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Salambo

Salambo

Titel: Salambo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustave Flaubert
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diese schweigende Schar, deren Ohrgehänge gegen die bleichen Gesichter schlugen und deren goldene Tiaren fanatische starre Stirnen krönten.
    Endlich gelangte der Baal genau in die Mitte des Platzes. Seine Priester errichteten aus Gittern eine Umzäunung, um die Menge zurückzuhalten, und stellten sich zu seinen Füßen um ihn herum auf.
    Die Priester Khamons in gelbroten Wollgewändern ordneten sich unter den Säulen der Vorhalle ihres Tempels zu Reihen. Die Priester Eschmuns in leinenen Mänteln mit Halsketten, an denen Amulette hingen, und spitzen Mützen, nahmen auf der Treppe der Akropolis Aufstellung. Die Priester Melkarths in violetten Tuniken nahmen die Westseite des Platzes ein. Die Priester der Abaddirs, mit Binden aus phrygischem Stoff umwickelt, stellten sich im Osten auf, und die Südseite wies man den Nekromanten an, die über und über mit Tätowierungen bedeckt waren, ferner den Heulern, die in geflickte Mäntel gehüllt waren, den Dienern der Kabiren und den Yidonim, die zur Erforschung der Zukunft einen Totenknochen in den Mund nahmen. Die Cerespriester in ihren blauen Gewändern hatten klug in der Sathebstraße Halt gemacht und sangen mit leiser Stimme ein Thesmophorion in megarischem Dialekt ab.
    Von Zeit zu Zeit zogen Reihen völlig nackter Männer heran, die sich mit ausgestreckten Armen bei den Schultern hielten. Sie stießen heisere, hohl klingende Brusttöne aus. Ihre Augen, auf den Koloss gerichtet, funkelten, staubbedeckt. Alle wiegten sie ihre Körper im Gleichtakt, wie von ein und derselben Kraft getrieben. Sie waren so in Raserei, dass die Tempeldiener, um die Ordnung aufrecht zu erhalten, sie schließlich durch Stockschläge nötigten, sich flach auf den Bauch zu legen und sich damit zu begnügen, das Gesicht gegen die ehernen Gitter zu pressen.
    Jetzt näherte sich vom Hintergrund des Platzes ein Mann in weißem Gewand. Er bahnte sich langsam einen Weg durch die Menge, und man erkannte einen Tanitpriester: Schahabarim. Hohngeschrei erhob sich, denn die Vergötterung der Männlichkeit herrschte an diesem Tage in allen Herzen vor. Ja, die Göttin war derart vergessen, dass man das Fehlen ihrer Priesterschaft gar nicht bemerkt hatte. Doch das Staunen verdoppelte sich, als man den Oberpriester eine der Türen der Gitter öffnen sah, die nur für solche bestimmt waren, die dem Gott Opfer bringen wollten. Das war – so meinten die Molochpriester – ein Schimpf, den er ihrem Gott antat. Sie versuchten ihn unter heftigen Gesten zurückzutreiben. Sie, die sich vom Fleisch der Opfertiere nährten, die wie Könige in Purpur gehüllt waren und dreifache Kronen trugen, spien nach diesem bleichen, durch Kasteiungen abgezehrten Eunuchen, und zorniges Gelächter erschütterte ihre schwarzen Bärte, die sonnenförmig ihre Brust bedeckten.
    Schahabarim schritt weiter, ohne darauf zu antworten. Er durchquerte Schritt für Schritt den ganzen umfriedigten Raum, kam bis zu den Füßen des Kolosses und berührte ihn mit ausgebreiteten Armen, als wolle er ihn umarmen. Das war eine feierliche Form der Anbetung. Die Mondgöttin quälte ihn schon allzu lange, und aus Verzweiflung, vielleicht auch aus Mangel an einem Gott, der seine Gedankenwelt völlig befriedigte, ging er jetzt zu Moloch über.
    Entsetzt über diese Abtrünnigkeit, stieß die Menge ein nicht enden wollendes Murren aus. Man fühlte das letzte Band zerrissen, das die Seelen an eine milde Gottheit fesselte.
    Als Kastrat konnte Schahabarim nicht am Dienst des Gottes teilnehmen. Die Männer in den Purpurmänteln vertrieben ihn aus der Umzäunung. Wieder draußen, ging er um alle Priesterschaften nacheinander herum. Dann verschwand er in der Menge, der Gottesdiener, der keinen Gott mehr hatte. Man wich zurück, wo er nahte.
    Inzwischen war ein Feuer aus Aloe-, Zedern- und Lorbeerholz zwischen den Beinen des Kolosses angezündet worden. Die Spitzen seiner langen Flügel tauchten in die Flammen. Die Salben, mit denen er bestrichen war, rannen wie Schweiß über seine ehernen Glieder. Um das runde Postament, auf dem seine Füße ruhten, standen die Kinder, in schwarze Schleier gehüllt, unbeweglich im Kreis. Seine übermäßig langen Arme reichten mit den Händen bis zu ihnen hinab, als wollten sie diesen lebendigen Kranz ergreifen und ihn in den Himmel emporheben.
    Die Patrizier, die Alten, die Frauen

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