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Salambo

Salambo

Titel: Salambo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustave Flaubert
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Der silberne Geier vorn an der Deichsel schien zu fliegen, so schnell stürmte der Wagen dahin.
    Die Straße durchschnitt einen Platz, der mit hohen, oben pyramidenförmig zugespitzten Steinplatten bedeckt war. Sie trugen in der Mitte ausgemeißelt eine offene Hand, als ob der Tote, der darunter lag, sie gegen den Himmel empor strecke, um etwas zu erbitten. Dann kamen verstreute Hütten aus Lehm, Zweigen und Binsengeflecht, kegelförmig errichtet. Kleine Mauern aus Steinen, Rinnen mit fließendem Wasser, aus Gras geflochtene Stricke und Hecken von Feigenkaktus trennten in unregelmäßiger Weise die einzelnen Behausungen, die immer zahlreicher wurden und sich bis zu den Gärten des Sufeten hinzogen. Hamilkar heftete seine Blicke auf einen großen Turm, dessen drei Stockwerke die Form von drei ungeheuren Zylindern hatten. Das unterste war aus Stein, das zweite aus Ziegeln und das oberste ganz aus Zedernholz erbaut und trug eine kupferne Kuppel, auf vierundzwanzig Säulen aus Wacholderholz, von denen Erzketten in Form von durcheinander geschlungenen Girlanden herabhingen. Der hochragende Bau beherrschte die Gebäude, die zur Rechten standen, die Speicher und das Verwaltungshaus, während das Frauenhaus hinter den Zypressenreihen hervor lugte, die wie zwei Mauern Wache hielten.
    Als der Wagen rasselnd durch das enge Tor gefahren war, hielt er unter einem breiten Schutzdach, unter dem gehalfterte Pferde an Heubündeln fraßen.
    Diener liefen herbei. Es waren mehr als üblich, da man auch die auf den Feldern Arbeitenden, aus Furcht vor den Söldnern, in die Stadt her­ein getrieben hatte. Diese Feldarbeiter trugen Tierfelle und schleppten Ketten nach, die um ihre Knöchel zusammengeschmiedet waren. Die Arbeiter aus den Purpurfabriken hatten rot gefärbte Arme wie Scharfrichter. Die Seeleute trugen grüne Mützen, die Fischer Korallenhalsbänder, die Jäger ein Netz auf der Schulter und die im Palast von Megara Beschäftigten weiße oder schwarze Gewänder, Lederhosen und Kappen aus Stroh, Filz oder Leinwand, je nach ihrem Dienst oder Gewerbe.
    Dahinter drängte ein in Lumpen gehüllter Pöbel. Diese Vagabunden lebten obdachlos ohne jede Beschäftigung. Sie schliefen des Nachts in den Gärten und nährten sich von den Küchenabfällen. Es war gleichsam menschlicher Moder, der im Schatten des Palastes wucherte. Hamilkar duldete sie, mehr aus kluger Vorsicht denn aus verächtlichem Erbarmen. Sie hatten sich allesamt zum Zeichen ihrer Freude Blumen hinter die Ohren gesteckt. Viele von ihnen hatten den Gewaltigen noch nie gesehen.
    Aufseher, die ihr Haar wie Sphinxe trugen, warfen sich auf alle diese Leute und schlugen mit ihren großen Stöcken rechts und links um sich. Dies geschah, um die auf den Anblick ihres Gebieters neugierigen Sklaven zurückzutreiben. Hamilkar sollte nicht durch die Menge beengt und durch ihren Geruch nicht belästigt werden.
    Nun warfen sich alle platt auf den Boden und schrien: „Liebling der Götter, dein Haus blühe!“ Durch diesen in der Zypressenallee auf dem Boden liegenden Schwarm schritt der Haushofmeister Abdalonim in seiner hohen weißen Mütze auf Hamilkar zu, ein Weihrauchgefäß in der Hand.
    Da kam Salambo die Galeerentreppe herab, gefolgt von ihren Frauen, die immer, wenn ihre Herrin eine Stufe herabstieg, dasselbe taten. Die Köpfe der Negerinnen hoben sich als große schwarze Punkte in der langen Linie der mit Goldplättchen besetzten Binden auf den Stirnen ab. Andere trugen im Haar silberne Pfeile, Schmetterlinge aus Smaragden oder sonnenartig geordnete lange Nadeln. Auf dem Gewirr der weißen, gelben und blauen Gewänder funkelten Ringe, Spangen, Halsketten, Fransen und Armbänder. Die leichten Stoffe knisterten. Man hörte das Klappen der Sandalen und das dumpfe Treten der bloßen Füße auf den Holzstufen. Hier und da ragte ein großer Eunuch über die Frauen hinweg mit seinen hohen Schultern und seinem lächelnden Gesicht. Als die Zurufe der Männer nachgelassen hatten, stießen die Weiber, das Gesicht mit den Ärmeln verhüllend, seltsame Rufe aus, dem Heulen von Wölfinnen vergleichbar, so wild und so schrill, dass die große, ganz mit Frauen bedeckte Ebenholztreppe von oben bis unten dumpf erdröhnte.
    Der Wind blähte die Schleier. Die dünnen Papyrusstauden wiegten sich sacht. Es war im Monat Schebaz, mitten im Winter. Die

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