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Salambo

Salambo

Titel: Salambo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustave Flaubert
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Mehlklößen fütterte und der in die Knie sank, wenn sein Herr aufsitzen wollte. Warum trieb ihn Hamilkar zurück? Wollte er damit ein Opfer bringen?
    Das mächtige Tier galoppierte mitten in die feindlichen Lanzen hinein, riss Soldaten um, verwickelte sich mit den Füßen in ihre Eingeweide, stürzte, sprang dann mit wütenden Sätzen wieder auf, und während die Soldaten beiseite sprangen, es aufzuhalten versuchten oder verblüfft zusahen, konnten sich die Karthager wieder ordnen und zogen durch das riesige Tor ein, das sich dröhnend hinter ihnen schloss.
    Die Barbaren drängten dagegen an, und ein paar Minuten lang lief durch das Heer vom Anfang bis zum Ende eine Wellenbewegung, die allmählich verebbte und endlich ganz aufhörte.
    Die Karthager hatten auf die Wasserleitung Soldaten gestellt, die Steine, Kugeln und Balken zu schleudern begannen. Spendius machte den Söldnern klar, dass sie nicht halsstarrig sein dürften. Sie lagerten sich nunmehr in größerer Entfernung, alle fest entschlossen, Karthago endlich zu erobern.
    *
    Mittlerweile war das Gerücht von dem Krieg über die Grenzen des punischen Reiches hinaus gedrungen. Von den Säulen des Herkules bis über Kyrene hinaus träumten die Hirten davon, während sie ihre Herden weideten, und die Karawanen plauderten nachts darüber beim Sternenschein. Es gab also Menschen, die es wagten, das große Karthago anzugreifen, die Stadt, die so glänzend war wie die Sonne und furchtbar wie ein Gott! Die Königin des Meeres! Man hatte schon mehrfach ihren Sturz verkündet, und alle hatten daran geglaubt, weil alle ihn wünschten: die unterworfenen Völkerschaften wie die zinspflichtigen Dörfer, die verbündeten Provinzen wie die unabhängigen kleinen Stämme, kurzum alle, die Karthagos Tyrannei hassten, es um seine Macht beneideten oder seine Schätze begehrten. Die Tapfersten hatten sich auf der Stelle den Söldnern angeschlossen. Die Niederlage am Makar hatte dann allerdings die übrigen zurückgeschreckt, aber schließlich hatten sie wieder Mut gefasst, waren allmählich vorgerückt und näher gekommen, und jetzt standen die Männer aus den östlichen Gegenden in den Dünen von Klypea jenseits des Golfes. Sobald sie die Barbaren erblickten, kamen sie zum Vorschein.
    Es waren nicht die Libyer aus der Umgebung Karthagos – diese bildeten schon lange das dritte Heer –, sondern Nomaden aus der Hochebene von Barka, die Banditen vom Kap Phiskus und vom Vorgebirge Derne, aus Phazzana und Marmarika. Sie hatten die Wüste durchzogen und aus den Brackwasserbrunnen getrunken, die aus Kamelknochen aufgemauert sind. Die Zuaesen, mit Straußenfedern überladen, waren auf Viergespannen gekommen. Die Garamanten, einen schwarzen Schleier vor dem Gesicht, ritten rücklings auf ihren angemalten Stuten. Andere kamen auf Eseln, Wildeseln, Zebras oder Büffeln herbei. Manche schleppten neben ihren Familien und Götzenbildern auch die Dächer ihrer bootförmigen Hütten mit. Man sah Ammoniter, deren Haut durch das Wasser der heißen Quellen runzlig war, Ataranten, die die Sonne verfluchen, Troglodyten, die ihre Toten lachend unter Baumzweigen bestatten, ferner scheußliche Auseer, die Heuschrecken essen, Achyrmachiden, die Läuse verzehren, und Gysanten, die mit Zinnober bemalt sind und Affenfleisch essen.
    Alle hatten sich am Meeresufer in einer langen Front aufgestellt. Sie rückten nun näher wie Sandwolken im Wirbelwind. Auf der Mitte der Landenge machten die Scharen Halt, da die Söldner, die vor ihnen unter den Stadtmauern lagerten, sich nicht von der Stelle rührten.
    Dann tauchten von Ariana her die Männer des Westens auf, Numidier. Naravas beherrschte nämlich nur die Massylier, und da ihnen überdies die Sitte gestattete, nach Misserfolgen ihren Häuptling zu verlassen, so hatten sie sich am Zainefluss versammelt und ihn bei der ersten Rückwärtsbewegung Hamilkars überschritten. Zuerst kamen die Jäger vom Maleluth–Baal und den garaphischen Bergen, die Löwenfelle trugen und ihre kleinen, mageren, langmähnigen Pferde mit dem Schaft ihrer Lanzen lenkten. Hinter ihnen marschierten die Gätuler an, in Kollern aus Schlangenhaut, dann die Pharusier, mit hohen Kränzen aus Wachs und Harz auf den Köpfen, und endlich die Kauner, Makarer und Tillabaren, alle bewaffnet mit zwei Wurfspießen und einem runden

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