Salai und Leonardo da Vinci 01 - Die Zweifel des Salai
mal, frag ich sie, wovon handeln denn diese andren Bücher? Nemlich ich hab dies hier über Teutschland gelesen und das hat mich sehr zum Lachen gebracht, vielleicht sind die andren ja ebenso lustig. Sofort zieht die Blonde ein merkwürdiges Gesicht und sagt, hör mal, diese Bücher handeln von sehr wichtigen Dingen der Geschichte und der Religion. Ach ja, wirklich? Erzähl mir was davon, das interessirt mich, sage ich. Da scheint sie mir ein wenig besorgt und winkt ab, später vielleicht, jetzt komm mit, wir machen einen Spazirgang.
Wir sind um den See gegangen der sehr schön ist, weil er ist voller Stellen wo man sich im Freien miteinander vergnügen kann ohne dass niemand einen nicht sieht, weil da sind viele von diesen Bäumen bei denen die Blätter so herabhängen, dann diese harten und graden Pflanzen wo aus dem Wasser wachsen und Büsche, aber wir haben’s nicht getrieben, oh nein, wir sind nur spazirt und haben uns an der Hand gehalten, und ich schwör’s, Signior Padrone, dass ich ihr nicht mal die Hand auf die Schenkel gelegt hab, was mir im allgemeinen unmöglich ist, ja hab noch nicht mal dran gedacht und schau sie bloß an mit ihren blonden Haaren und blauen Augen und denk mir, Heiliger Himmel, diese Teutschen haben wirklich was Göttliches, und zuletzt sag ich ihr dass sie wie ein Engel aussieht. Danke, wie nett du bist, sagt sie, und ich glaube sie ist sehr gerührt dass ich ihr sowas sage, und lächelt mich an mit ihren schneeweißen teutschen Zähnen. Wo wir grad von Engeln sprechen, sag ich, stimmt es dass Angelo, der vom Campana, manchmal hierher kommt? Erst hat sie ein Gesicht gemacht als wollte sie fragen, wer bitteschön? dann sagt sie, ach ja, das stimmt, er kommt mit andren Freunden meinen Vater besuchen, erst hab ich nicht verstanden von wem du sprichst, weil ihr Italiener ihm diesen Namen gebt, eigentlich heißt er anders. Wirklich, wie denn? Er heißt Toefl, aber weil das euch Italienern Angst macht nennt ihr ihn Angelo. Warum macht uns das Angst? Dorothea sagt, dass Toefel in der teutschen Sprache Diabolus heißt. Aha, interessant, sag ich und mach ein Kreuzzeichen, denn bei aller Liebe, Signior Padrone, sobald man vom Teuffel spricht streuben sich mir alle Haare als wie einer Katze vor einem bösen Hund. Und von wo kommt dieser Angelo Toefl? Aber einen Augenblick bevor sie mir anwortet hab ich’s schon kapirt: Er kommt aus Straßburg.
Doch jetzt lasst mich einen Moment ausruhn, Signior Padrone, nemlich von all dem Schreiben tut mir der Daumen weh, und sind schon zwei Stunden dass ich hier in der Kammer sitz, und möcht ich nicht dass sie misstrauisch wird wenn ich heimlich Briefe schreib, und vor allem hab ich einen Mordshunger und von der Küche kommt ein köstliches Düftchen. Ich glaub das Dienstmädchen hat was Gutes gekocht, denn vorher hab ich gehört wie sie in den Hühnerhof gegangen ist, dann gab’s ein heftiges Flügelschlagen und dann tocktocktock tocktock und dann Stille.
Euer dienstbarer
Salaì
36.
Verehrungswürdiger und großherziger Signior Padrone,
während dem Abendessen haben Dorothea und ich uns die ganze Zeit die Hand gehalten, ich die ihre und sie die meine, wie zwei Verliebte, und sie sagt, siehst du wie schön der Mond heut nacht scheint?, aber in Wahrheit ist alles sehr schön gewesen auch weil das Huhn köstlich war, und ich hab mehr als die Hälfte davon gegessen und den zwei Weibern hab ich nur die Flügel gelassen, die waren klein, aber auch gut, hoff ich. Dieweil wir essen schaut Dorothea mich manchmal so sonderbar an, nemlich wie man einen anschaut der ein bisschen dumm ist, ein armer Tölpel oder auch sehr ungebildet, und sie sagt, mein Schatz, gib acht, gleich fällt dir das Weinglas auf den Boden, du hast da Soße am Kinn, pass auf du bist mit dem Ellenbogen gegen den Kandelaber mit den brennenden Kerzen gestoßen, wenn der hinfällt enden wir alle als Braten, nicht nur das Huhn. Ich hab gedacht, heilige Scheiße, diese Teutschen töten einem ja den letzten Nerv mit ihrer fixen Idee dass man auf alles aufpassen muss, und wie lästig Dorothea sein kann wenn sie mich wie einen Trottel behandelt. Aber es gibt kein bessres Weib als sie, Signior Padrone, wenigstens glaub ich das, und so nehm ich ihre Hand unterm Tisch und leg sie mir auf den Schwengel ohne dass die Magd es sieht, aber an dem lüsternen Lachen von Dorothea Hahaha Hohoho hat die Magd es doch kapirt, und ob, denn die Weiber gehen einem zwar immer gewaltig auf die Eier, aber dumm sind
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