Salai und Leonardo da Vinci 01 - Die Zweifel des Salai
vorhersagen kann und alle Leichtgläubigen betrüge die zu mir kommen, und alle schröpf ich um einen Batzen Geld, und das beweist, Signior Padrone, dass die Metode mit dem Krickkrack wunderbar funktionirt. Nachher sind ich und meine Freunde mit dem ganzen Geld von der Zigeunerin weggegangen, denn sie hat’s ja sowieso an allen Ecken und Enden gestohlen, und ich versteh zwar nichts vom Gesetz, Signior Padrone, aber meiner Meinung nach hatte sie bestimmt nicht das Recht dieses Geld zu behalten, oder?
Ich komm jetzt besser wieder auf die andre Zigeunerin zurück, also die aus Rom, sonst bring ich noch alles durcheinander. Nun, zu der aus Rom sag ich, gut, jetzt hast du gestanden dass du uns nichts als gemeine Lügen erzählt hast, also musst du auch ausspucken wer dir befohlen hat uns was von Poggio Bracciolini zu sagen. Sie schlu schlutcht schlchz heult und sagt, ich bitt Euch, glaubt mir, niemand hat mir den Namen Poggio Bracciolini gesagt, ich hab ihn zum ersten Mal von Ser Lionardo gehört, und jetzt lasst mein Ohr los, ich flehe Euch an, denn es tut höllisch weh.
Lionardo der immer mehr Angst vor einem Fluch der Zigeunerin kriegt, sagt, komm schon, Salaì, lass ihr Ohr los, aber ich sage, nein, ganz bestimmt nicht, und du, Weib, pass auf, denn wenn du mir nicht die Wahrheit sagst mach ich auch mit deinem andren Ohr Krickkrack, also was ist nun, bekommst du Befehle von den Teutschen, ja oder nein? Nein, habt Erbarmen, es ist genug, ich weiß überhaupt nichts von den Teutschen, aber wenn Ihr Euch unbedingt in deren Angelegenheiten einmischen wollt dann geht zur Toten Stadt. Wie bitte?, fragt Lionardo denn er erinnert sich was ich ihm von der kleinen Magd von Dorothea erzählt hab, nemlich dass die Teutschen sich an einem Ort versammeln der die Tote Stadt heißt, aber wenn ich bloß diesen Namen höre, Signior Padrone, krieg ich gleich große Lust nach Fiorenza zurückzugehn, oder nein, lieber noch weiter weg, nemlich nach San Godenzo zu einer Freundin von der ich Euch noch erzählen muss, und für immer möchte ich dieses beschissne Rom vergessen und niemals mehr weg aus der Toskana und meinem Fiorenza, Gott segne es, Amen.
Also lasse ich das Ohr der Zigeunerin los und sage, hör mal, was weißt du denn über diese Tote Stadt? Sie fängt sofort an sich das Ohr zu massiern und zieht ein vor Schmerz verzerrtes Gesicht das mir sehr übertrieben erscheint, denn ich hab nur einmal Krickkrack bei ihr gemacht und ihr Großmutters Leckerei auch erspart, also ist sie im Vergleich zu andren Zigeunerinnen noch ganz gut weggekommen. Wie ich die Frage wiederhol und dabei eine Bewegung mach dass ich auch ihr andres Ohr packen will, wird die Zigeunerin böse und schreit, Ihr beiden stinkt wirklich vor Dummheit, ihr seid schon so lange in Rom und wisst noch immer nichts von der Toten Stadt der Teutschen, wo doch sogar die Steine auf der Straße davon wissen und jeder kann’s euch sagen den man danach fragt. Wenn sie so berühmt ist, fragt Lionardo, wo finden wir sie dann? Ja, wisst ihr Hohlköpfe denn nicht dass alle Bauern von Rom und Umgebung sie kennen?, und dann fängt sie an zu weinen wie ein kleines Mädchen und sagt, ich bitt Euch, lasst mich allein, ich hab nichts Böses getan, und es wirkte fast echt, denn die Zigeunerinnen können gut auf Kommando weinen, Signior Padrone, nemlich immer wenn’s ihnen passt, aber man darf ihnen niemals nicht glauben, sonst hauen sie einen garantirt übers Ohr.
Euer getreuer
Salaì
57.
Mein sehr gütiger und höchst rechtschaffener Padrone ,
nach all dem was wir erfahren, und sind nicht grad erfreuliche Sachen, würd ich, wie ich Euch schon mehrmals gesagt, am liebsten diese ganzen schmutzigen und gefehrlichen Geschichten von Rom hinter mir lassen, denn es mag ja sein dass die Weiber hier etwas schärfer sind als wie bei uns, und nehmen auch den Schwengel sehr gut, aber wo einem hier fortwährend ein gewaltiger Schrecken eingejagt wird mit Politik und Intrigen und Machenschaften ist mein Schwengel schon drauf und dran dass er zu mir sagt, tut mir sehr leid, Salaì, aber ich geh mir einen neuen Herrn suchen der ein normaleres Leben führt. Kurzum, ich sag’s Euch noch mal, Signior Padrone, ich hätte große Lust zurück nach Fiorenza zu gehen, aber wie Ihr wisst will ich meinen Dienst für Euch so lange tun bis Ihr zufrieden seid, und vor allem bis Ihr mich bezahlt habt, was ebenfalls sehr wichtig ist, und außerdem gibt’s noch einen viel wichtigeren Grund diese Arbeit nicht
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