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Salambo

Salambo

Titel: Salambo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustave Flaubert
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lang ausgestreckt auf den Marmorfliesen und schlief. Der Sufet betrachtete ihn, und eine Art Mitleid ergriff ihn. Mit der Spitze seines Stiefels schob er ihm einen Teppich unter den Kopf. Dann erhob er die Augen und schaute empor zu Tanit, deren schmale Sichel am Himmel glänzte. Er fühlte sich stärker als alle Götter und voller Verachtung gegen sie.
    *
    Die Vorbereitungen zum Opfer hatten indessen begonnen. Man entfernte ein Stück aus der Hintermauer des Molochtempels und zog das eherne Götterbild hindurch bis ins Freie, ohne die Asche auf dem Altar zu berühren. Sobald die Sonne aufging, schoben die Tempeldiener es weiter zum Khamon-Platz.
    Das Götterbild bewegte sich rückwärts auf rollenden Walzen. Seine Schultern ragten über die Mauern hinweg. Die Karthager entflohen eiligst, sobald sie es nur von fern erblickten. Denn nur dann durfte man den Gott ungestraft anschauen, wenn er seinen Zorn austobte.
    Weihrauchduft wehte durch die Straßen. Alle Tempel hatten sich gleichzeitig geöffnet, und heraus kamen Tabernakel auf Wagen und auf Sänften, von Priestern getragen. Hohe Federbüsche nickten an ihren Ecken, und Strahlen blitzten aus den Ecken ihrer Firsten, die von Kugeln aus Kristall, Gold, Silber oder Kupfer gekrönt waren.
    Das waren die punischen Götter, Nebensonnen des höchsten Gottes, die zu ihrem Herrn und Meister wallten, um sich vor seiner Macht zu demütigen und vor seinem Glanz zu vergehen.
    Auf der aus feinem Purpurstoff gefertigten Sänfte Melkarths brannte eine Erdölflamme. Auf dem hyazinthblauen Tabernakel Khamons ragte ein Phallus aus Elfenbein, rundum mit Edelsteinen besetzt. Unter den himmelblauen Vorhängen Eschmuns schlief eine zusammengerollte Pythonschlange, und die Kabiren, die von ihren Priestern im Arm getragen wurden, glichen großen Wickelkindern, die mit den Füßen die Erde streiften.
    Dann kamen alle niedrigen Formen der Gottheit: Baal Samin, der Gott der Himmelsräume, Baal Peor, der Gott der heiligen Berge, Beelzebub, der Gott der Verderbnis, ferner die Götter der Nachbarländer und stammesverwandten Völker: der Jarbal Libyens, der Adrammelech Chaldäas, der Kijun der Syrer. Derketo mit ihrem Jungfrauenantlitz kroch auf ihren Flossen, und die Mumie des Tammuz wurde zwischen Fackeln und Haarkränzen auf einem Katafalk vorbeigefahren. Um die Herrscher des Firmaments dem Sonnengott untertan zu machen und zu verhindern, dass ihr besonderer Einfluss den seinen störe, schwenkte man an langen Stangen verschiedenfarbige Metallsterne. Alle waren vertreten, vom schwarzen Nebo, dem Geiste Merkurs, bis zu dem scheußlichen Rahab, der Verkörperung des Sternbilds des Krokodils. Die Abaddirs, Steine, die aus dem Monde gefallen sind, kreisten an Schleudern aus Silberdraht. Die Zerespriester trugen auf Körben kleine Brote von der Gestalt weiblicher Genitalien. Andere trugen ihre Fetische, ihre Amulette. Vergessene Götterbilder tauchten auf. Sogar von den Schiffen hatte man die mystischen Symbole genommen, als wolle sich ganz Karthago versammeln in dem einen Gedanken des Todes und der Verzweiflung.
    Vor jedem Tabernakel trug ein Mann auf dem Kopf ein großes Gefäß, in dem Weihrauch brannte. Dampfwolken schwebten über dem Zug, über den Teppichen, den Behängen und Stickereien der heiligen Zelte. Bei ihrer beträchtlichen Schwere kamen sie nur langsam vorwärts. Bisweilen blieb einer der Wagen wegen irgendeines Hemmnisses stehen. Dann benutzten die Gläubigen die Gelegenheit, die Götterbilder mit ihren Gewändern zu berühren, die dann selber wie Heiligtümer in Ehren gehalten wurden.
    Der eherne Koloss rückte dem Khamon-Platz immer näher. Die Patrizier, die Zepter mit Smaragdknäufen trugen, brachen jetzt von Megara auf. Die Alten, mit Diademen geschmückt, hatten sich in Kinisdo versammelt, und die Staatswürdenträger, die Statthalter der Provinzen, die Handelsherren, die Soldaten, die Seeleute und der ganze Schwarm, der bei Begräbnissen verwendet wurde, alle mit den Abzeichen ihrer Würden oder den Werkzeugen ihres Handwerkes versehen, strömten den Tabernakeln zu, die inmitten der Priesterschaften von der Akropolis herab schritten.
    Aus Verehrung für Moloch hatten die Priester ihre glänzendsten Edelsteine angelegt. Diamanten funkelten auf den schwarzen Kutten. Zu weite Ringe glitten an abgemagerten Händen hin und her. Ein trübseliger Anblick:

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