Sakrileg – The Da Vinci Code: Inkl. Leseprobe aus „Inferno“
Straucheln und schlug schwer zu Boden. Das Kryptex prallte auf den Steinboden. Ein Splittern, das durch Mark und Bein ging, war zu vernehmen.
Teabing stockte der Aten. Mit vorgestreckten Armen auf dem kalten Steinboden liegend, starrte er beschwörend auf den Marmorzylinder und hoffte wider alle Vernunft, die Glasphiole im Innern möge nicht zersprungen sein.
Essiggeruch breitete sich aus. Teabing fühlte eine kühle Flüssigkeit über seine Finger laufen. Eisiges Entsetzen überfiel ihn. NEIN! Teabing sah förmlich, wie der Papyrus im Innern des Kryptex vom Essig zu Brei verwandelt wurde.
Langdon, du verdammter Narr, was hast du getan? Das Geheimnis des Grals ist für immer verloren!
Teabing brach in unkontrolliertes Schluchzen aus. Der Gral war dahin, alles war zerstört. Er versuchte, das Kryptex auseinander zu zwängen, um wenigstens noch einen letzten Blick auf den in Auflösung begriffenen Wegweiser zu erhaschen. Er zerrte an den Enden des Steinzylinders. Zu seinem maßlosen Erstaunen glitt er widerstandslos auseinander.
Nach Luft schnappend, spähte Teabing hinein. Bis auf ein paar feuchte Glasscherben war der Zylinder leer. Kein Papyrus, der sich in Essig auflöste …
Teabing drehte sich auf den Rücken und blickte zu Langdon hinauf. Sophie war an seine Seite getreten, den Revolver auf Teabing gerichtet.
Die fassungslosen Blicke Teabings richteten sich wieder auf das Kryptex. Jetzt erst sah er, dass die Einstellscheiben nicht mehr willkürlich gegeneinander verdreht waren, sondern dass zwischen den Markierungen ein Wort mit fünf Buchstaben stand.
APFEL
»Der Apfel, von dem Eva verbotenerweise gegessen hat«, sagte Langdon kühl, »was ihr den Zorn Gottes eintrug. Die Erbsünde. Das Symbol für den Untergang des göttlich Weiblichen.«
Teabing traf die Erkenntnis mit schmerzlicher Klarheit. Die Kugel, die man auf Newtons Grabmal vergeblich suchte, konnte nichts anderes sein als der rosige Apfel mit dem prallen Kerngehäuse, der Newton unter einem Apfelbaum auf den Kopf gefallen war und der ihm die Inspiration zu seinem Lebenswerk geliefert hatte.
Seines Werkes Frucht! Das rosige Fleisch mit dem samenschweren Leib!
»Robert!«, stieß Teabing überwältigt hervor, »Sie haben es geschafft, den Schlussstein zu öffnen! Aber wo haben Sie den Wegweiser?«
Langdon griff in die Brusttasche seines Tweedjacketts und zog vorsichtig ein dünnes, offensichtlich uraltes Papyrusröllchen hervor. Nur ein paar Armeslängen von Teabing entfernt rollte er es behutsam auseinander und betrachtete es eingehend. Nach einer Weile glitt ein wissendes Lächeln über seine Züge.
Er weiß es! Teabing war so begierig, an Langdons Wissen teilzuhaben, dass er am ganzen Leib zitterte. Die Erfüllung seines Lebenstraums war zum Greifen nahe. »Nun sagen Sie schon«, flüsterte er. »Bitte, Robert, ich flehe Sie an … sagen Sie mir, was da steht. Noch ist es nicht zu spät.«
Draußen auf dem Gang zum Kapitelhaus näherten sich rasche, schwere Schritte. Seelenruhig rollte Langdon den Papyrus zusammen und steckte ihn zurück in die Tasche.
»Nein!«, rief Teabing schrill und versuchte vergeblich, auf die Beine zu kommen.
Die Tür flog auf. Bezu Fache stürmte in die große Halle, gefolgt von einer Gruppe britischer Polizisten. Faches Blick huschte in die Runde. Als er Teabing hilflos auf dem Boden liegen sah, von Sophie in Schach gehalten, steckte er aufatmend die Waffe ins Holster zurück.
»Agentin Neveu«, wandte er sich dann ungewohnt leise an Sophie, »ich bin erleichtert, Sie und Monsieur Langdon wohlauf zu sehen. Aber Sie hätten meine Anweisung befolgen sollen, sich der Polizei zu stellen.«
Die britischen Polizisten verhafteten Teabing und legten ihm Handschellen an.
Sophie blickte Fache verwundert an. »Wie haben Sie uns aufgespürt?«
Der Capitaine deutete auf Teabing. »Er hat den Fehler gemacht, mit seinem Ausweis herumzufuchteln, um unkontrolliert in diese Kirche zu kommen. Die Wachleute haben im Polizeifunk gehört, dass nach ihm gefahndet wird.«
Teabing gebärdete sich wie ein Wahnsinniger. »Suchen Sie in Langdons Tasche!«, rief er. »Der Wegweiser zum Heiligen Gral! Er ist in Langdons Tasche!« Doch keiner der Beamten reagierte auf diese offenkundig verrückten Äußerungen. Teabing richtete den Blick auf Langdon. »Verraten Sie mir, wo er versteckt ist, Robert. Bitte!« , flehte er.
»Den Gral wird nur finden, wer dessen würdig ist«, sagte Langdon. »Ihre eigenen Worte, Sir Leigh.«
102.
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