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Salambo

Salambo

Titel: Salambo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustave Flaubert
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auf Hilfe auf. Jetzt schien er unwiderruflich verloren.
    Sofort entsandte er Naravas, um die Grenzen seines Reiches zu sichern. Er selbst beschloss, nach Karthago zurückzukehren, dort eine neue Aushebung zu machen und den Krieg abermals zu beginnen.
    Die Barbaren in Hippo-Diarrhyt bemerkten sein Heer, wie es aus den Bergen herabkam.
    Wohin wollten die Karthager? Ohne Zweifel trieb sie der Hunger. Durch ihre Leiden von Sinnen, wollten sie trotz ihrer Schwäche eine Schlacht suchen ... Doch jetzt wandten sie sich nach rechts! Sie flohen also! Man konnte ihnen nachsetzen und sie vernichten. Die Barbaren machten sich schleunigst an die Verfolgung.
    Die Karthager wurden durch den Makar aufgehalten. Er war diesmal breit, und kein Westwind hatte geweht. Die einen schwammen hindurch, die anderen setzten auf ihren Schilden hinüber. Dann marschierten sie weiter. Die Nacht brach an. Man sah sie nicht mehr.
    Die Barbaren machten nicht Halt, sondern zogen flussaufwärts, um eine Furt zu finden. Bewaffnete Banden aus Tunis eilten herbei, auch von Utica kamen welche. Bei jedem Gehölz nahm ihre Zahl zu. Wenn sich die Karthager auf den Boden legten und lauschten, hörten sie Marschgeräusche durch die Dunkelheit. Um die Söldner aufzuhalten, ließ Barkas von Zeit zu Zeit einen Pfeilhagel hinter sich abschießen. Etliche Barbaren fielen. Als der Morgen dämmerte, war man in den arianischen Bergen, an einer Stelle, wo die Straße eine Biegung machte.
    Da glaubte Matho, der bei der Vorhut ritt, am Horizont auf dem Gipfel einer Anhöhe etwas Grünes zu erkennen. Der Boden fiel allmählich ab. Obelisken, Kuppeln, Häuser tauchten auf. Das war Karthago! Er musste sich an einen Baum lehnen, um nicht umzusinken, so heftig pochte sein Herz.
    Er dachte an alles zurück, was ihm widerfahren war, seit er das letzte Mal dort geweilt hatte! Er war tief verwundert, wie betäubt. Dann aber ergriff ihn maßlose Freude bei dem Gedanken, Salambo wieder zu sehen. Er hatte wohl Anlass, sie zu verabscheuen, und das kam ihm auch in den Sinn, doch er wies das schnell von sich. Bebend und mit starren Augen blickte er von der Kuppel des Eschmun-Tempels nach der hohen Terrasse des Palastes, der über den Palmen glänzte. Ein verzücktes Lächeln erhellte sein Gesicht, als ob ihn ein Lichtmeer überflute. Er breitete seine Arme aus, warf Kusshände in den Wind und murmelte: „Komm! Komm!“ Ein Seufzer hob seine Brust, und Tränen, lang wie Perlen, rannen in seinen Bart.
    â€žWas hält dich auf?“ rief Spendius. „Eile! Vorwärts! Der Marschall wird uns sonst entrinnen! Was? Deine Knie zittern? Du schaust mich an wie ein Betrunkener!“
    Er stampfte vor Ungeduld und trieb Matho an. Und indem er die Augen aufriss, als erblicke er plötzlich ein lang erstrebtes Ziel, setzte er hinzu:
    â€žAh! Da sind wir! Da sind wir! Wir haben sie!“
    Spendius hatte ein so selbstbewusstes, triumphierendes Aussehen, dass Matho in aller seiner Herzensnot erstaunte und sich mitgerissen fühlte. Die Worte des Griechen trafen ihn in tiefster Trübsal, verwandelten seine Verzweiflung in Rachgier und zeigten seiner Wut eine Beute. Er rannte zu einem der Kamele, die bei der Bagage liefen, riss ihm die Halfter ab und schlug mit dem langen Riemen aus Leibeskräften auf die Nachzügler ein. Abwechselnd lief er rechts und links um die Nachhut herum, wie ein Schäferhund, der eine Herde vorwärts treibt.
    Auf seine donnernden Befehle schlossen sich die Reihen enger zusammen. Selbst die Lahmen beschleunigten ihren Schritt. Auf der Mitte der Landenge nahm der Abstand zwischen beiden Heeren immer mehr ab. Die Vorhut der Barbaren marschierte bereits im Staube der Karthager. Bald waren sie einander ganz nahe und berührten sich beinahe. Doch da taten sich das Malkaer Tor, das Tangaster Tor und das große Khamon-Tor auf. Die punischen Massen teilten sich. In drei Kolonnen strömten sie hinein und drängten sich in die Gewölbe. Dabei wurde aber das Gewühl so groß, dass schließlich niemand mehr vorwärts kam. Die Lanzen stießen in der Luft aneinander, während die Pfeile der Barbaren gegen die Mauern prallten.
    Am Khamon-Tor erblickte man Hamilkar. Er wandte sich um und rief seinen Leuten zu, Platz zu machen. Er selber saß ab und jagte sein Pferd, indem er es mit dem Schwert in die Kruppe stach, den Barbaren entgegen.
    Es war ein oringischer Hengst, den man mit

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