Salai und Leonardo da Vinci 01 - Die Zweifel des Salai
cohibere parietibus deos neque in ullam humani oris speciem adsimulare ex magnitudine caelestium arbitrantur: lucos ac nemora consecrant deorumque nominibus appellant secretum illud, quod sola reverentia vident.
Also praktisch soll das heißen dass die Germanen Merkur mehr als wie alle andren Göttern verehren, und an bestimmten Tagen ist es sogar erlaubt Merkur Menschenopfer zu bringen, seht Ihr was das für eine üble Schweinerei ist, Signior Padrone? Dann sagt Tacitus dass sie Herkules und Mars Tiere opfern und dass ein Teil der Germanen, die Sueben heißen, auch der Isis Opfer bringen blablabla und andre Sachen die uns nicht interessirn, aber was wirklich zählt ist dass die Germanen laut Tacitus sowas Grässliches gemacht haben, und könnt Ihr Euch denken was mir und Lionardo da sofort eingefallen ist?
Zum Schluss sag ich, entschuldigt, aber diese Geschichte mit Merkur kommt mir ein wenig seltsam vor, warum zum Beispiel opferten die Germanen ausgerechnet ihm und nicht einem andren wichtigeren Gott? Ach, du meinst wahrscheinlich Tuiscon, antwortet das Pfäfflein, den großen Urvater von dem alle Gottheiten der alten Germanen abstammen. Nun, mein Junge, das weiß ich leider nicht, aber ich kann dir sagen dass es hier in Rom einen Mann von großer Gelehrsamkeit gibt, der heißt Annius von Viterbo und hat grad vor drei Jahren die uralten Manuscripta von einem sehr weisen Priester aus babylonischer Zeit mit Namen Berosus entdeckt. Dieser Priester sagt dass Tuiscon von Noah abstammte und die Germanen drum auf die Zeit der Sintflut zurückgehn, also sind sie das älteste Volk der Welt, das Urvolk, und er hat sogar rausgefunden auf wen all ihre verschiednen Volkssstämme ursprünglich zurückgehn, nemlich zum Beispiel die Ingävonen auf Ingävon und die Sueben auf Suevus und die Herminonen auf Herminon und so weiter, das ist doch wirklich eine wichtige Entdeckung, findet ihr nicht auch?
Aber ich hör dem Pfäfflein schon gar nicht mehr zu, denn ich kann nur an die Geschichte von den Menschenopfern und an den Kopf vom spanischen Poggius denken der mit vier Axthieben gespalten wurd.
Euer unermüdlicher
Salaì
63.
Mein hochnobler Padrone,
Ihr habt Grips im Überfluss und könnt sogar ein paar Pfund davon verschenken ohne dass Euch die guten Ideen ausgehn, drum habt Ihr gewiss schon längst kapirt dass Lionardo und ich nach dem Besuch in der Toten Stadt und nachdem wir mit dem Fachmann für Manuscripta und mit dem teutschen Pfäfflein gesprochen, endlich alles verstanden haben oder fast, nemlich jetzt erzähl ich’s Euch und bin ich überglücklich darüber weil Ihr seid mein allergnädigster Padrone dem ich in Selbstopfr e S e lbstaufopfru Selbstafupfru sehr gerne diene, sogar jetzt noch wo Ihr mir den Vorschuss immer noch nicht bezahlt habt, vielleicht wisst Ihr was ich meine.
Erstens: Die Teutschen Alemannen Straßburger sind allesamt Diener des Teuffels und um ihm zu gefallen bereiten sie einen großen Umsturz vor der soll dem Papst das Spiel verderben, denn sie wollen die Kirche Christi neu aufbauen wie es ihnen passt und damit das Werk Jesu auf Erden zerstören. Es ist doch kein Zufall nicht dass zu ihren Freunden Leute gehören wie der Diebold, der Moses mit Teuffelshörnern malt, dann dieser Toefel dessen Name auf Teutsch Teuffel heißt, außerdem liegt zufällig genau unter der Katedrale von Straßburg der Eingang zur Hölle und in Böhmen im Frankenreich und in der Lombardei kämpft der Papst gegen die Sekten der Adamiten Grubner etcetera, die schwartze Magie treiben und den Teuffel anbeten, wie mir Ciolek erzählt, also wenn einer nicht ganz vernagelt ist, Signior Padrone, dann kapirt er genau was hier abläuft.
Viertens: Die Straßburger und die Antikisten oder besser Antichristen verbreiten hinter dem Rücken vom Papst Borgia die übelsten Gerüchte gegen ihn damit sie dann sagen können: Seht ihr was für ein Sauhaufen diese Kirche von Rom ist, es gibt wirklich zu viele Skandale und Schändlichkeiten und darum muss sie von Grund auf neu gemacht werden. Und dann können die Antichristen eine neue Kirche gründen, eine teutsche ganz für sich allein, Signior Padrone, und sagt mir nicht das ist nicht möglich, denn grad hier in Rom hab ich gelernt dass es ein Schisma in der Kirche gibt, nemlich eine Spaltung zwischen allen Gläubigen und Priestern und Bischöfen, und dass zwei oder drei Päpste gleichzeitig regieren und ein großes Durcheinander anrichten, und so eine Spaltung hat’s schon mal
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