Sakuro, der Daemon
Seltsam, nicht?«
»Was erlauben Sie sich?« regte sich der junge Mann auf. »Wer gibt Ihnen überhaupt das Recht, sich in meine persönlichen Angele , . .«
»Mr. Sinclair ist von Scotland Yard«, . sagte Sheila schnell.
»Na und? Wir sind hier in Ägypten und nicht in England.«
»Wenn ich ein Verbrechen verhindern kann, spielen internationale Grenzen keine Rolle«, erwiderte John. »Und Sie, Mr. Carson, werden mir jetzt einige Fragen beantworten.«
»Ich denke gar nicht daran.«
35
»Aber Wendell«, mischte sich Sheila ein. »Es geht hier um Kenneth. Wir wollen wissen, was mit ihm geschehen ist. Ihr beide ward gute Freunde. Du mußt doch auch an seinem Schicksal interessiert sein.«
»Vielleicht ist er's gar nicht«, sagte John leise.
Wendell Carson bleckte die Zähne. Innerhalb von Sekunden wurde sein Gesicht zur häßlichen Fratze.
»Wendell!« rief Sheila erschreckt.
Der junge Mann löste sich von der Wand und ging langsam auf Sheila zu, die ängstlich zurückwich.
John Sinclair ahnte schon, was kommen würde. Er sprang blitzschnell zwischen die beiden.
»Mit dir werde ich auch fertig», zischte Carson. »Menschen können mir nichts mehr anhaben. Ja, ihr habt richtig gehört. Ich bin kein Mensch mehr. Ich bin Sakuros Diener.
Der Diener eines Dämons. Genau wie Kenneth. Und ich werde euch mitnehmen in unser Reich.«
Wendell Carson streckte seinen Arm vor, um John zu packen.
Im gleichen Augenblick drosch der Inspektor seine Handkante auf Carsons Gelenk.
Der Schlag hätte einem normalen Menschen den Arm gebrochen. Nicht bei einem Dämon.
Es war, als ginge der Hieb durch Carsons Arm hindurch.
Erst jetzt spürte John die eisige Kälte, die ihm schon einmal zu schaffen gemacht hatte.
Hinter sich hörte er Sheila Hopkins flüstern: »Komm, Wendell, bring mich zu Kenneth.
Schnell.«
Und dann geschah das Unfaßbare. Wendell Carson ging einfach durch John Sinclair hindurch. So, als wäre der Inspektor gar nicht vorhanden.
John merkte, wie die Kälte von unten her in seine Beine kroch, wie sie seine Knie erreichte, höher stieg . ..
Er war dem Dämon wehrlos ausgeliefert. Er würde genau wie die anderen in eine totenähnliche Starre verfallen, aus der ihn nur Sakuro selbst befreien konnte.
Jetzt hatte die Kälte bereits seine Hüften erreicht.
Hinter seinem Rücken stöhnte Sheila Hopkins auf. Welch grausames Spiel trieb der Dämon mit ihr?
Noch konnte er seine Arme bewegen.
Mit einem Ruck riß er sich das Hemd auf, packte die Kette und zog sie über den Kopf.
»Sieh her, Carson«, stöhnte John Sinclair und ließ das Amulett an seiner ausgestreckten rechten Hand baumeln.
Hinter ihm ächzte Carson auf.
John schwang das Amulett hin und her und spürte auf einmal, daß er sich wieder frei bewegen konnte.
Blitzartig war die Kälte verschwunden.
John wandte sich um, hielt das Amulett jetzt in der offenen Handfläche.
Wendell Carson wand sich am Boden.
Mit aufgerissenen Augen stierte er auf das Zeichen in Johns Hand.
Schritt für Schritt ging John Sinclair auf den Dämon zu.
»Nein«, flüsterte Carson und versuchte sein Gesicht hinter den angewinkelten Armen zu verbergen.
Doch John Sinclair kannte keine Gnade.
Er zog den Dämon zu sich heran, dessen Macht nun jetzt gebrochen war.
Dann drückte er das Amulett gegen Wendell Carsons Brust.
»Aaahhh!« Ein gräßlicher Aufschrei gellte durch das kleine Zimmer.
36
John Sinclair lief ein eiskalter Todeshauch den Rücken hinunter.
Das Amulett brannte sich wie ein heißes Eisen in der Brust des Dämons ein.
Der Dämon sank zurück.
Kleine, bläulich zuckende Flammen sprangen plötzlich aus seinem Körper, hüllten ihn ein wie ein Kranz.
Wendell Carson verbrannte in dem Höllenfeuer.
Als John Sinclair sich umwandte, sah er Bill Conolly und den Portier im Türrahmen stehen.
Sheila Hopkins lag auf dem Boden und hatte beide Hände gegen ihre Ohren gepreßt.
»Mein Gott, John. Was war das?« flüsterte Bill Conolly.
»Du hast soeben den Tod eines Dämons miterlebt«, erwiderte John leise.
»Ich . . . verstehe nicht.«
»Sheila hatte Besuch. Von einem gewissen Wendell Carson, der auch zu der damaligen Expedition gehört hat.«
»Und ... er war . . .?«
»Ja, er war ein Dämon.«
»Mir ist das unbegreiflich«, stöhnte Bill.
»Ich werde gleich versuchen, dir eine Erklärung zu geben. Aber zuerst müssen wir uns um das Mädchen kümmern.«
Sheila Hopkins war immer noch vollkommen fertig. John und Bill legten sie auf das Bett.
»Holen
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