Sakrileg – The Da Vinci Code: Inkl. Leseprobe aus „Inferno“
bezichtigt. Ihre Behörde muss sich von Robert Langdon und Sophie Neveu zur Rechenschaft ziehen lassen. Wird das Capitaine Fache den Job kosten?«
Collet lächelte die Reporterin ein wenig abgespannt, aber gleichmütig an. »Ich kann Ihnen versichern, dass Capitaine Fache sehr selten Fehler macht. Ich hatte bislang noch nicht die Gelegenheit, über diese Angelegenheit mit ihm zu sprechen, aber da ich seine Arbeitsweise kenne, darf man wohl davon ausgehen, dass die Fahndung nach Agentin Neveu und Mr Langdon ein Täuschungsmanöver war, um den wahren Mörder aus der Reserve zu locken.«
Die Reporter wechselten überraschte Blicke.
»Zurzeit kann ich noch nicht sagen«, fuhr Collet fort, »ob Mr Langdon und Agentin Neveu in das Spiel eingeweiht waren. Capitaine Fache zieht es üblicherweise vor, bestimmte Schachzüge für sich zu behalten. Allerdings kann ich Ihnen hier und jetzt die Festnahme des wahren Täters durch Capitaine Fache bekannt geben. Mr Langdon und Agentin Neveu befinden sich in Sicherheit und sind wohlauf.«
Als Fache sich wieder Aringarosa zuwandte, spielte ein feines Lächeln um seine Lippen. »Ein guter Mann, dieser Collet.«
Einige Augenblicke vergingen. Fache strich sich mit der Hand über das an die Kopfhaut geklatschte pomadisierte Haar und blickte Aringarosa an. »Exzellenz, bevor ich nach Paris zurückkehre, muss ich noch eine letzte Angelegenheit mit Ihnen klären. Es geht um den Flug nach London, den Sie so spontan unternommen haben. Sie haben den Piloten durch Bestechung veranlasst, den Kurs zu ändern – womit Sie eine ganze Reihe international gültiger Regeln verletzt haben.«
»Ich … ich war völlig verzweifelt«, erwiderte Aringarosa kleinlaut.
»Sicher, sicher. Der Pilot übrigens auch, als meine Leute ihn verhört haben.« Fache griff in die Tasche und holte einen Amethystring mit einer Einlegearbeit hervor, die Mitra und Krummstab zeigte.
Tränen traten Aringarosa in die Augen. Er nahm den Ring entgegen und steckte ihn an den Finger. »Sie waren sehr gut zu mir.« Er ergriff Faches Hand und drückte sie. »Ich danke Ihnen.«
Fache ließ die Geste äußerlich unbewegt über sich ergehen. Er wandte sich ab, trat ans Fenster und blickte geistesabwesend hinaus über die Dächer der Stadt. Als er sich wieder umwandte, wirkte er unsicher. »Exzellenz, wohin führt Sie der Weg von hier?«
Bei Aringarosas Aufbruch am Vorabend in Castel Gandolfo hatte man ihm diese Frage schon einmal gestellt. »Mein zukünftiger Weg dürfte so ungewiss sein wie der Ihre, Capitaine Fache.«
»Ja, mag sein.« Fache zögerte. »Aber ich werde wohl bald in den Ruhestand gehen.«
Aringarosa lächelte. »Ein wenig Glauben kann Wunder bewirken, Capitaine. Nur ein ganz klein wenig.«
104. KAPITEL
R osslyn Chapel – oft auch als die »Kathedrale der Codes« bezeichnet –, erhebt sich knapp zwölf Kilometer südlich von Edinburgh an der Stelle eines alten Mithrastempels. Die von Nachfahren der Tempelritter im Jahr 1446 erbaute Kapelle ist mit einer verwirrenden Fülle von Symbolen aus christlichen, jüdischen, ägyptischen und heidnischen Überlieferungen und aus dem Repertoire der dem Freimaurertum vorangehenden Bauhütten versehen.
Die geographischen Koordinaten der Kapelle stimmen genau mit dem durch Glastonbury verlaufenden Nord-Süd-Meridian überein. Diese longitudinale Rosenlinie wird der Überlieferung zufolge als Markierung von König Artus Insel Avalon betrachtet und gilt als zentrale Bezugsachse der heiligen Geometrie Britanniens. Die heilige Rosenlinie hat Rosslyn – früher schrieb man es Roslin – den Namen gegeben.
Der gedrungene Bau der Kapelle warf lange abendliche Schatten, als Robert Langdon und Sophie Neveu mit ihrem Mietwagen auf den grasbewachsenen Parkplatz am Fuß des Steilhangs vor der Kapelle fuhren. Der kurze Flug von London nach Edinburgh war erholsam gewesen, auch wenn sie in gespannter Erwartung des Kommenden beide keinen Schlaf gefunden hatten. Beim Blick hinauf zu dem Bauwerk, das sich scharf und markant gegen den Abendhimmel abzeichnete, kam Langdon sich vor wie Alice im Wunderland, nachdem sie kopfüber in das Kaninchenloch gefallen war. Das kann nur ein Traum sein. Doch Jacques Saunières letzte Botschaft hätte eindeutiger nicht sein können. Wieder ein Vierzeiler.
The Holy Grail ’neath ancient Roslin waits.
The blade and chalice guarding o’er Her Gates.
Adorned in masters’ loving art, She lies.
She rests at last beneath the starry skies.
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