Sakrileg – The Da Vinci Code: Inkl. Leseprobe aus „Inferno“
Smart auf dem Angestelltenparkplatz. Er steht direkt vor der Schranke. Können Sie den Weg zur amerikanischen Botschaft alleine finden?«
Langdon schaute auf den Schlüssel in ihrer Hand und nickte.
»Hören Sie«, sagte Sophie. Ihre Stimme war weicher geworden. »Ich glaube, mein Großvater hat mir bei der Mona Lisa eine Nachricht hinterlassen – vielleicht einen Hinweis auf seinen Mörder oder weshalb ich in Gefahr schwebe.« Oder was mit meinen Angehörigen passiert ist. »Ich muss unbedingt hin und nachsehen.«
»Aber wenn er Ihnen mitteilen wollte, weshalb Sie in Gefahr sind, warum hat er es nicht einfach vor seinem Tod auf den Boden geschrieben? Wozu diese umständlichen Wortspielereien?«
»Ich glaube, Großvater wollte nicht, dass jemand anders als ich erfährt, was er mir mitzuteilen hatte – nicht einmal die Polizei.«
Saunière hatte eindeutig alles getan, was in seiner Macht stand, um seiner Enkelin eine vertrauliche Mitteilung zukommen zu lassen. Er hatte einen Code benutzt, ihre geheimen Initialen verwendet und sie angewiesen, Robert Langdon zu suchen – eine kluge Anweisung, denn der amerikanische Symbolspezialist hatte den Code entziffert.
»Es mag seltsam klingen«, sagte Sophie, »aber ich habe das Gefühl, mein Großvater möchte, dass ich zur Mona Lisa gehe, bevor jemand anders dort auftaucht.«
»Ich komme mit.«
»Nein, auf keinen Fall! Wir wissen nicht, wie lange in der Grande Galerie die Luft noch rein ist. Sie müssen hier raus.«
Langdon schien zu überlegen, ob die Befriedigung seiner akademischen Neugier das Risiko wert war, Fache erneut in die Hände zu fallen, oder ob er nicht besser seinem gesunden Menschenverstand folgen sollte.
»Gehen Sie jetzt.« Sophie lächelte ihn dankbar an. »Ich sehe Sie dann in der Botschaft, Mr Langdon.«
Langdon blickte sie widerstrebend an. »Also gut, wir treffen uns dort, aber unter einer Bedingung«, sagte er mit fester Stimme.
Sophie sah ihn erstaunt an. »Und die wäre?«
»Dass Sie mich nicht mehr Mr Langdon nennen.«
Sophie sah den Anflug eines schelmischen Lächelns auf seinem Gesicht, und auch ihre Züge hellten sich ein wenig auf. »Viel Glück, Robert.«
Am Fuß der Treppe stieg Langdon der unverkennbare Geruch von Leinöl und Gipsstaub in die Nase. Ein Leuchtpfeil mit der Aufschrift Sortie/Exit wies in einen langen Korridor.
Langdon machte sich auf den Weg.
Rechter Hand tat sich eine düstere Restaurationswerkstatt auf, aus der ihm eine Heerschar von Skulpturen in unterschiedlichen Stadien des Zerfalls entgegenstarrte. Zur Linken befand sich eine Flucht von Ateliers, die den Unterrichtsräumen für die Kunststudenten von Harvard ähnelten; darin waren Staffeleien, Gemälde, Paletten, Werkzeug zum Rahmen der Bilder zu sehen – eine Art Fließband zur Herstellung von Kunst.
Beim Weitergehen fragte er sich, ob er nicht im nächsten Augenblick in seinem Bett in Cambridge aus dem Schlaf auffahren würde. Der ganze Abend erschien ihm wie ein wirrer Traum. Du bist im Begriff, aus dem Louvre zu verschwinden … du bist auf der Flucht.
Saunières raffinierte anagrammatische Botschaft beschäftigte ihn immer noch. Er hätte gern gewusst, was Sophie bei der Mona Lisa finden würde … falls sie etwas fand. Sie war nicht davon abzubringen gewesen, dass ihr Großvater sie zu einem letztmaligen Besuch des berühmten Gemäldes aufgefordert hatte. Vieles schien für die Richtigkeit ihrer Interpretation zu sprechen, doch Langdon grübelte über einen beunruhigenden Widerspruch nach.
P. S. Robert Langdon suchen.
Saunière hatte Sophie aufgefordert, Robert Langdon zu suchen, dessen Namen er auf den Boden geschrieben hatte. Aber warum? Nur, damit Langdon seiner Enkelin helfen konnte, das Anagramm aufzulösen?
War das nicht ein bisschen dürftig?
Außerdem hatte Saunière keinen Grund zu der Annahme, dass Langdon ein Spezialist für Anagramme sein könnte. Wir sind einander nie begegnet. Wichtiger noch, Sophie war es nachgerade peinlich gewesen, dass nicht ihr die Lösung des Anagramms gelungen war. Sie hatte auf Anhieb die Fibonacci-Folge erkannt und hätte das Anagramm über kurz oder lang auch ohne Langdons Hilfe geknackt.
Sophie sollte das Anagramm selbst entschlüsseln. Langdon war sich da ziemlich sicher – aber damit tat sich in Saunières Logik plötzlich eine erklärungsbedürftige Lücke auf.
Was hat er von dir gewollt? , fragte Langdon sich auf seinem Weg den Gang hinunter. Warum ist es Saunières letzter Wunsch
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