Sakrileg – The Da Vinci Code: Inkl. Leseprobe aus „Inferno“
gesorgt, dass dein Bruder und ich untertauchen konnten. Jacques aber stand im Licht der Öffentlichkeit und konnte sich diesen Luxus nicht leisten. Da schien es nur logisch, dass Sophie als die Ältere in Paris blieb, um unter den Fittichen von Jacques und der Prieuré aufzuwachsen und zur Schule zu gehen.« Marie begann zu flüstern. »Die Familie auseinander zu reißen war das Schlimmste, was wir uns je abverlangen mussten. Jacques und ich konnten uns nur sehr selten sehen, und das auch nur in aller Heimlichkeit und unter dem Schutz der Prieuré . Es gibt bestimmte Zeremonien, von denen die Prieuré niemals lassen wird.«
Langdon hatte gespürt, dass die Geschichte tiefer gehen würde – in Dimensionen, die nicht für seine Ohren bestimmt waren –, und hatte sich nach draußen begeben. Während er jetzt zu den Fialen von Rosslyn Chapel hinaufsah, erfasste ihn tiefes Unbehagen über das ungelöste Geheimnis von Rosslyn.
Liegt der Gral wirklich hier in Rosslyn? Und wenn ja, wo sind der Winkel und der Kelch aus Saunières Gedicht?
»Darf ich Ihnen das abnehmen?«, sagte Marie.
»O ja, danke.« Langdon hielt ihr den leeren Kaffeebecher hin.
Sie blickte ihn seltsam an. »Ich habe Ihre andere Hand gemeint, Mr Langdon.«
Als Langdon an sich hinunterschaute, merkte er, dass er in der Linken den Papyrus hielt. »Oh, entschuldigen Sie, natürlich.«
Erheitert nahm Marie den Papyrus an sich. »Ich kenne in Paris einen Mann, der bestimmt sehnsüchtig auf die Rückkehr des Rosenholzkästchens wartet – André Vernet. Er ist ein guter Freund von Jacques. Jacques hat ihm rückhaltlos vertraut. André würde alles tun, um Jacques’ Bitte gerecht zu werden, diesen Kasten zu hüten.«
Und sei es, dir eine Kugel in den Leib zu jagen , dachte Langdon. Er behielt für sich, dass er dem armen Kerl vermutlich die Nase gebrochen hatte. Bei der Erwähnung von Paris fielen ihm die drei Seneschalle ein, die am gleichen Abend wie Saunière ermordet worden waren. »Was geschieht jetzt mit der Prieuré ? Wie geht es mit der Bruderschaft weiter?«
»Das Räderwerk hat sich bereits in Bewegung gesetzt, Mr Langdon. Die Bruderschaft hat Jahrhunderte überdauert, sie wird auch diesen Schlag überstehen. Man findet immer Leute, die für die obersten Ränge geeignet sind und die einen Neuaufbau zustande bringen.«
Langdon hatte schon den ganzen Abend vermutet, dass Sophies Großmutter in engster Beziehung zur Prieuré stand. Schließlich hatte die Bruderschaft von jeher auch Frauen aufgenommen und sogar vier Großmeisterinnen gehabt. Die Seneschalle waren traditionsgemäß Männer – die Wächter –, doch die Frauen wurden in der Prieuré hoch geachtet und konnten von jedem Rang in die führenden Ämter aufsteigen.
Langdon dachte an Teabing und Westminster Abbey. Es schien eine Ewigkeit her zu sein. »Hat die Kirche auf Ihren Mann Druck ausgeübt, damit er am Ende der Zeit die Dokumente nicht veröffentlicht?«
»Um Himmels willen, nein! Das Ende der Zeit ist eine Phantasterei verrückter Fanatiker. In der Doktrin der Prieuré ist mit keinem Wort ein Zeitpunkt für die Enthüllung des Grals festgelegt. Ganz im Gegenteil war die Prieuré stets der Meinung, dass er gar nicht enthüllt werden soll.«
»Niemals?« Langdon war sprachlos.
»Das Geheimnis des Grals, sein Rätsel und die Mythen, die sich um ihn ranken, dienen unseren Zielen besser, als seine Enthüllung es je könnte. Der Reiz des Grals liegt in seiner Unfassbarkeit.« Marie Chauvel schaute zur Kapelle hinauf. »Für manche ist der Gral ein Kelch, der ewiges Leben verspricht. Für andere bedeutet er die Suche nach verlorenen Dokumenten und nach einem Geheimnis der Geschichte. Und für die meisten ist der Gral lediglich eine faszinierende Idee, wie ich vermute … ein wundervoller, phantastischer, aber unerreichbarer Schatz, der uns sogar in der heutigen modernen, chaotischen Welt noch zu inspirieren vermag.«
»Aber wenn die Sangreal-Dokumente im Verborgenen bleiben, wird die Geschichte von Maria Magdalena niemals ans Tageslicht kommen«, wandte Langdon ein.
»Tatsächlich? Schauen Sie sich um! In der bildenden Kunst, in der Musik und der Literatur wird ihre Geschichte erzählt – heute mehr denn je! Das Pendel schlägt wieder zur anderen Seite aus. Wir merken allmählich, wie bedenklich die Gegenwart ist … und wie zerstörerisch der Weg, den wir eingeschlagen haben. Wir spüren immer deutlicher, dass es notwendig ist, das göttlich Weibliche wieder in sein Recht
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