Salambo
Kniekappen trugen sie in ihren Rüsseln Lederschlaufen, an denen breite Säbel befestigt waren. Alle Elefanten waren gleichzeitig vom Ende der Hochebene aufgebrochen und rückten von allen Seiten gleichmäÃig heran.
Ein namenloser Schreck lieà die Barbaren erstarren. Sie machten nicht einmal den Versuch, zu fliehen. Schon waren sie umzingelt.
Die Elefanten drangen in die Menschenscharen. Die SpieÃe an ihrer Brust zerteilten sie. Die Spitzen ihrer StoÃzähne wühlten sie auf wie Pflugschare. Die Säbel an ihren Rüsseln zerschnitten und zerhackten sie. Die Türme mit ihrem Brandpfeilregen glichen wandelnden Vulkanen. Man unterschied nichts als eine breite Masse, in der das Menschenfleisch weiÃe Flecke, die Erzplatten graue Flächen und das Blut rote Springbrunnen bildete. Die furchtbaren Tiere, die mitten hindurch stampften, gruben schwarze Furchen hinein. Das wütendste wurde von einem Numidier gelenkt, der eine Federkrone auf dem Haupt trug. Er schleuderte WurfspieÃe mit furchtbarer Geschwindigkeit und stieà dabei von Zeit zu Zeit einen langen schrillen Pfiff aus. Folgsam wie Hunde, wandten die riesigen Tiere während des Gemetzels fortwährend ihre Blicke nach ihm.
Allmählich verengte sich ihr Kreis. Die kraftlosen Barbaren leisteten keinen Widerstand mehr. Bald waren die Elefanten in der Mitte der Hochebene. Schon hatten sie keinen genügenden Raum mehr. Sie drängten sich und gerieten aneinander. Ihre Hauer berührten sich bereits. Aber Naravas beruhigte sie. Sie machten kehrt und trabten zu den Hügeln zurück.
Indessen hatten sich zwei Kompanien Söldner nach rechts in eine Mulde geflüchtet und ihre Waffen weggeworfen. Dort fielen sie in die Knie und streckten die Arme, Gnade flehend, nach den punischen Zelten aus.
Man fesselte sie an Händen und FüÃen. Als sie dann nebeneinander auf dem Boden lagen, führte man die Elefanten zu ihnen.
Bald krachten die Brustkörbe wie einbrechende Kästen. Jeder Tritt zermalmte zwei Menschen. Die plumpen FüÃe schlürften über die Leiber hin mit Bewegungen, die aussahen, als hinkten die Tiere. Unaufhaltsam vollendeten sie ihr Werk.
Dann lag die Hochebene wieder still und tot da. Die Nacht brach an. Hamilkar weidete sich am Anblick seiner Rache. Doch plötzlich erbebte er.
Er und alle erblickten zur Linken auf der Höhe eines Hügels auf sechshundert Schritt Entfernung noch andere Barbaren. In der Tat hatten sich vierhundert der tüchtigsten Söldner, Etrusker, Libyer und Spartiaten, von Anfang an in die Hügel zurückgezogen und waren dort bisher unschlüssig verblieben. Nach der Niedermetzlung ihrer Gefährten beschlossen sie, sich durch die Karthager durchzuschlagen. Gerade marschierten sie nun in einer wohlgeordneten Breitkolonne herab, ein wunderbar schrecklicher Anblick.
Sofort wurde ein Herold zu ihnen gesendet. Der Sufet brauche Soldaten. Er bewundere ihre Tapferkeit so, dass er sie bedingungslos annehme. Sie dürften sogar, fügte der Karthager hinzu, noch etwas näher rücken, bis zu einer Stelle, die er ihnen bezeichnen lieÃ. Dort fänden sie Lebensmittel.
Die Barbaren begaben sich dorthin und verbrachten die Nacht mit Essen. Da murrten die Karthager über die parteiische Vorliebe des Sufeten für die Söldner.
Gab er in der Folge diesen ÃuÃerungen unersättlichen Hasses nach, oder war sein gesamtes Verhalten eine wohl berechnete Verräterei? Jedenfalls kam er selbst am nächsten Morgen, ohne Schwert, barhäuptig, mit einem kleinen Stab von Klinabaren zu den Söldnern und erklärte ihnen, er hätte schon allzu viel Leute zu ernähren und beabsichtige darum nicht, sie allesamt zu behalten. Da er jedoch Soldaten brauche und nicht wisse, auf welche Weise er die Tüchtigsten von ihnen ermitteln könne, so sollten sie auf Tod und Leben miteinander kämpfen. Die Sieger wolle er dann in seine Leibwache aufnehmen. Solch ein Tod sei ja so gut wie jeder andere. Dabei zeigte er ihnen, indem er seine Truppen auseinander rücken lieà â denn die punischen Fahnen hatten den Söldnern bisher das verborgen, was weiter hinten stand â: die hundertundzweiundneunzig Elefanten des Naravas, die eine einzige gerade Linie bildeten und mit ihren Rüsseln breite Klingen schwangen. Da war den Barbaren zumute, als ob Riesenarme Henkersbeile über ihre Köpfe hielten.
Sie blickten einander schweigend an. Nicht
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