des Vierzeilers notiert hatte.
Um nicht das ganze Gedicht preiszugeben, hatten Sophie und Langdon beschlossen, Außenstehenden nur die beiden Zeilen vorzuzeigen, in denen vom Ritter die Rede war. Segmentierte Kryptographie , hatte Sophie es genannt. Wenn ein Geheimdienst eine verschlüsselte Nachricht mit möglicherweise sehr sensiblen Informationen abfing, wurde diese Information stückchenweise von mehreren Sachbearbeitern dechiffriert. Auf diese Weise verhinderte man, dass eine einzelne Person die gesamte entschlüsselte Nachricht zu Gesicht bekam.
Pamela Gettum spürte die Ungeduld Langdons; für ihn schien es beinahe eine Sache von Leben und Tod zu sein. Auch der Frau mit den grünen Augen, die ihn begleitete, war die Nervosität anzumerken.
Die Bibliothekarin setzte sich die Brille auf und studierte das Zettelchen, das sie soeben bekommen hatte.
In London liegt ein Ritter, den ein Papst begraben.
Sein’ Werkes Frucht hat heil’gen Zorn ihm eingetragen.
Sie sah die Besucher an. »Was ist das? Eine Schnitzeljagd für Harvarddozenten?«
Langdon lachte ein wenig gekünstelt. »In
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