Salai und Leonardo da Vinci 01 - Die Zweifel des Salai
er die Karte mit dem Aufgehängten gezogen hat die Zigeunerin meinem Ziehvater klipp und klar gesagt dass er wegen Poggio Bracciolini in Gefahr ist.
Auf der Fahrt nach Rom hab ich Lionardo erstmal erklärt dass der Dieb den man am Campo de Fiore aufgeknüpft hat in Wirklichkeit kein Alemanne war und auch kein Teutscher, sondern bloß ein Bauer aus den Abruzzen der nicht mal sprechen konnt, aber Lionardo wird nicht böse dass ich’s ihm nicht früher gesagt denn jetzt wissen wir was dem spanischen Poggio passirt ist, und darum sind die Zweifel alle verflogen die ich vorher hatte, nemlich dass ich womöglich alles nur geträumt hab und die Alemannen Straßburger Teutschen etcetera unschuldige gute Menschen sind.
Wann wir zu der Zigeunerin kommen ist sie freundlich aber ein bisschen weniger als beim letzten Mal, und sie sagt sofort, Ser Lionardo, ich hab Euch tausendmal suchen lassen und Nachrichten in Eurer Herberge hinterlegt, und wie die Zigeunerin das sagt, Signior Padrone, da dämmert’s mir plötzlich, aaach ja, sie war das also die diesen Zettel mit der zittrigen Schrifft die man ums Verrecken nicht entziffern konnt geschickt hat, denn die Zigeunerin ist schon zimlich alt, und jetzt will auch sie ihr Geld, denn sie sagt, oh Ser Lionardo, wenn Ihr wüsstet was für gute Arbeit ich für Euch geleistet hab! Und sie gibt meinem Ziehvater ein winziges Fläschchen mit einer Flüssigkeit drin und sagt, hier bittesehr, ich hab Euch einen Zaubertrank gebraut der all das Ungemach von Euch fernhalten wird das Euch bis jetzt beschwert hat, es genügt, wenn Ihr Euch vor jeder wichtigen Unternehmung zwei Tropfen hinters Ohr träufelt, zum Beispiel wenn Ihr über einen wichtigen Auftrag sprechen müsst den man Euch übertragen will (und hier sieht man schon dass die Zigeunerin eine Niete ist denn kein Schwein gibt Lionardo wichtge Aufträge), und seid getrost denn Ihr werdet mit meiner Protection wirklich gut schlafen, weil meine Schutzmittel sind sehr mächtig, ich bin nemlich nicht wie diese Betrüger wo eine rechte Sache versprechen und dann bloss ein Duftwässerchen verkaufen und die Leute bezahlen lassen als wär’s ein echter Zaubertrank, kurzum die Zigeunerin hat das übliche Gewäsch von sich gegeben wie alle ihrer Art wenn sie bei Tölpeln wie Lionardo ordentlich absahnen wolln. Da ist mir der Kragen geplatzt, Signior Padrone, denn es geht mir ja schon auf den Sack wenn ich mir das Gerede von einem scharfen jungen Weib anhörn muss bevor ichs ihr besorgen kann, ganz zu schweigen von einer hässlichen alten Vettel wie der Zigeunerin die obendrein Unsinn redet und Lionardo außerdem noch sein Geld klaut, wo es doch viel besser wär, entschuldigt bitte, Signior Padrone, wenn ich’s ihm klauen tät, oder etwa nicht? Also reiß ich dieser alten Ziege das Fläschchen aus der Hand, werf es auf den Boden und trampel mit den Füßen drauf rum bis das Glas knirscht und zerbricht, dieweil die Zigeunerin vor Staunen die Augen aufreißt, denn von all den Idioten die zu ihr kommen hat bestimmt noch keiner sowas gemacht, obwohl sie’s wirklich verdient.
Lionardo schreit, aber Salaì, was fällt dir ein, bist du verrückt geworden?, denn er hat Angst dass die Zigeunerin ihn jetzt mit einem Fluch belegt und sein Pech noch schlimmer macht wo er eh schon so viel hat, aber mir ist das wurst, denn an die Hexereien und Zaubermittel von den Zigeunerinnen glaub ich nie und nimmer, nein, nein, und mal ehrlich, Signior Padrone, ein schönes Paternoster hat viel mehr Macht weil es sich direkt an Jesus richtet, und das ist einer der weiß was er tut. Drum beschließe ich das anzuwenden was ich und meine Freunde in Fiorenza den Wahrheitskniff oder auch das Krickkrack nennen, nemlich ich pack die Zigeunerin an einem Ohr und zieh sie nach unten bis ihr Gesicht auf den Tisch gequetscht wird, und dann sage ich, jetzt halt den Mund, Weib, und hör mir gut zu, hier in Rom versucht jemand seit einiger Zeit mich umzubringen, und andre Leute sind schon kaltgemacht worden, drum hab ich keine Lust mir deine Lügen anzuhörn, du sollst mir nur zwei Sachen sagen, nemlich erstens wieso zum Teuffel hast du gewusst dass der Dieb aus den Abruzzen gehenkt werden würd, und drittens wer ist das der mir und Lionardo Zettel mit einem Gehenkten drauf geschickt, sonst zwirbel ich dir das Ohr so lange bis es Krickkrack macht, als wie das Fläschchen mit deinem verfluchten Trank unter meinen Füßen, verstanden?
Das Weib das wie alle verlogenen Zigeunerinnen kein
Weitere Kostenlose Bücher