Sakrileg – The Da Vinci Code: Inkl. Leseprobe aus „Inferno“
einander fast zu berühren.
Oben der Kelch. Unten der Winkel.
Winkel und Kelch das Grab bewahrt.
Langdon hörte von ferne Marie Chauvels Worte. Eines Tages werden Ihnen die Augen aufgehen.
Von den Werken der Meister umgeben, die zudem die Werke des ermordeten Großmeisters waren, stand er unter der alten Rosenlinie. Konnte Saunière einen besseren Ort finden, um am Grab des Grals Wache zu halten? Langdon spürte, dass er endlich den Sinn von Saunières letztem Vierzeiler begriffen hatte. Er hob die Augen und schaute durchs Oberlicht. Ein grandioser Sternenhimmel spannte sich über das nächtliche Firmament.
… unters Sternenzelt endlich gerückt!
Wie das Murmeln von Geistern aus der Dunkelheit vernahm Langdon das Echo längst verhallter Worte. Die Suche nach dem Heiligen Gral ist die Wallfahrt zu den Gebeinen Maria Magdalenas. Es ist die Sehnsucht, zu Füßen der Verleugneten auf die Knie zu sinken und zu beten.
Ehrfürchtig kniete Robert Langdon nieder.
Den Bruchteil einer Sekunde glaubte er eine weibliche Stimme zu hören … das Flüstern uralter Weisheit, das aus den Tiefen von Mutter Erde zu ihm drang.
DAN BROWN
PROLOG UND KAPITEL 1
AUS DEM AMERIKANISCHEN ENGLISCH VON AXEL MERZ
FAKTEN
Alle Werke der Kunst und Literatur in diesem Roman existieren wirklich. Die wissenschaftlichen und historischen Hintergründe sind wahr.
»Das Konsortium« ist eine private Organisation mit Büros in sieben Nationen. Ihr Name wurde aus Gründen der Sicherheit und des Datenschutzes geändert.
Inferno ist die Unterwelt, wie in Dante Alighieris Göttlicher Komödie beschrieben, ein kunstvoll ausgearbeitetes Reich, bevölkert von als Schatten bekannten Wesen – körperlosen Schemen, gefangen zwischen Leben und Tod.
PROLOG
Ich bin der Schatten.
Ich fliehe durch die trauernde Stadt.
Durch das ewige Leid hindurch ergreife ich die Flucht.
Ich haste entlang am Ufer des Flusses Arno, atemlos … wende mich nach links in die Via di Castellani, suche meinen Weg nach Norden, drücke mich in die Schatten der Uffizien.
Und sie jagen mich immer weiter.
Ihre Schritte werden lauter, während sie mich mit unerbittlicher Entschlossenheit verfolgen.
Vier Jahre stellen sie mir schon nach. Ihre Beharrlichkeit hat mich in den Untergrund getrieben … mich gezwungen, im Fegefeuer zu leben … unter der Erde zu arbeiten wie ein chthonisches Monster.
Ich bin der Schatten.
Hier über der Erde hebe ich den Blick nach Norden, doch ich finde keinen direkten Weg zur Erlösung … die Berge des Apennin halten das erste Licht der Morgendämmerung zurück.
Ich renne hinter dem Palazzo vorbei mit seinem krenelierten Turm und der Stundenuhr … schleiche hindurch zwischen den Verkäufern auf der Piazza di San Firenze mit ihren heiseren Stimmen und ihrem Geruch nach lampredotto und gegrillten Oliven. Vor dem Bargello biege ich ab nach Westen, nähere mich der Badia und lande vor dem eisernen Tor am Fuß der Treppen.
Jetzt ist kein Zögern mehr erlaubt.
Ich drehe den Knauf und betrete die Passage, von der es kein Zurück mehr für mich gibt. Ich zwinge meine bleiernen Beine die schmale, gewundene Treppe hinauf mit ihren ausgetretenen, abgewetzten Stufen aus narbigem Marmor.
Die Stimmen hallen von unten herauf. Beschwörend.
Sie sind hinter mir, unerbittlich, schließen auf.
Sie begreifen nicht, was kommen wird … ebenso wenig wie das, was ich für sie getan habe!
Undankbares Land!
Während ich emporsteige, überkommen mich die Visionen in schneller Folge … sündige Leiber, die sich in feurigem Regen winden, verfressene Seelen, die in Exkrementen treiben, verräterische Schurken, erstarrt in Satans eisigem Griff.
Ich ersteige die letzten Stufen und erreiche das Ende, stolpere hinaus in die feuchte Morgenluft, dem Tode nah. Ich renne zu der mannshohen Mauer, spähe durch die Scharten. Tief unter mir liegt die gesegnete Stadt, in der ich Zuflucht suche vor jenen, die mich ins Exil getrieben haben.
Die Stimmen rufen laut; sie sind jetzt dicht hinter mir. »Was du getan hast, ist Wahnsinn!«
Wahnsinn bringt Wahnsinn hervor.
»Um Gottes willen!«, rufen sie. »Sag uns, wo du es versteckt hast!«
Um unseres Gottes willen werde ich genau das nicht tun.
Ich stehe jetzt, in die Enge getrieben, mit dem Rücken zum kalten Stein. Sie starren mir tief in die klaren grünen Augen, und ihre Mienen verdunkeln sich, als sie mir nicht länger schmeicheln, sondern unverhüllt drohen. »Du weißt, dass wir unsere Methoden haben. Wir
Weitere Kostenlose Bücher