Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Salambo

Salambo

Titel: Salambo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustave Flaubert
Vom Netzwerk:
Nahkampf ferngehalten, um den Gesamtangriff besser zu leiten. Man hatte ihn am Golf bei den Söldnern, an der Lagune bei den Numidiern und am Ufer des Haffs zwischen den Negern gesehen. Unaufhörlich trieb er die aus der Tiefe der Ebene anstürmenden Soldatenmassen gegen die Befestigungen vor. Allmählich kam er ihnen selbst näher. Der Blutgeruch, der Anblick des Gemetzels und das Trompetengeschmetter steigerten seine Kampfeslust. Darum war er in sein Zelt zurückgekehrt, hatte seinen Harnisch abgeworfen und sein Löwenfell angelegt, das für den Nahkampf bequemer war. Der aufgesperrte Rachen umrahmte seinen Kopf und umsäumte sein Gesicht mit einem Kreise von Raubtierzähnen. Die beiden Vordertatzen kreuzten sich über seiner Brust, und die Krallen der Hintertatzen schlugen ihm in die Kniekehlen.
    Er hatte sein breites Bandelier an, an dem eine Doppelaxt blitzte. Sein großes Schwert mit beiden Händen schwingend, warf er sich ungestüm in eine der Breschen. Wie ein Weidenbauer, der Weidenzweige abschneidet und deren so viel wie möglich abzuschlagen trachtet, um recht viel Geld zu verdienen, so schritt er einher und mähte die Karthager rings um sich her nieder. Wenn ihn einer von der Seite zu fassen suchte, schlug er ihn mit dem Schwertknauf nieder. Wer ihn von vorn angriff, den durchbohrte er. Fliehenden spaltete er den Schädel. Einmal sprangen ihm zwei Männer zugleich auf den Rücken. Mit einem Satz sprang er rückwärts gegen ein Tor und zerquetschte sie. Sein Schwert hob und senkte sich in einem fort. An einer Mauerecke zersprang es. Da fasste er seine schwere Axt und schlachtete die Karthager vor und hinter sich ab wie eine Hammelherde. Sie wichen vor ihm zurück, und so gelangte er ganz allein bis an die zweite Ringmauer am Fuß des Burgbergs. Vom Gipfel herab gerollte Gegenstände versperrten die Treppenstufen und überragten die Mauer. Inmitten dieser Trümmer wandte sich Matho um und rief seine Kameraden.
    Er sah Helmbüsche hier und da über der Menge. Dann tauchten sie unter. Ihre Träger waren in Gefahr. Matho stürzte ihnen entgegen. Da zog sich der weite Kranz roter Federn enger zusammen. Bald hatten sie den Führer erreicht und umringten ihn. In diesem gleichen ergoss sich ein ungeheurer Menschenstrom aus den Seitengassen. Der Libyer wurde um die Hüften gepackt, hoch gehoben und bis vor die Mauer zu einer Stelle gerissen, wo die Befestigung besonders hoch war.
    Matho gab laut ein Kommando. Alle Schilde legten sich auf die Helme. Er sprang darauf, um eine Art Sprungbrett zur Mauer zu bekommen und wieder in die Stadt einzudringen. Seine furchtbare Axt schwingend, lief er über die Schilde hin, die ehernen Wogen glichen, wie ein Meergott, der seinen Dreizack über den Fluten schwingt.
    Indessen schritt ein Mann in weißem Gewand, gleichgültig und fühllos gegen den Tod, der ihn umringte, auf der Krone des Walls hin. Bisweilen legte er seine Hand über die Augen, als spähe er nach jemandem. Da erschien Matho gerade vor ihm. Die Augen des Mannes flammten auf. Sein bleiches Gesicht verzerrte sich. Seine beiden mageren Arme erhebend, rief er dem Libyer Schmähworte zu.
    Matho verstand sie nicht, aber er fühlte sich von einem so grausamen Blicke durchbohrt, dass er ein Gebrüll ausstieß. Er schleuderte seine langstielige Axt nach ihm. Es war Schahabarim. Leute warfen sich auf den Priester. Als Matho ihn nicht mehr sah, wich er erschöpft zurück.
    Ein fürchterliches, donnerndes Geräusch näherte sich, vermischt mit dem Klange rauer, im Takt singender Stimmen. Es war die mächtige Helepolis, inmitten von mehreren hundert Söldnern. Man zog sie mit beiden Händen an Seilen oder schob mit den Schultern nach, denn obwohl sich das Terrain von der Ebene zur Stadtmauer nur mäßig hob, so war diese schwache Steigung doch für einen Turm von so fabelhafter Schwere Hemmnis genug. Trotzdem die Helepolis acht, je einen Meter breite Räder mit eisernen Reifen hatte, bewegte sie sich seit Morgen nur langsam vorwärts, gleich wie ein Berg, der sich über einen anderen wälzt. Aus ihrem untersten Stockwerk ragte ein riesiger Widder hervor. An den drei Seiten, die nach der Stadt zu lagen, waren die Laden heruntergelassen. Von hinten sah man im Innern eine große Schar gepanzerter Krieger. Aus den beiden Treppen, die durch alle Stockwerke liefen, stiegen immerfort welche hinauf und hinunter. Andere

Weitere Kostenlose Bücher