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Salambo

Salambo

Titel: Salambo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustave Flaubert
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schrägen Dächern glitten die Geschosse ohnmächtig ab.
    Die Karthager schleuderten Mühlsteine, Mörserkeulen, Bottiche, Tonnen und Bettgestelle herab, alles, was Gewicht hatte und jemanden erschlagen konnte. Manche lauerten mit Netzen an den Scharten, und wenn ein Barbar erschien, wurde er von den Maschen umstrickt und wie ein zappelnder Fisch gefangen. Man warf sogar die Zinnen um. Die Mauerstücke stürzten hinab und wirbelten große Staubwolken auf. Die schweren Geschütze auf den Wällen beschossen sich gegenseitig. Ihre Steine prallten in der Luft gegeneinander und zerschellten in tausend Stücke, wodurch die Kämpfer von einem dichten Steinsplitterhagel überschüttet wurden.
    Bald bildeten die beiden feindlichen Massen nur noch einen einzigen Strom von Menschenleibern, der den Raum zwischen den beiden Wällen erfüllte und, an den Rändern etwas dünner, beständig hin und her wogte, ohne seinen Platz zu verlassen. Man umschlang sich, auf dem Boden liegend, wie Ringer. Man zertrat einander. Weiber neigten sich über die Zinnen und heulten laut. Man zog sie an ihren Schleiern hinab, und ihre plötzlich entblößten weißen Leiber glänzten in den Armen der Neger, die ihnen den Dolch in die Gedärme stießen. In dem ungeheuren Gedränge fielen die Toten nicht um. Von den Schultern der Lebendigen hochgehalten, gingen sie noch eine Weile aufrecht weiter, mit starren Augen. Manche, denen beide Schläfen von einem Wurfspieß durchbohrt waren, wiegten den Kopf wie Bären. Zum Schreien geöffnete Lippen blieben aufgesperrt. Abgehauene Hände flogen umher. Es fielen mächtige Hiebe, von denen die Überlebenden noch lange sprachen.
    Inzwischen sprühten die Pfeile von den Stein- und Holztürmen. Die Tollenonen bewegten rastlos ihre langen Arme. Die Barbaren hatten den alten Begräbnisplatz der Ureinwohner unterhalb der Totenstadt geplündert und schleuderten die Grabsteine auf die Karthager. Unter der Last zu schwerer Körbe rissen bisweilen die Taue der Sturmkrane. Ganze Knäuel von Menschen stürzten mit empor gestreckten Armen aus den Lüften herab.
    Bis zur Mitte des Tages waren die Veteranen der Gepanzerten hartnäckig gegen die Taenia angestürmt, um in den Hafen zu dringen und die Flotte zu zerstören. Hamilkar ließ auf dem Dach des Khamon-Tempels ein Feuer aus feuchtem Stroh anzünden. Der Rauch trieb den Angreifern in die Augen und blendete sie. Da warfen sie sich nach links und vermehrten das fürchterliche Getümmel in Malka. Kompanien aus kräftigen, eigens dazu ausgewählten Mannschaften hatten drei Tore eingerannt. Hohe Verhaue aus mit Nägeln beschlagenen Brettern hielten sie auf. Ein viertes Tor gab mühelos nach. Man stürmte im Laufschritt durch und stürzte in eine Grube, in der die Karthager Fallen angelegt hatten. Autarit und seine Leute zerstörten die südlichste Bastion der Mauer, deren Durchgänge mit Ziegeln zugebaut worden waren. Dahinter stieg das Gelände an. Man eilte im Sturmschritt hinauf. Oben aber fand sich eine zweite Mauer aus Steinen und großen waagerechten Balken, die schachbrettförmig angeordnet waren. Das war eine gallische Art, die der Sufet den Bedürfnissen des Augenblicks angepasst hatte. Die Gallier glaubten sich vor einer Stadt ihrer Heimat. Sie griffen ohne Nachdruck an und wurden zurückgeworfen.
    Von der Khamonstraße bis zum Gemüsemarkt war jetzt der ganze innere Wallgang im Besitz der Barbaren. Die Samniter machten den Sterbenden mit Lanzenstichen den Garaus. Andere blickten, mit einem Fuß an der Mauer stehend, auf die rauchenden Trümmer zu ihren Füßen und sahen von weitem der Schlacht zu, die von neuem begann.
    Die Schleuderer, die hinter den anderen Truppen mit großen Abständen voneinander aufgestellt waren, schossen unablässig. Doch vielfach waren die Federn an den akarnanischen Schleudern durch den übermäßigen Gebrauch zerbrochen, und manche der Schleuderer warfen nun wie Hirten Feldsteine mit der Hand. Andere schleuderten ihre Bleikugeln mit Peitschenstielen. Zarzas mit seinem langen schwarzen Haar, das ihm die Schultern umwallte, sprang bald hierin, bald dorthin und feuerte die Balearier an. An seinen Hüften hingen zwei Hirtentaschen, in die er unaufhörlich mit der Linken griff, während sein rechter Arm sich schleudernd in einem fort drehte wie ein Wagenrad.
    Matho hatte sich anfangs vom

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