Salai und Leonardo da Vinci 01 - Die Zweifel des Salai
Komplott gibt wie das der Antichristen die sich aber vor allen Leuten bekämpfen und einander sagen, geh zur Hölle, nein, geh du zur Hölle etcetera, dann spielen sie in Wirklichkeit nur Teater, damit die Leute denken sie wärn völlig zerstritten wogegen sie in Wahrheit verbündet sind, dasselbe Ziel haben und insgeheim zusammenarbeiten, hast du verstanden und weißt du nicht mehr dass niemand andres als du mich auf diese Idee gebracht hat?
Mir scheint das ein recht kluger Gedanke, Signior Padrone, und viel besser als die Reden wo Lionardo hält um die Leute zu beeindrucken, und ist wirklich wahr, auf die Idee hab ausgerechnet ich ihn gebracht wann ich ihn mal besuchen gegangen, und er hat gut zugehört wogegen mein Ziehvater sobald ich den Mund aufmach immer sagt, sei still Salaì, du hast keine Ahnung von nichts. Und so denk ich, vielleicht ist es fast besser wenn dieser Kopernikus nach dem Mägdlein nicht mehr mit zu vielen Frauen vögelt, wo er doch einen so scharfen Geist hat dass es schade wär er würde zu oft abgelenkt, denn wenn er sich konzentriren kann kommt ihm vielleicht durch meine Reden noch eine andre so gute Idee über die Planeten und die Matematik etcetera, womöglich sowas wie die Revoluzion von der er spricht, wer weiß.
Aber grad in dem Moment gibt’s wieder eine Überraschung, denn die Köchin ist aufgestanden mit ihrer grässlichen Brust die raushängt, und sie schreit, aaaah ihr Hurensöhne, ich bring euch alle beide um, und das Messer hat sie nicht mehr in der Hand wohl aber das Nudelholz, und jetzt haut ihr Kopernikus zwar furchtbar eins über die Rübe dass sie fast umfällt, aber die Köchin ist so dick und so abscheulich, Signior Padrone, dass ich lieber die Treppe rauf flüchte denn ich glaub diese Polen sind tapfer und schlau genug so dass bestimmt einer allein reicht um die Köchin zu erledigen. Und außerdem werden die Schreie von der Köchin alle Leute ringsumher aufwecken, und Verstärkung wird kommen, nemlich die Sbirren etcetera. Wie ich aus dem Gasthaus geh hör ich noch entfernte Geräusche vom Kampf wie Klang Klong und Kopernikus der schreit Verreck, du hässliche Schlampe, und dann spring ich wieder über das Mäuerchen um sofort in die Herberge zurückzukommen, aber das war keine so gute Idee, Signior Padrone.
Denn es ist kurz vorm Morgengrauen, doch in der Herberge herrscht ganz und gar keine friedliche Nachtruhe mehr wie vorhin, oh nein, sie ist voller Menschen und Lärm und lautem Geschrei und viele Lichter sind angezündet und an den Fenstern stehn Leute die schmeißen Betten und Stühle und andre Möbel auf die Straße und brüllen, findet sie, findet sie! und wann ich von weitem den erkenn der mir die Schuhe verkauft hat die ich noch nicht bezahlt, da versteh ich was hier passirt, nemlich die Gläubiger von mir und Lionardo sind alle zusammen gekommen um uns eine hübsche Überraschung zu bereiten, das heißt sie wollen uns mit Hämmern den Kopf einschlagen, und wie ich mich grad hinter einer Straßenecke verstecken will schreit einer der Tollwütigen, da ist der Lockenkopf!, worauf alle anfangen hinter mir herzurennen und rufen, los, wir reißen ihm den Arsch auf!, aber ich hab schon einen schönen Vorsprung und lauf wie ein Verrückter, und drum gelingt es mir wie durch ein Wunder dass sie mich nicht einholen, aber beim Laufen denk ich verfluchtes Rom, in dieser Stadt kannst du nichtmal ein paar Hemden kaufen und ein paar Weiber vögeln ohne dass du gleich Probleme kriegst.
Ihr dürft raten, Signior Padrone, was ich dann getan, nemlich ich bin an den einzigen Ort wo ich mich sicher fühlen konnt, ins Haus von Grassi, und da treff ich Lionardo, wie ich’s gehofft. Denn der Aufseher über alle Diener unsrer Herberge hat ihn durch eine Geheimtür fliehen lassen, dieweil die Gläubiger in die Herberge eingedrungen sind, aber nur aus einem Grund, weil er wollt nicht dass sie Lionardo ausgerechnet in der Herberge den Hals umdrehn, denn Ermordete bringen den Herbergen Unglück dann will nemlich keiner mehr darin schlafen. Aber bevor er Lionardo rausließ hat der Diener gesagt, einen Moment, Ser Lionardo, erst zahlt Ihr mir die Rechnung sonst lass ich Euch nicht gehn. Lionardo hat gesagt, wieso? Ich dacht für mich und Salaì zahlt der Valentino in dessen Auftrag ich eine hochwichtige Nachforschung durchführe, und seine Mutter, also Vanozza Cattanei, ist doch die Besitzerin dieser Herberge. Da hat der andre geschrien, was zum Henker redet Ihr da, Ser Lionardo? Das
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