Sakuro, der Daemon
Dämon«, hörte er eine Stimme. »Ich habe dich in mein Reich geholt. Du bist dazu ausersehen, Angst und Schrecken zu verbreiten. Du wirst mithelfen, meine Rache zu vollenden. Die Rache an deiner Tochter und ihren beiden Freunden John Sinclair und Bill Conolly. Bist du dazu bereit?« »Ja«, sagte Sir Gerald in Gedanken. Das letzte, was er von dem Dämon noch hörte, war ein gräßliches Lachen.
Dann war Sir Gerald wieder allein. Allein mit achtzehn anderen Toten.
*
»Nein, keine Obduktion«, sagte John Sinclair am anderen Morgen zu seinem Chef, Superintendent Powell.
»Und warum nicht?«
»Weil Sir Gerald Hopkins gar nicht tot ist.«
Powells Lippen kräuselten sich zu einem amüsierten Lächeln. »Das müssen Sie mir näher erklären, John. Immerhin hat ein Arzt seinen Tod bestätigt. Sind Sie schlauer als die Ärzte?«
»Das nicht, Sir. Aber ich habe diesen Fall von Beginn an bearbeitet. Sie haben meinen Bericht gelesen. Und ich will dazu noch folgendes sagen.«
John teilte dem Superintendent seine Meinung mit. Schließlich stimmte Powell zu.
»Gut, John. Ich werde es durchdrükken. Und was gedenken Sie statt dessen zu unternehmen?«
John antwortete mit einer Gegenfrage:
55
»Wo wird Sir Gerald aufgebahrt?«
»Auf seinem Landsitz, soviel ich weiß. Dazu gehören auch ein Privatfriedhof und eine Leichenhalle.«
»Das paßt alles ausgezeichnet«, freute sich John. »Und jetzt erkläre ich Ihnen meinen Plan.«John Sinclair redete zehn Minuteri. Dann hatte er seinen Chef überzeugt.
»Aber was geschieht mit seiner Tochter, dieser Sheila Hopkins?« fragte Sir Powell.
»Die ist in sicherer Obhut«, lächelte John. »Mein Freund Bill Conolly kümmert sich um das Mädchen. Ihr kann nichts passieren.«
Dachte John Sinclair...
Zwei Tage vergingen.
Tage, in denen Sheila Hopkins nicht zur Ruhe kam. Erbschaftsangelegenheiten mußten geregelt werden. Versicherungen wurden gekündigt und so weiter.
Bill Conolly kümmerte sich um das Mädchen so gut er konnte. Doch er mußte sich auch mal in seiner Redaktion blicken lassen und dort nach dem Rechten sehen.
So kam es, daß die beiden meistens abends zusammen waren.
Sheila Hopkins sah schlecht aus. Sie hatte in den paar Tagen einige Pfunde verloren, und unter ihren Augen lagen dicke Ränder. Sie kam abends meistens todmüde nach Hause. Bill Conolly hatte sich bei ihr einquartiert. Er schlief auf der Couch im Wohnzimmer.
Als Sheila gegen 20 Uhr nach Hause kam, hatte er schon einen Drink gemixt.
»Trink den«, sagte er. »Er wird dir guttun.«
Sheila bedankte sich mit einem Lächeln.
»Ich bin hundemüde, Bill«, sagte sie gähnend und ließ sich in einen Sessel fallen. Sie schleuderte die Schuhe von den Füßen und legte die Beine hoch. »Wenn doch nur schon alles vorbei wäre.«
Bill legte ihr fürsorglich seine Hand auf die Schultern. »Morgen ist die Beerdigung, und dann hast du alles überstanden. «
Bill spürte, daß eine Gänsehaut über Sheilas Rücken lief. »Woran denkst du?«
Das Mädchen sah Bill ängstlich an.
»An Dr. Brandons Beerdigung. An den Schrei aus dem Sarg. Ob Vater auch schreien wird?«
Bill lachte. Es wurde allerdings ein gequältes Lachen. So ganz wohl fühlte er sich in seiner Haut auch nicht.
»Das beste ist, du gehst schlafen, Sheila«, sagte er.
Das Mädchen nickte. »Ja, das glaube ich auch.«
Sheila stand auf und hauchte Bill einen Kuß auf die Lippen. »Gute Nacht. Schlaf gut.«
»Du auch.«
Sheila verschwand in ihrem Schlafzimmer, während Bill sich noch einen Drink mixte.
Sheila kleidete sich aus, schminkte sich ab und ging dann zu Bett. Doch an Schlaf war nicht zu denken. Zuviel kreiste in ihrem Kopf herum. Die Geschehnisse in der Pyramide fielen ihr wieder ein, die unheimlichen Vorgänge in Dr. Brandons Haus, all dies war nicht. gerade dazu angetan, sie tief und fest schlafen zu lassen.
Der kleine Zeiger der Uhr rückte schon auf die Zehn, als Sheila endlich in einen leichten Halbschlaf fiel.
Doch die schrecklichen Träume verfolgten sie weiter, ließen ihr keine Ruhe.
Schweißgebadet wachte sie auf.
Ein kalter Lufthauch streifte ihr erhitztes Gesicht. So wie damals in Dr. Brandons Haus.
Panik erfaßte das Mädchen. Sie wollte das Licht anknipsen, doch ihre Arme waren wie gelähmt.
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Mit brennenden Augen versuchte sie die Dunkelheit zu durchbohren. Angst schnürte ihre Kehle zusammen.
Zischelnde Stimmen drangen an Sheilas Ohren. Sie glaubte, ihren Namen zu hören.
Da! Jetzt ganz deutlich.
»Sheila . .
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