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Sakuro, der Daemon

Sakuro, der Daemon

Titel: Sakuro, der Daemon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark (Helmut Rellergert)
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ganzen Tag mit dem Bummelzug unterwegs gewesen, und die Hitze hatte ihnen verdammt zugesetzt.
    In den Räumen lastete eine unerträgliche Schwüle. Von draußen drang der Lärm der Hauptstraße nach oben. Irgendwo in der Ferne rief ein Muezzin mit klagender Stimme zum Gebet.
    Bill Conolly kam zurück und schimpfte über die Dusche.
    »Hast du was anderes erwartet?« erkundigte sich John.
    »Eigentlich ja.«
    »Optimist.«
    Während Bill in ein frisches Hemd schlüpfte, fragte er: »Hast du heute abend noch was vor?«
    »Ich wollte mir eigentlich ein wenig die Stadt ansehen. Und mal so herumhorchen.
    Vielleicht kann ich etwas erfahren. «
    »Brauchst du mich dazu?«
    »Nein, nein, Bill«, lachte John. »Leg dich ruhig aufs Ohr. Du versäumst nichts.«
    »Ich hau' mich auch hin. Bin nämlich hundemüde.«
    John hatte bereits die Türklinke in der Hand. »Dann bis später.«
    »Viel Vergnügen.«
    Als John nach unten kam, wieselte ihm der dürre Portier entgegen. Der Kerl stank jetzt richtig bösartig nach Knoblauch. Na ja, kommen wenigstens keine Vampire, dachte John mit bissigem Humor.
    »Wünschen der Gentleman eine Frau? Ein Mädchen vielleicht? Ganz jung, wunderbar.« Der Alte schürzte die Lippen.
    »Keines von beiden«, sagte John Sinclair. »Und jetzt lassen Sie mich in Ruhe.«
    Der Portier vollführte einen Bückling und verzog sich.
31
    Draußen war es schon dunkler geworden. Die Autos fuhren mit Licht, und ein paar Geschäfte hatten ihre spärlich vorhandene Beleuchtung eingeschaltet.
    John wandte sich nach links in Richtung Altstadt. Er mußte an die Warnungen denken, die man ihm oft gesagt hatte. »Gehen Sie nie als Europäer allein in die arabischen Viertel. Die Messer sitzen dort verflixt locker.« Aber das galt wohl mehr für die Hafenstädte wie Tanger oder Tunis.
    Schon bald quetschte sich John durch die engen Gassen. Es herrschte so viel Betrieb, daß man kaum den festgetrampelten Lehmboden sehen konnte. Vor den niedrigen Steinhäusern rechts und links der Gassen saßen Händler und boten laut schreiend ihre Waren an. Man konnte alles bekommen. Angefangen von Datteln und Feigen bis zu wirklich wunderschönem Schmuck und Töpferwaren. John Sinclair war nahe daran, seine eigentliche Aufgabe zu vergessen, so sehr faszinierte ihn diese fremdartige Umgebung.
    Zwangsläufig wurde John von dem Menschenstrom weitergeschoben, in immer engere Gassen und Winkel hinein.
    Plötzlich faßte eine knochige Hand nach seiner rechten Schulter.
    Der Inspektor wandte sich um und sah, daß die Hand aus einem Perlenvorhang hervorlugte, hinter dem bei genauerem Hinsehen auch ein Gesicht zu erkennen war.
    »Ich bin Farah, die Wahrsagerin«, hörte John eine zischelnde Stimme. »Komm in mein Haus, Fremder. Ich werde dir die Zukunft aus der Kugel lesen.«
    John wußte selbst nicht, weshalb er hineinging. Vielleicht weil ihn das Mystische, das Okkulte schon von Berufs wegen interessierte.
    Mit leisem Klirren schlug der Perlenvorhang hinter dem Inspektor zu.
    John befand sich in einem Raum, in dem ein offenes Feuer brannte. Der dünne Rauch zog oben in der Decke durch ein Luftloch ab.
    John hatte das Gefühl, als wäre er in eine andere Welt gekommen. Der Lärm von draußen war nur noch gedämpft zu hören. Ein süßlicher Geruch kitzelte Johns Nase.
    Das Feuer brachte genügend Helligkeit, um die Frau, die John ins Haus gezogen hatte, besser erkennen zu können.
    Sie war uralt. Runzeln und Falten bedeckten ein Gesicht, in dem nur die Augen klar und scharf blickten. Die Alte trug ein dunkles Gewand mit dreiviertellangen Ärmeln, aus denen dünne Arme und gichtgekrümmte Hände hervorschauten.
    »Komm zu mir«, wisperte die Alte mit einer Fistelstimme. »Die alte Farah wird dich in die Zukunft sehen lassen.«
    Seltsamerweise beherrschte die Greisin die englische Sprache.
    John Sinclair folgte der Alten in eine Ecke des Raumes, in der ein Tisch und zwei Stühle standen.
    Auf der Tischplatte stand eine buntschillernde Glaskugel.
    »Setz dich, Fremder.«
    John gehorchte.
    Die Alte nahm ihm gegenüber Platz und betrachtete den Inspektor stumm. Schließlich sagte sie: »Du hast gute Augen, Fremder. Es gibt nur noch wenige Menschen, die gute Augen haben. Laß dir das von der alten Farah gesagt sein. Ich habe schon viel in meinem Leben gesehen, und ich sehe auch in die Zukunft. Merke dir eins, mein Sohn, die alte Farah weiß alles. Gib mir deine Hand.«
    John, der bisher noch keinen Ton gesagt hatte, schob seinen Arm über die

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