Salambo
erzähle. Der Numidierfürst stürzte hinaus und rief seine Reiter.
Sie ordneten sich in der Ebene in einem Kreis um ihn herum. Naravas bestieg sein Pferd. Gesenkten Hauptes starrte er vor sich hin und biss sich auf die Lippen. Endlich teilte er seine Mannschaft in zwei Hälften und gebot der einen, zu bleiben. Der anderen gab er mit herrischer Gebärde das Zeichen zum Galopp, und bald war er in der Richtung nach den Bergen am Horizont verschwunden.
âHerrâ, murmelte Spendius, âich liebe solch unerwartete Zufälle nicht! Hamilkar kehrt zurück, Naravas verlässt uns ...â
âWas kümmert uns das?â versetzte Matho verächtlich.
Es war ein Grund mehr, Hamilkar durch eine Vereinigung mit Autarit zuvorzukommen! Doch wenn man die Belagerungen jetzt aufhob, kamen die Einwohner wahrscheinlich aus ihren Städten heraus und fielen ihnen in den Rücken, während man die Karthager vor der Front hatte. Nach vielem Hin- und Herreden wurden folgende MaÃnahmen beschlossen und unverzüglich ausgeführt.
Spendius rückte mit fünfzehntausend Mann bis zur Makarbrücke, zwölf Kilometer vor Utica. Die Brücke war durch ein Kastell gedeckt. Es wurde durch Schanzen verstärkt und mit vier groÃen Geschützen besetzt. Alle Wege und Pässe in den Bergen südlich des Makar wurden durch Baumstämme, Felsblöcke, Heckenhindernisse und Steinwälle gesperrt. Auf den Berggipfeln wurde Heu gehäuft, um Signalfeuer anzünden zu können, und in groÃen Abständen stellte man Hirten, die besonders gute Augen hatten, als Beobachtungsposten auf.
Ohne Zweifel war Hamilkars Vormarsch nicht wie der Hannos über den Berg der HeiÃen Wasser zu erwarten. Er musste sich sagen, dass ihm Autarit als Beherrscher des Binnenlandes den Weg verlegen würde. Auch musste ihn eine Niederlage zu Beginn des Feldzuges vernichten, während eine Scharte bald wieder auszuwetzen war, wenn die Söldner erst weiter entfernt standen. Er konnte allerdings auch am Vorgebirge der Trauben landen und von da gegen eine der beiden Städte vorrücken. Dann aber würde er zwischen die beiden Belagerungsheere kommen. Allerdings konnte er sich eine solche Unvorsichtigkeit bei seinen geringen Streitkräften kaum leisten. Folglich musste er dicht südlich der arianischen Berge marschieren, dann nach links schwenken, um nicht in das Morastgebiet des Makar zu geraten, und gerade auf die Brücke losgehen. Dort wollte ihn Matho erwarten.
Nachts bei Fackelschein überwachte er die Erdarbeiten. Er eilte nach Hippo-Diarrhyt, besichtigte die Arbeiten im Gebirge, kam zurück und ruhte keinen Augenblick. Spendius beneidete ihn um seine Kraft. Alles, was die Aussendung von Aufklärern und Spionen, die Wahl der VorÂpostenÂstellungen, den Bau von Maschinen und sonstige VerteidigungsmaÃnahmen betraf, überlieà Matho willig seinem Gefährten. Von Salambo sprachen beide nicht mehr. Der eine dachte nicht an sie, und den anderen machte eine Art Scham schweigsam.
Oft unternahm Matho Wanderungen in der Richtung nach Karthago, in der Hoffnung, Hamilkars Annäherung zu erspähen. Mit starrem Blicke schaute er nach dem Horizont, oder er legte sich flach auf den Boden und dachte, in den Schlägen seines Pulses den Anmarsch eines Heeres zu vernehmen.
Er erklärte Spendius, wenn Hamilkar nicht in drei Tagen erscheine, würde er ihm mit seiner ganzen Mannschaft entgegenrücken und ihm die Schlacht anbieten. Zwei Tage verstrichen darüber hinaus. Spendius hielt ihn zurück. Am Morgen des sechsten aber brach Matho auf.
*
Die Karthager waren nicht weniger auf eine Schlacht erpicht als die Barbaren. In den Zelten und in den Häusern herrschte der gleiche Wunsch, die gleiche Besorgnis. Jedermann fragte sich, was Hamilkar zum Zauderer mache.
Der Sufet stieg von Zeit zu Zeit auf die Kuppel des Eschmun-Tempels zu dem Mondbeobachter und schaute nach den Wolken.
Eines Tages â es war der dritte im Monat Tibby â sah man ihn hastigen Schritts von der Burg herabkommen. In der StraÃe der Mappalier entstand lauter Lärm. Bald wurde es auf allen StraÃen lebendig, und überall begannen sich die Soldaten zu wappnen, umringt von schluchzenden Weibern, die sich ihnen an die Brust warfen. Dann eilten sie rasch zum Khamon-Platz, um sich in Reih' und Glied zu stellen. Niemand durfte ihnen folgen oder mit ihnen reden oder sich den Befestigungswerken
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