Sakrileg – The Da Vinci Code: Inkl. Leseprobe aus „Inferno“
silbergraues Haar fiel ihr in gelockten Kaskaden über die Schultern. Um den Hals trug sie ein Amulett aus Lapislazuli – eine Schlange, die sich um einen Stab wand.
Langdon war sicher, dass er die Frau kannte … dass er ihr vertraute. Aber … woher? Warum?
Sie deutete auf ein sich windendes Paar Beine, das aus dem Erdreich ragte und anscheinend einer armen Seele gehörte, die mit dem Kopf voran bis zur Hüfte eingegraben worden war. Auf dem blassen Oberschenkel des Mannes war ein einzelner Buchstabe zu erkennen, geschrieben mit Schlamm, ein R .
R? , dachte Langdon unsicher. Wie in Robert? »Bin … bin ich das?«
Das Gesicht der Frau war ausdruckslos. Suche und finde , wiederholte sie.
Unvermittelt erstrahlte sie in weißem Licht … schwach zuerst, dann heller und heller. Ihr gesamter Leib fing an zu vibrieren, bis sie unter ohrenbetäubendem Donnerhall in tausend splitternde Scherben aus Licht zerbarst.
Langdon fuhr schreiend hoch. Er war mit einem Schlag wach.
Das Zimmer war hell erleuchtet. Er war allein. Der scharfe Geruch nach medizinischem Alkohol hing in der Luft, und irgendwo pingte eine Maschine in leisem, rhythmischem Einklang mit seinem Herzschlag. Langdon hob den rechten Arm ein wenig, doch sogleich durchfuhr ihn ein stechender Schmerz. Er blickte an sich hinunter und sah einen intravenösen Tropf in seinem Unterarm.
Sein Puls ging schneller, und die Maschine hielt mit ihm mit. Das leise Pingen wurde drängender.
Wo bin ich? Was ist passiert?
Langdons Hinterkopf pochte – ein nagender, anhaltender Schmerz. Behutsam tastete er mit der linken Hand nach der Ursache für seine Kopfschmerzen. Unter dem verfilzten Haar fand er eine verkrustete Narbe: etwa ein Dutzend Stiche.
Er schloss die Augen und versuchte, sich an einen Unfall zu erinnern.
Nichts. Völlige Leere.
Denk nach.
Nichts außer Dunkelheit.
Ein Mann in einem OP-Kittel stürmte herein, offensichtlich alarmiert durch Langdons rasenden Herzmonitor. Er hatte einen zottigen Bart mit buschigem Schnäuzer und freundliche Augen, die unter den dichten Brauen eine besonnene Ruhe ausstrahlten.
»Was … was ist passiert?«, stieß Langdon hervor. »Hatte ich einen Unfall?«
Der bärtige Mann legte den Zeigefinger an die Lippen, eilte auf den Korridor hinaus und rief nach einer zweiten Person.
Langdon drehte den Kopf, doch die Bewegung sandte einen brennenden Schmerz durch seinen Schädel. Er atmete tief durch und wartete, bis der Schmerz nachließ. Dann nahm er seine sterile Umgebung sehr, sehr vorsichtig und methodisch in Augenschein.
Das Krankenzimmer hatte nur ein einziges Bett. Keine Blumen, keine Karten. Langdon entdeckte seine Kleidung auf einem Tresen, ordentlich gefaltet und in einer transparenten Plastiktüte verstaut. Alles war voller Blut.
Mein Gott. Es muss schlimm gewesen sein.
Behutsam wandte Langdon den Kopf zum Fenster. Draußen war es dunkel. Nacht. Hinter der Scheibe war nichts zu erkennen, er sah nur sein Spiegelbild – das Bild eines aschfahlen Fremden, bleich und erschöpft, angeschlossen an Schläuche und Drähte und umgeben von medizinischen Apparaten.
Auf dem Gang näherten sich Stimmen, und Langdon richtete den Blick zur Tür. Der Arzt kehrte zurück, in Begleitung einer Frau.
Sie sah aus wie Anfang dreißig, trug den gleichen blauen Kittel wie ihr Kollege und hatte die blonden Haare zu einem dicken Pferdeschwanz zurückgebunden, der beim Gehen rhythmisch pendelte.
»Mein Name ist Dr. Sienna Brooks«, stellte sie sich vor und lächelte Langdon an. »Dr. Marconi und ich arbeiten heute Nacht zusammen.«
Langdon nickte schwach.
Sie war groß und schlank und bewegte sich energisch wie eine Athletin. Selbst in ihrem unförmigen Kittel strahlte sie eine geschmeidige Eleganz aus, und sie schien völlig ungeschminkt zu sein, was ihre ungewöhnlich glatte Haut zusätzlich betonte. Ihr einziger Makel war ein winziger Schönheitsfleck dicht über der Oberlippe. Die Augen der Ärztin waren von einem sanften Braun und wirkten ungewöhnlich ernst, als habe die junge Frau in mehr dunkle Abgründe geblickt als die meisten Menschen ihres Alters.
»Dr. Marconi spricht nicht so gut Englisch«, sagte sie und setzte sich neben ihn. »Er hat mich gebeten, Ihr Aufnahmeformular auszufüllen.« Sie schenkte ihm ein weiteres Lächeln.
»Danke«, krächzte Langdon.
»Okay, fangen wir an«, fuhr sie in geschäftsmäßigem Ton fort. »Wie heißen Sie?«
Er brauchte einen Augenblick. »Robert … Robert Langdon.«
Sie
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