Salai und Leonardo da Vinci 01 - Die Zweifel des Salai
hält ja kein Schwein aus, immer wieder diese alte Geschichte, unsre Madonna Vannozza hat absolut nichts mit dem Herzog Valentino zu tun, der ist der Sohn von einer andren Vanozza, nemlich Vanozza Borgia, und das ist eine Adelige von der Bruderschaft der Gonfalone. Und wie er das sagt reißt er Lionardo den Batzen Geld aus der Tasche den wir ihm schulden dafür dass wir all die vergangnen Tage bei ihm geschlafen und gegessen, und danach wirft er ihn mit einem kräftigen Tritt in den Hintern zur Tür hinaus. Wie Ihr seht, Signior Padrone, klärt sich so auch das letzte Geheimnis um Lionardo, nemlich er hatte bloß deswegen diese Herberge ausgesucht weil er hoffte er müsste hier nicht bezahlen, stellt Euch mal vor, wie blöd er jetzt dagestanden ist.
Im Haus von Grassi empfängt uns ein Diener und berichtet, vor ein paar Stunden wär ein Mensch zu Grassi gekommen mit einem Gesicht wie wenn ihm jemand die Eier verbeult hätt, und er ist vorgestellt worden von seinem Freund der schon eine Menge Arbeiten für Grassi besorgt. Der Mensch mit dem Gesicht nach verbeulten Eiern hat gejammert dass der Valentino ihm einen Haufen Geld schuldet für eine Arbeit, die war ein Auftrag von Lionardo und seinem Freund, diesem Lockenkopf der alle Weiber von Rom durchvögelt, von denen einige sogar schon verschwunden sind, und im Viertel vermutet man dass er, also der Lockenkopf, was ich, Salaì, sein soll, sie getötet oder entführt hat, und obendrein hat dieser Lockenkopf überall in Rom säckeweise Zeug gekauft und jetzt hat er Schulden bei der halben Stadt.
Grassi ist stinksauer gewesen dass der Mensch mit den Beuleiern den er noch nie zuvor gesehn, eine ungeheure Summe Geld von ihm verlangt, und hat geantwortet dass der Valentino mit dem Krieg beschäftigt ist, und hat wahrlich andre Sorgen, und sowieso muss er niemandem nicht eine Lira Schulden zurückzahlen, und außerdem ist er, Grassi, der Meinung dass diese ganze Geschichte eine Riesenverarschung ist. Aber der Mensch mit den verbeulten Eiern wollt sich nicht abwimmeln lassen, und am Ende ist er von Grassis Dienern mit Tritten aus dem Haus gejagt worden, aber im Weggehn hat er gesagt, so ist das also? Gut, dann ruf ich jetzt alle Gläubiger von Lionardo und dem Lockenkopf zusammen und wir werden den beiden den Kopf mit Hämmern einschlagen, und Grassi, der Betrüger zutiefst verachtet, hat gesagt, mach doch was du willst, von mir aus kannst du auch zur Hölle fahrn, und das hat Beuleiergesicht noch wütender gemacht.
An der Stelle sagt Lionardo, gut, ich hab verstanden, aber ich möchte mit Grassi sprechen, also geht ihn bitte sofort rufen. Der Diener von Grassi entgegnet dass sein Herr leider im Dienst für den Valentino sehr viel zu tun hat, und mich und Lionardo kann er nichtmal eine halbe Sekunde lang empfangen. Aber der Valentino persönlich bedankt sich durch Grassi bei meinem Ziehvater für die Nachforschung wo er so trefflich durchgeführt blablabla und wird ihm ausrichten lassen wann und wie er sich für den Dienst bei ihm bereithalten soll. 1 * Wann wird das sein? fragt Lionardo und Grassis Diener antwortet, Signior Grassi hat gesagt in etwa einem Jahr, und da macht Lionardo ein Gesicht wie von einem dem die Eier schmelzen und an den Beinen runtertropfen wie Wachs überm Feuer, denn er hat gehofft gleich jetzt einen neuen Auftrag vom Valentino zu bekommen, nicht erst in einem Jahr, und in der Zwischenzeit können ich und Lionardo vor Hunger krepiren.
Eins ist jetzt jedenfalls völlig klar, Signior Padrone, nach dem was in der Höhle passirt ist, hält Grassi meinen Ziehvater für einen heillosen Trottel und er hat kein einziges Wort von der ganzen Geschichte mit den Teutschen und Straßburgern geglaubt. Vielleicht hat er die Sache mit dem Komplott der Antichristen geglaubt, aber er hält nicht für möglich, dass Lionardo und ich das Problem lösen können, das heißt statt Lionardo müsste ein zweiter Salaì her, und das hab ich selbst schon immer gedacht, meint Ihr nicht auch? Für Lionardo ist die Reise nach Rom also gar nicht mal so übel ausgegangen denn er wird zwar nicht für den türckischen Sultan arbeiten, aber den Auftrag vom Valentino den hat er wie es scheint in der Tasche. Dagegen ist es nicht so gut für ihn dass Ihr, Signior Padrone, dank meiner Wenigkeit jetzt wisst dass Lionardo ein Verräter an unsrer Stadt Fiorenza ist, und darum tut er gut daran jetzt brav zu sein und keine Dummheiten mehr zu machen, sonst packen ihn die Magistrati von
Weitere Kostenlose Bücher