Salai und Leonardo da Vinci 01 - Die Zweifel des Salai
grad frisch aus der Werkstatt von so einem Schlitzohr wie Michelangielo gekommen. Was soll ich sagen, Signior Padrone, es ist doch klar dass sowas nicht geht, denn seit den Zeiten von Adam und Eva läuft der Mensch nicht mehr mit nacktem Pinsel rum, und wenn ich mal mit einem Weib vögele dann erzähl ich das meinen Freunden oder höchstens Euch, der Ihr, wie ich meine, gewisse Dinge versteht, aber ich schreib sowas doch nicht für die ganze Welt auf, und außerdem wollen dann ja alle meine Weiber vögeln, meint Ihr nicht auch?
Mist, bis wohin war ich gekommen? Jedenfalls wollt ich sagen dass es dem Teuffel und seinen Freunden einen höllischen Spaß macht sich genau an den Orten einzuschleichen wo die Leute glauben dass Jesus dort wohnt, und darum haben die Straßburger sich in die heiligste Stadt von allen gesetzt, nemlich Rom, und grad auf die wichtigsten Posten, und schützen sich alle gegenseitig, drum können sie ja auch im Gasthaus de la Campana reden was sie wolln, auch gegen den Papst, denn die Teutschen wo ihnen helfen sind überall versteckt, zum Beispiel ist der Burkard Zeremonienmeister vom Papst damit er ungestört seine Teuffeleien treiben kann, denn die Leute vertrauen dem Papst drum vertrauen sie auch dem Burkard, obwohl der ist ein schlimmrer Betrüger als wie Lionardo. Denn Burkard und Sander wissen alles über die Geschäffte vom Papst, und wenn sie was über ihn sagen dann werden die Leute das immer glauben. Drum schreiben sie zwei Tagebücher von den Zeremonien des Papstes Borgia, eine richtige Fassung, die hab ich in der Studirstube vom Burkard gesehn und stehn nur langweilige Sachen drin, nemlich alles über seine Arbeit, aber das andre Tagebuch, die Kopie mit den Fälschungen, das bewahren die Teutschen in der Toten Stadt auf, und ich hab es zusammen mit Lionardo in Sanders Händen gesehn, und da schreiben Sander und Burkard säckeweise Lügen über den Papst rein, und wenn ihnen selbst keine Geschichten mehr einfallen nehmen sie sogar die schmutzigen Fabeln von Boccaccio dafür. Man muss nemlich bedenken, Signior Padrone, dass der Burkard, wie uns das teutsche Pfäfflein erzählt, schon als junger Mann also wann er noch ein hergelaufener Taugenichts war gestohlen gefälscht und betrogen hat, da kann man sich ja vorstellen was er jetzt anrichtet wo er nach Belieben schalten und walten kann, denn er hat Berge von Geld und einen wichtigen Posten. Auf jeden Fall sind die Fälscher die wo die bösen Gerüchte über den Papst verbreiten alles Teutsche: Hat der Alte, zu dem uns der Mensch mit den verbeulten Eiern geführt, etwa nicht gesagt dass die Teutschen sehr geschickt und erfahren sind im Fälschen Betrügen und Täuschen, wie zum Beispiel dieser Trithemius der der halben Welt einen sagenhaften Mumpitz über die Geschichte von Teutschland erzählt?
Wenn dieser Papst stirbt werden die Antichristen das falsche Tagebuch vom Burkard hervorholen wo dieser ganze Schmus drinsteht den die Teutschen von Rom erfinden um den Papst zu verleumden, nemlich derselbe Blödsinn, Signior Padrone, den ich mit eignen Ohren gehört wann ich im Gasthaus de la Campana gewesen bin, und der, wie Ihr wisst, alles bloß Lüge und Geschwafel ist, wie zum Beispiel die Geschichte von dem Notar in Fiorenza der die Beweise haben soll dass der Papst mit den Türcken ein Abkommen geschlossen hat und der überhaupt gar nicht existirt, oder die Geschichte dass der Valentino und seine Schwester Lucrezia Kinder vom Papst sind statt seine Neffen was, wie Ihr gesehn habt, Signior Padrone, ebenfalls bloß eine dreckige Lüge ist etcetera etcetera.
Aber der Plan von den Teutschen Straßburgern Antichristen Elsässern undsoweiter droht ins Wasser zu fallen, weil der Papst hat sich schon vorgenommen selbst eine große allgemeine Reform der Kirche zu machen und wenn diese Reform jetzt durchgeführt wird, dann wird es nicht mehr möglich sein sich über Skandale zu entrüsten und zu fordern die Kirche von Rom müsste von Grund auf erneuert werden und mit der Empörung wieder ein Schisma herbeizureden. Außerdem hat der Papst einen Neffen nemlich den Valentino, dem qualmt schon der Sack vor lauter Wut und Eifer, und seine Heere geben’s den kleinen italienischen Staaten knüppeldick zur Strafe dafür dass ihnen Italien völlig wurst ist. Nemlich die lassen ja lieber die Fremden in Italien eindringen anstatt dass sie aufhörn sich gegenseitig die Rübe einzuschlagen, weil ihnen geht der Nachbar mehr auf den Senkel als der Fremde den
Weitere Kostenlose Bücher