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Salambo

Salambo

Titel: Salambo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustave Flaubert
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Schließlich hängte man sie zerstückelt bei den Fleischhändlern auf. Einige bissen sogar hinein, und am Abend zündete man Scheiterhaufen an den Straßenecken an, um die letzte Spur von ihnen zu tilgen.
    Das waren die Feuer, die so weithin über den See geleuchtet hatten! Da dabei einige Häuser in Brand geraten waren, hatte man die Reste der Toten und Sterbenden flugs über die Mauern geworfen. Zarzas hatte sich bis zum nächsten Tage im Schilf am Seeufer verborgen gehalten. Dann war er auf den Feldern herumgeirrt und den Spuren des Heeres im Sand gefolgt. Tagsüber verbarg er sich in Höhlen; aber abends nahm er seinen Marsch immer wieder auf, mit blutenden Wunden, ausgehungert und krank, nur von Wurzeln und Aas genährt. Eines Tages endlich bemerkte er Lanzen am Horizont. Willenlos war er gefolgt, denn sein Verstand war durch Schreck und Not verstört.
    Solange er erzählte, bezwangen die Soldaten ihre Entrüstung. Nun brach sie wie ein Gewitter los. Am liebsten hätten sie die Gardisten samt dem Sufeten niedergemetzelt. Einige aber legten sich ins Mittel und sagten, man müsse Hanno erst hören, zum mindesten um zu erfahren, ob sie bezahlt werden sollten. Da schrien alle: „Unser Geld!“
    Hanno erwiderte, er habe es mitgebracht.
    Man stürzte zum Lager hinaus, und die Kamele mit dem Gepäck, von den Barbaren vorwärts getrieben, gelangten bis in die Mitte des Lagers. Ohne auf die Sklaven zu warten, öffnete man eiligst die Körbe. Man fand darin hyazinthenblaue Gewänder, Schwämme, Rasiermesser, Bürsten, Parfümerien und Antimonstifte zum Ummalen der Augen, – es war das Reisegepäck der Gardisten, reiche Leute, die an solche Luxusdinge gewöhnt waren. Ferner entdeckte man auf einem Kamel eine große kupferne Wanne. Sie gehörte dem Sufeten, der unterwegs darin badete. Er hatte für sich jede Bequemlichkeit vorgesehen und sogar Wiesel aus Hekatompylos in Käfigen mitgenommen, die man lebendig verbrannte, um Arznei für ihn zu bereiten. Und da die Krankheit seine Esslust sehr gesteigert hatte, führte er auch eine Menge von Esswaren und Wein mit sich, Salzlake, Fleisch und Fische in Honig, Eingemachtes aus Kommagene und geschmolzenes Gänsefett, das mit Schnee und Häcksel bedeckt war. Die Vorräte waren bedeutend. Mit jedem Korb, den man öffnete, kam etwas Neues zum Vorschein. Die Zuschauer schüttelten sich vor Lachen.
    Was den Sold betraf, so füllte er kaum zwei Körbe. In dem einen erblickte man sogar die runden Lederstücke, deren sich die Republik zur Ersparnis von Metallgeld bediente. Als der Sufet das große Erstaunen der Barbaren darüber merkte, erklärte er ihnen, die Prüfung ihrer Rechnungen sei sehr kompliziert. Die Alten hätten noch keine Zeit dazu gehabt. Einstweilen schickten sie ihnen dies.
    Da wurde alles über den Haufen gerannt: Maultiere, Diener, Sänfte, Vorräte, Gepäck. Die Söldner ergriffen die Geldbeutel, um Hanno damit zu erschlagen. Mit knapper Not erkletterte er einen Esel und entfloh, sich an die Mähne klammernd, heulend und weinend, gestoßen und gequetscht, während er den Fluch aller Götter auf das Heer herabflehte. Sein breites Halsgehänge aus Edelsteinen flog ihm um die Ohren. Mit den Zähnen hielt er seinen zu langen Mantel fest, der hinter ihm her schleifte. Noch aus der Ferne schrien die Barbaren ihm nach: „Pack dich! Feigling! Schwein! Abschaum Molochs! Schwitze in deinem Gold und deiner Pest! Fort! Fort!“ Die Leibwache galoppierte neben ihm her.
    Die Wut der Barbaren legte sich nicht. Man entsann sich, dass mehrere von ihnen, die sich wieder nach Karthago gewandt hatten, nicht zurückgekehrt waren. Ohne Zweifel hatte man auch sie ermordet. So viele Untaten erbitterten die Söldner. Sie begannen die Zeltpfähle auszureißen, ihre Mäntel zu rollen und die Pferde aufzuzäumen. Ein jeder griff nach Helm und Schwert, und im Nu war alles marschbereit. Wer keine Waffe hatte, eilte in die Gehölze, um sich Knüppel zu schneiden.
    Der Tag brach an. Die Einwohner von Sikka erwachten und füllten die Straßen. „Sie marschieren gegen Karthago!“ sagte man, und bald verbreitete sich dies Gerücht durch die ganze Gegend.
    Auf jedem Fußsteig, aus jedem Hohlweg strömten Menschen herbei. Man sah die Hirten von den Bergen herab eilen.
    Als die Barbaren bereits aufgebrochen waren, kam Spendius auf einem punischen Hengst von einem Ritt durch die Ebene zurück. Sein Sklave folgte ihm und hatte ein drittes Pferd zur Hand.
    Ein einziges Zelt war stehen geblieben.

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