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Salambo

Salambo

Titel: Salambo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustave Flaubert
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    Man hielt ihn allgemein längst für verloren. Die Nachricht von seinem Sieg rief ein an Schrecken grenzendes Staunen hervor. Die Rückkehr des Zaimphs, die Hamilkar unbestimmt in Aussicht stellte, vollendete das Wunder. Offenbar gehörte jetzt ihm die Gunst der Götter, und so war er wieder die Stütze Karthagos.
    Keiner seiner politischen Gegner wagte eine Klage oder eine Anschuldigung vorzubringen. Dank der Begeisterung der einen und der Feigheit der anderen stand bald ein Heer von fünftausend Mann noch vor der bestimmten Frist marschbereit.
    Es rückte schleunigst vor Utica, um den Sufeten im Rücken zu decken, während weitere dreitausend Mann Kerntruppen eingeschifft wurden, um bei Hippo-Diarrhyt zu landen und die Barbaren von dort zu vertreiben.
    Hanno hatte den Oberbefehl übernommen, übergab aber das Landheer seinem Stellvertreter Magdassan, während er die Truppen auf den Schiffen selbst führte. Er konnte nämlich das Rütteln der Sänfte nicht mehr vertragen. Seine Krankheit hatte ihm die Nasenflügel und Lippen angefressen und ein weites Loch in sein Gesicht gegraben. Auf zehn Schritte konnte man ihm in den Schlund hinab sehen, und er war sich seiner Ekelhaftigkeit so gut bewusst, dass er sich wie ein Weib verschleierte.
    Hippo-Diarrhyt hörte auf seine Aufforderungen ebenso wenig wie auf die der Barbaren. Allerdings ließen die Einwohner diesen jeden Morgen Lebensmittel in Körben hinab, wobei sie von den Türmen herab riefen, die Republik bedränge sie hart, sie bäten die Söldner deshalb, abzuziehen. Durch Zeichen richteten sie die gleichen Beteuerungen an die karthagische Flotte, die auf dem Meer kreuzte.
    Hanno begnügte sich damit, den Hafen zu blockieren und wagte keinen Angriff. Doch überredete er den Rat von Hippo-Diarrhyt, dreihundert Soldaten einzulassen. Dann segelte er nach dem Vorgebirge der Trauben und machte einen weiten Umweg, um die Barbaren zu umgehen, – ein unzweckmäßiges, ja gefährliches Beginnen. Seine Eifersucht hielt ihn ab, den Sufeten direkt zu unterstützen. Er fing dessen Spione ab, durchkreuzte seine Pläne wo er konnte und gefährdete damit das ganze Unternehmen. Endlich schrieb Hamilkar dem Großen Rat und forderte Hannos Absetzung. Da wurde dieser nach Karthago zurück berufen, wütend über die Erbärmlichkeit der Alten und die Torheit seines Amtsgenossen.
    So befand man sich also nach so viel Hoffnung in einer beklagenswerteren Lage denn zuvor, doch bemühte man sich, darüber nicht nachzudenken, ja nicht einmal davon zu reden.
    Als ob es des Missgeschicks noch nicht genug wäre, erfuhr man zu alledem, dass die Söldner in Sardinien ihren Kommandeur ans Kreuz geschlagen, sich der befestigten Plätze bemächtigt und die Männer kanaanitischer Abkunft überall niedergemacht hatten. Dazu bedrohte Rom die Republik unmittelbar mit einem Krieg, wenn sie nicht zwölfhundert Talente Tribut bezahle und ganz Sardinien abträte. Rom hatte das Bündnis mit den Barbaren angenommen und sandte ihnen Frachtschiffe mit Mehl und getrocknetem Fleisch. Die Karthager kaperten diese Fahrzeuge und nahmen fünfhundert Mann gefangen. Aber drei Tage später ging eine Flotte, die von Bysazene mit Lebensmitteln nach Karthago kam, bei einem Sturm unter. Die Götter wandten sich sichtlich gegen die Republik.
    Dann lockten die Bürger von Hippo-Diarrhyt die dreihundert Leute Hannos durch einen blinden Alarm auf die Stadtmauern, schlichen sich hinter sie, packten sie unversehens und warfen sie über die Wälle. Die wenigen, die nicht tot waren, wurden verfolgt und ins Meer gejagt.
    Auch Utica litt unter den punischen Soldaten, denn nach Hannos Befehl und Beispiel hatte Magdassan die Stadt eingeschlossen und blieb gegen Hamilkars Bitten taub. Man gab den Belagerern Wein mit Alraun gemischt und erdrosselte sie im Schlaf. Zu gleicher Zeit rückten die Barbaren an. Magdassan floh. Die Tore öffneten sich, und fortan zeigten die beiden tyrischen Städte ihren neuen Freunden unerschütterliche Ergebenheit, ihren ehemaligen Verbündeten hingegen einen unbegreiflichen Hass.
    Ihr Abfall von der punischen Sache war ein Beispiel, ein Fanal. Allerorts erwachte die Hoffnung auf Selbständigkeit von Karthago von neuem. Völker und Städte, die bis dahin unschlüssig gewesen waren, zauderten nicht mehr. Alles begann zu wanken. Der Sufet erfuhr es und gab alle Hoffnung

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