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Salambo

Salambo

Titel: Salambo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustave Flaubert
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Söldner hielten die Ebene besetzt. Mit einem dumpfen Seufzer lehnte er sich auf den anderen Ellbogen. Der Verwalter der Landgüter hatte nunmehr solche Furcht zu reden, dass er trotz seiner breiten Schultern und seiner dicken roten Augen entsetzlich zitterte. Sein Gesicht war stumpfnasig wie das einer Dogge. Auf dem Kopf trug er ein Netz aus Rindenfasern, um die Hüften einen Gurt aus Leopardenfell, in dem zwei furchtbare Messer blinkten.
    Sobald sich Hamilkar abwandte, begann er schreiend alle Götter anzurufen. Es wäre nicht seine Schuld! Er könne nichts dafür! Er hätte die Witterung, den Boden und die Sterne beobachtet, hätte die Anpflanzungen zur Zeit der Wintersonnenwende, die Ausholzungen bei abnehmendem Mond vorgenommen, die Sklaven beaufsichtigt, ihre Kleider geschont ...
    Seine Geschwätzigkeit ärgerte Hamilkar. Er schnalzte mit der Zunge, aber der Mann mit den Messern fuhr hastig fort: „Ach, Herr, sie haben alles geplündert! Alles durcheinander geworfen! Alles zerstört! In Maschala sind dreitausend Fuß Bäume niedergeschlagen, in Ubada die Speicher zertrümmert und die Zisternen verschüttet. In Tedes haben sie achthundert Metzen Mehl fortgeschleppt, in Marazzana alle Hirten getötet, die Herden verzehrt und dein Haus eingeäschert, dein schönes Haus aus Zedernholz, wo du im Sommer zu verweilen pflegtest! Die Sklaven von Teburba, die Gerste schnitten, sind in die Berge geflohen, und die Esel, die Maulesel und Maultiere, die Rinder von Taormina und die oringischen Pferde, 4 – nicht eins ist mehr da, alle sind geraubt! Es ist ein Fluch! Ich überlebe das nicht!“ Weinend fuhr er fort: „Ach, wüsstest du, wie die Keller gefüllt waren, wie die Pflüge glänzten! Und ach, die schönen Widder! Ach, die schönen Stiere!“
    Hamilkar erstickte fast vor Zorn. Dann wetterte er los:
    â€žSchweig! Bin ich denn ein Bettler? Keine Lügen! Sprecht die Wahrheit! Ich will alles wissen, was ich verloren habe, alles bis auf Sekel und Cab, bis auf Zentner und Scheffel! Abdalonim, bring mir die Rechnungen über die Schiffe, über die Karawanen, die Landgüter und den Haushalt! Und wenn euer Gewissen nicht rein ist, wehe euren Häuptern! – Geht!“
    Alle Verwalter gingen rücklings hinaus, tief gebeugt, so dass ihre Hände den Boden berührten.
    Abdalonim nahm aus dem Mittelfach eines Schrankes, der in die Mauer eingebaut war, mit Knoten bedeckte Schnüre, Leinen- und Papyrusrollen und Schulterblätter von Schafen, die mit feiner Schrift beschriftet waren. Er legte sie Hamilkar zu Füßen, gab ihm einen Holzrahmen in die Hand mit drei eingespannten Fäden, auf denen Kugeln von Gold, Silber und Horn aufgereiht waren. Sodann begann er:
    â€žHundertzweiundneunzig Häuser in der Straße der Mappalier, an Neukarthager zu zwangzig Sekel monatlich vermietet.“
    â€žDie Miete ist zu hoch! Schone die Armen! Auch sollst du mir die Namen derer aufschreiben, die dir am kühnsten erscheinen, und du sollst herausfinden, ob sie der Republik treu gesinnt sind. Weiter!“
    Abdalonim zauderte. Solche Großmut überraschte ihn.
    Hamilkar riss ihm die Leinwandrollen aus der Hand.
    â€žWas ist das? Drei Paläste am Khamon-Platze zu zwölf Sekel den Monat? Setze zwanzig! Von Reichen lass ich mich nicht ausbeuten!“
    Der Haushofmeister verneigte sich tief, dann fuhr er fort:
    â€žAn Tigillas bis Ende der Schifffahrtsaison ausgeliehen: zwei Kikar zu dreiunddreißig ein drittel Prozent. Überseegeschäft! An Barmalkarth fünfzehnhundert Sekel gegen ein Pfand von dreißig Sklaven. Zwölf davon sind allerdings in den Salzteichen eingegangen ...“
    â€žWeil sie überhaupt schon kaputt waren!“ lachte der Sufet. „Einerlei! Wenn er Geld braucht, soll er welches haben! Das Geld muss immer arbeiten, zu verschiedenem Zins, je nach dem Reichtum der Abnehmer.“
    Der Diener las weiterhin rasch alle Einnahmen vor: aus den Eisenminen in Annaba, den Korallenfischereien, den Purpurfabriken, aus der Pacht der den ansässigen Griechen auferlegten Steuern, aus der Silberausfuhr nach Arabien, wo es zehnfachen Goldwert hatte, aus gekaperten Schiffen, – abzüglich des Zehnten für den Tempel der Göttin.
    â€žIch habe jedes Mal ein Viertel weniger angegeben, Herr!“
    Hamilkar rechnete mit den Kugeln dem Rechenbrett nach, dessen Kugeln unter seinen Fingern

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