Sakrileg – The Da Vinci Code: Inkl. Leseprobe aus „Inferno“
Krankenzimmer verlassen hatte und der Bischof allein war, schwand sein Lächeln, und er dachte betrübt an Silas, dessen Leiche man in einem Park gefunden hatte.
Vergib mir, mein Sohn.
Aringarosa hatte großen Wert darauf gelegt, Silas in seinen phantastischen Plan einzubeziehen. Gestern Nacht jedoch hatte Capitaine Fache ihn telefonisch aufgespürt und über seine Verbindung zu einer Nonne befragt, die in Paris, in der Kirche Saint-Sulpice, ermordet aufgefunden worden war. Aringarosa hatte erkannt, dass die Ereignisse eine schreckliche Wendung genommen hatten. Als er dann noch von den vier anderen Morden erfuhr, war aus seinem Erschrecken nacktes Entsetzen geworden. Silas, was hast du getan? Der Lehrer hatte Silas von der Leine gelassen – und Aringarosa konnte mit seinem Schützling keine Verbindung aufnehmen. Der Lehrer hat Silas missbraucht.
Um den schrecklichen Geschehnissen, die Aringarosa mit in Gang gesetzt hatte, ein Ende zu machen, sah der Bischof nur noch eine Möglichkeit: Er musste vor Fache ein umfassendes Geständnis ablegen und sich gemeinsam mit ihm auf Silas’ Spur setzen, um zu verhindern, dass dieser sich vom Lehrer ein weiteres Mal zum Mord missbrauchen ließ.
Aringarosa war todmüde. Er schloss die Augen und lauschte dem Fernsehbericht über die Verhaftung des prominenten britischen Adligen Sir Leigh Teabing. Der Lehrer … vor aller Augen bloßgestellt. Teabing hatte von den Plänen des Vatikans, die Trennung von Opus Dei zu vollziehen, Wind bekommen und Aringarosa zum idealen Bauern in seinem Schachspiel auserkoren.
Wer wäre geeigneter, dem Gral blindlings hinterherzuhecheln als ein Mann, der nichts mehr zu verlieren hat? Einer wie du! Versprach der Gral nicht jedem, der ihn besaß, unermessliche Macht?
Mit falschem französischen Akzent, einem nicht minder falschen frommen Herzen und einem vorgetäuschten Interesse an dem, was er am wenigsten brauchte – Geld –, hatte Leigh Teabing seine Identität raffiniert zu verschleiern gewusst. Aringarosa war viel zu sehr auf den Heiligen Gral versessen gewesen, um Verdacht zu schöpfen. Am Wert des Grals gemessen, war der geforderte Preis von zwanzig Millionen Euro eine Kleinigkeit – und die Zahlung der Abfindung des Vatikans an Opus Dei wäre gerade recht gekommen, um den Handel zu finanzieren. Der Blinde sieht, was er sehen möchte. Der Gipfel von Teabings Dreistigkeit hatte darin bestanden, die Zahlung in Form von Inhaberobligationen der Vatikanbank zu verlangen. Falls etwas schief ging, würde die Spur nach Rom weisen.
»Ich bin erfreut, Sie auf dem Weg der Besserung zu sehen, Exzellenz.«
Aringarosa erkannte sofort die Stimme, die ihn von der Tür her ansprach. Als er die Augen aufschlug, blickte er in ein ernstes Gesicht mit markanten Zügen. Das schwarze Haar des Mannes war straff nach hinten gekämmt, und sein dunkler Anzug spannte sich über seinem breiten Kreuz und dem Stiernacken. »Capitaine Fache«, sagte Aringarosa erfreut. Das Mitgefühl und die Besorgtheit, die der Capitaine in der vergangenen Nacht für Aringarosas Lage aufgebracht hatte, hatten den Bischof erkennen lassen, dass Fache ein viel sanfterer Mann war, als sein barsches Auftreten vermuten ließ.
Der Capitaine trat ins Zimmer und stellte einen schweren schwarzen Diplomatenkoffer auf dem Stuhl am Krankenbett ab. »Ich nehme an, der gehört Ihnen.«
Aringarosa streifte den Koffer mit einem Blick und sah beschämt zur Seite. »Ja … vielen Dank …« Er zögerte. Seine Finger strichen nervös über das weiche Bettzeug. »Capitaine«, sagte er schließlich, »ich habe lange nachgedacht. Darf ich Sie um einen Gefallen bitten?«
»Aber natürlich.«
»Die Hinterbliebenen der Opfer, die Silas in Paris …« Er verstummte und schluckte schwer. »Ich weiß natürlich, dass ich mit Geld nichts gutmachen kann, aber ich möchte Sie dennoch bitten, den Inhalt dieses Koffers unter den Familien der Ermordeten aufzuteilen.«
Faches dunkle Augen musterten Aringarosa längere Zeit. »Eine noble Geste, Exzellenz. Ich werde dafür sorgen, dass Ihrem Wunsch entsprochen wird.«
Bleierne Stille senkte sich über die beiden Männer.
Im Fernsehen war ein schlossartiger Landsitz zu sehen. Ein hagerer französischer Polizeibeamter, der Fache gut bekannt war, stand vor dem Eingangstor und gab Interviews. Fache wandte sich dem Bildschirm zu.
»Leutnant Collet«, sagte eine Reporterin der BBC soeben, »letzte Nacht hat Ihr Capitaine zwei unschuldige Menschen des Mordes
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