Salai und Leonardo da Vinci 01 - Die Zweifel des Salai
Hand auf meinen Rücken gelegt und ich denk, siehst du wohl, wusst ich’s doch dass sie mich erwischen und jetzt bin ich wirklich geliefert,
aber wartet dass ich Euch die Sache später erklär, weil ich bin so aufgeregt durch das Erzählen von diesen Dingen dass ich einen verdammten Tintenfleck auf das Blatt gemacht hab, und hols der Henker jetzt ist kein Platz mehr da zum Schreiben.
Euer ehrerbietigster
Salaì
38.
Mein überaus lobenswürdiger Padrone,
heiliger Himmel, Ihr müsst entschuldigen, aber ich zittre noch immer beim Gedanken an die Gefahr wo ich dringesteckt, und wie gesagt, mir stockt der Atem und ich dreh mich um, und als ich das Weib seh denk ich, meine Güte was hat die dumme Gans dir für einen Schrecken eingejagt, dieweil die Dienstmagd von Dorothea (nemlich sie war’s die ihre Hand auf meine Schulter gelegt) mit dem Zeigefinger auf dem Mund Schschsch macht wie wenn das noch nötig wär.
Grad da ist die Versammlung der Teutschen zu Ende und die Gruppe hat sich zum Schlafengehn geschickt. Die kleine Magd und ich blicken uns besorgt an weil man konnt in dem Moment ja nicht wissen welche Richtung sie nehmen um zum Stall zurückzugehn, aber zum Glück spendet der Mond nicht viel Licht, und obwohl die Teutschen ganz nah bei uns vorbeikommen haben sie doch nicht den leisesten Schimmer dass wir da sind.
Wann sie weit genug weg sind gehn wir hinter ihnen her, aber in großer Entfernung, weil wenn wir entdeckt werden säbeln sie uns gewiss den Kopf ab und werfen ihn in den See und dann Gutenacht, und wenn der Vater von Dorothea ins Haus kommt und sieht dass die Magd nicht in ihrem Bett ist, er würd sie suchen und das gäb sicher Ärger. Zum Glück hat sie mich sofort in ihr Zimmer im ersten Stock gebracht, wir waren durch den Hintereingang gegangen so hat uns niemand gehört oder gesehn, dieweil sich die Teutschen in den andren Zimmern im Erdgeschoss verkrochen. Natürlich hätt der Vater Dorothea aufwecken können, aber ich glaub nicht dass sie ihm dann was erzählt hätt, denn das gefällt ihm bestimmt nicht dass Dorothea mich, Salaì, mit zu sich nach Haus genommen. Wenn der Vater mich im Bett von der Magd entdeckt wär das weniger schlimm, weil dann würd er mich höchstens rausschmeißen, aber die Eier würd er mir nicht abschneiden, vielleicht.
Dann haben wir uns im Zimmer von der Magd eingeschlossen und ich frag sie, was wolltest du eigentlich dort bei der Holzhütte, und sie antwortet, ich konnte nicht schlafen weil mir war als würd ich hier im Haus Stimmen hörn, und wie sie das sagt schaut sie mir nicht in die Augen, denn sie weiß sowieso genau dass ich versteh, sie meint ja die Schreie von Dorothea dieweil ichs ihr besorgt hab. Und dann sagt sie dass sie auch gehört hat wie der Vater von Dorothea ankommt, und ist sie neugierig geworden und nachschauen gangen was diese verflixten Teutschen treiben, und erst hat sie nicht gemerkt dass ich auch da war, weil sie stund auf der andren Seite der Hütte, aber dann hat sie sich woanders hingestellt um besser zu sehen und da hat sie mich entdeckt. Na gut, aber jetzt müssen wir leise sein sonst finden sie uns, sagt sie und dann meint sie noch dass sie ein anständiges Weib ist, drum muss ich auf dem Boden schlafen, nicht in ihrem Bett. Wir hören dass die Teutschen sich eingerichtet haben denn sie machen keinen Lärm mehr, und zimlich sicher schlafen sie jetzt alle, und da sagt die Magd, wie ich’s schon erwartet hatt, weißt du was, Salaì, du dauerst mich wie du da auf der Erde liegst, und außerdem kann ich nicht schlafen weil ich schreckliche Angst hab von vorhin, los, komm her zu mir denn hier ist’s schön warm. Bei Gott, das können die Weiber gut, solche Vorwände erfinden damit es scheint als machten sie sich rein gar nichts aus dem Vögeln, und so musst du hinterher sogar Danke sagen, kurzum sie hat mich neben sich im Bett schlafen lassen, und gleich hab ich sie mir nichts dir nichts angebohrt wie sich’s gehört, schließlich hatten wir beide sowieso schon von Anfang an Lust aufeinander, und ich hatte sofort kapirt dass die kleine Magd eine von denen ist denen wenn sie morgens aufwachen als erster Gedanke ein Schwengel im Kopf rumspukt, und wirklich, sie nimmt ihn ganz vorzüglich, ich glaub weil sie in ihrem winzigen Dorf hier nur wenige zur Auswahl hat. Aber ich schwör dass ich Euch nicht ungehorsam gewesen bin, ich hab mich nicht unnötig in Gefahr gebracht, weil wir haben alles verrichtet ohne Lärm zu machen, sogar wann
Weitere Kostenlose Bücher