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Salambo

Salambo

Titel: Salambo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustave Flaubert
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welligen Gelände, tauchte etwas Rotes auf.
    Es war eine große Purpursänfte, die an ihren Ecken mit Büscheln von Straußenfedern geschmückt war. Kristallketten und Perlengirlanden schlugen gegen die geschlossenen Vorhänge. Kamele folgten, und die großen Glocken, die ihnen um die Hälse hingen, läuteten lärmend durcheinander. Zu beiden Seiten ritten Reiter, vom Fuß bis zum Hals in goldenen Schuppenpanzern.
    Dreihundert Schritt vor dem Lager machten sie Halt, um den Behältern hinter den Sätteln ihren runden Schild, ihr breites Schwert und ihren böotischen Helm zu entnehmen. Einige blieben bei den Kamelen, die anderen setzten sich wieder in Bewegung. Schließlich erschienen die Feldzeichen der Republik: blaue Holzstangen, die ein Pferdekopf oder ein Pinienapfel krönte. Die Barbaren sprangen alle auf und klatschten Beifall. Die Weiber liefen den Gardereitern entgegen und küssten ihnen die Füße.
    Die Sänfte nahte auf den Schultern von zwölf Negern, die mit kleinen, raschen Schritten im Takt liefen. Sie mussten bald nach rechts, bald nach links ausweichen, behindert durch die Zeltschnüre, herumlaufende Tiere und die Feldkessel, in denen das Fleisch kochte. Ein paar Mal schob eine fette, reich geschmückte Hand die Vorhänge ein wenig auseinander, und eine raue Stimme stieß ärgerliche Worte aus. Da machten die Träger Halt und schlugen einen anderen Weg quer durch das Lager ein. Nun wurden die purpurnen Vorhänge geöffnet, und man erblickte auf einem breiten Kopfkissen einen aufgedunsenen Menschenkopf mit unbeweglichen Zügen. Die Augenbrauen sahen wie zwei Bogen von Ebenholz aus, die mit den Enden aneinander stießen. Goldflitter blinkten in dem krausen Haar, und das Gesicht war bleich, wie mit Marmorstaub gepudert. Der übrige Körper verschwand unter einer Menge von Fellen.
    Die Soldaten erkannten in dem Mann den Sufeten Hanno. Sie hatten noch gut im Gedächtnis, dass seine Langsamkeit schuld war am Verluste der Schlacht bei den Ägatischen Inseln. Und wenn er sich nach seinem Sieg über die Libyer bei Hekatompylos milde gezeigt hatte, so war dies nach ihrer Meinung nur aus Habgier geschehen, denn er hatte sämtliche Gefangene auf eigene Rechnung verkauft, der Republik aber ihren Tod gemeldet.
    Nachdem sich der Sufet eine Weile nach einem bequemen Platz für eine Anrede an die Soldaten umgesehen hatte, gab er einen Wink. Die Sänfte machte Halt, und auf zwei Sklaven gestützt, stieg er unbeholfen heraus.
    Er trug schwarze Filzschuhe mit silbernen Monden besät. Seine Beine waren wie die einer Mumie mit Binden umwickelt, und das Fleisch quoll zwischen den sich kreuzenden Leinenstreifen hervor. Sein Bauch hing über den Scharlachschurz herab, der seine Schenkel bedeckte, und die Falten seines fetten Halses hingen ihm – wie einem Stier die Wampe – bis auf die Brust. Seine mit Blumen bestickte Tunika krachte in den Achselhöhlen. Er trug ein Bandelier, eine Feldbinde und einen schwarzen Mantel mit doppelten Puffärmeln. Der Pomp seines Anzuges, sein breites Halsband aus blauen Steinen, die goldenen Spangen und die schweren Ohrgehänge machten seine Missgestalt noch abstoßender. Er sah aus wie ein aus Stein gehauenes plumpes Götzenbild. Das leblose Aussehen verlieh ihm der weiße Aussatz, der seinen ganzen Körper bedeckte. Lediglich seine Nase, krumm wie ein Geierschnabel, bewegte sich heftig beim Einatmen, und seine kleinen Augen mit den klebrigen Wimpern schimmerten in hartem, metallischem Glanz. In der Hand hielt er einen Spatel aus Aloeholz, um sich die Haut zu kratzen.
    Nunmehr stießen zwei Trompeter in ihre silbernen Hörner. Der Lärm legte sich, und Hanno fing an zu sprechen. Er begann mit einer Lobrede auf die Götter und auf die Republik. Die Barbaren sollten sich glücklich preisen, ihr gedient zu haben. Man müsse vernünftig sein, die Zeiten seien schwer – „und wenn ein Herr nur drei Oliven hat, ist es nicht recht, dass er zwei für sich behält?“
    Auf diese Weise vermischte der alte Sufet seine Rede mit Sprichwörtern und Gleichnissen und nickte dabei in einem fort mit dem Kopf, als wolle er damit Beifall hervorrufen.
    Er sprach punisch, aber die Umstehenden (die Hurtigsten, die ohne ihre Waffen herbeigeeilt waren) waren Kampaner, Gallier und Griechen, so dass ihn von den vielen Leuten kein einziger verstand. Hanno bemerkte es, hielt inne und wiegte sich schwerfällig und nachdenklich von einem Bein auf das andere.
    Er kam auf den Einfall, die Hauptleute zusammenzurufen, und

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