Salai und Leonardo da Vinci 01 - Die Zweifel des Salai
Wut wegen all den Menschen die getreten wurden, und noch eine Hälfte beschimpft die Garden und sagt Ihr Sbirren seid Dreckskerle schlimmer als die Diebe etcetera etcetera. Ich bin ungeschoren geblieben Signior Padrone, weil ich bin auf den Karren von einem Gemüsehändler gestiegen der an einer Hausmauer lehnte, drum stand er schön fest und so bin ich nicht heruntergefallen und hab nichtmal jemanden vor mir. Nun, wann sie den Dieb an einen Pfahl auf dem Holzgerüst binden fängt ein Strafrichter an den Grund für das Urteil vorzulesen, nemlich dass der Verbrecher gestohlen gemordet geflucht und viele andre ruchlose Dinge getan und drum soll er jetzt hängen. Da kann ich dem Mann ins Gesicht sehn und mich trifft der Schlag, Signior Padrone, denn sowas passirt fürwahr nicht alle Tage, nemlich ich erkenn ihn genau wieder und es ist der Dieb der in mein Zimmer eingedrungen und mich fast erledigt hätte.
Und da denk ich, Teuffel auch, diese Zigeunerin kennt sich wirklich gut aus mit Magie und Hexerei und andren Zauberstückchen, denn all diese Sachen von der Vergangenheit und Zukunft wusste sie genau: erstens den Zettel mit der Zeichnung von einem Gehenkten den wir unter Lionardos Tür gefunden, viertens die Zeichnung von einem Seil mit Knoten fürs Erdrosseln den ich auch in der Herberge gefunden hab, drittens und letztens den Gehenkten von heute. Ich frag mich nur, Signior Padrone, verflucht nochmal, wie ist das möglich? Und wann sie die Karte vom Aufgehängten gesehn, warum hat die Zigeunerin da gesagt dass alle bösen Fährnisse für Lionardo von Poggio Bracciolini kommen werden? Jedenfalls ist das alles entweder bloß Zufall, was mir aber nicht in die Birne will, oder aber die Zigeunerin ist wirklich eine Zauberin und zwar eine von den ganz schlauen.
Derweil liest der Strafrichter die Liste mit den Anklagen, aber der Dieb weint nicht wie er das hört und lacht auch nicht und sagt auch nichts zu den Leuten die schreien Verreck du Arschloch! und ihm ins Gesicht spucken und Steine und andre Sachen auf ihn werfen, nein er steht da mit dem Gesicht von einem der beschlossen hat den Tod mutig zu ertragen, keine Ahnung wie er das schafft, Signior Padrone, in so einer Lage würd ich schreien, seid ihr denn alle verrückt geworden, lasst mich sofort hier runter! Wann der Strafrichter ihn fragt ob er bereut und ob er mit Gottes Gnade sterben will, bleibt der Dieb immer noch stumm und die Garden binden ihn fest an einen Pfahl die Hände hinter dem Rücken.
Da seh ich dass die Alte von eben sich neben meinen Karren gestellt und ich sag zu ihr, gute Frau, dieser Dieb muss wohl wirklich ein Herz aus Stein haben und grausam sein weil er kein einziges Wort sagt, nichtmal wo ihm der Tod kurz bevorsteht.
Inzwischen haben die Garden dem Dieb das Seil um den Hals gelegt, und jetzt werden die Leute endlich ruhiger und schreien etwas weniger laut als zuvor, denn sie wolln sich in Ruhe ansehn wie der Dieb krepirt.
Die Alte sagt zu mir, aber mein Junge, weißt du denn nicht was die Garden heute Morgen erzählt haben als sie ihn gefasst? Nein, gute Frau. Ach nein? Nun, er ist stumm, mein Junge, er ist stumm und kann nicht sprechen und hat nur ein einziges Wort gesagt wann die Sbirren ihn gefasst und nach Strich und Faden verprügelt haben, nachdem er den getötet der ihn verfolgt hat. Und was hat er gesagt? Scheiße hat er gesagt, nur Scheiße, denn das ist das einzige Wort was er aussprechen kann, aber die Stimme hat ihm so sonderbar in der Kehle gegurgelt dass die Sbirren erst gedacht haben er wär ein Fremder, ein Teutscher Frantzos oder was andres, aber ist nur ein Schäfer, ein Idiot und Schäfer aus den Abruzzen und kann nur Scheiße sagen.
In dem Moment hängen sie den Dieb am Hals auf und ich mach ein Kreuzzeichen und Sprech ein Vaterunser für seine Seele und seh dass sein Gesicht rot und prall wird wie eine Pflaume, und wie er da so hängt tritt er in die Luft wie ein Füllen, denn die Gurgel ist wahrhaftig nicht geeignet das ganze Gewicht eines Mannes zu halten.
Wie der Dieb strampelt und stirbt schreien die Verwandten und auch die Witwe mit den Brüsten so groß als wie Mozzarelle in der ersten Reihe unter dem Gerüst, ja gut so verrecke du Dreckskerl da hast du’s fahr zur Hölle etcetera, und mir dreht sich der Kopf, Signior Padrone, aber nicht bloß wegen diesem Schauspiel denn ein Mann der stirbt ist wirklich kein schöner Anblick, auch nicht wenn’s ein Gauner ist, nein auch weil ich weiß dass da derselbe Mann
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