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Salamitaktik

Salamitaktik

Titel: Salamitaktik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf H. Dorweiler
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lief bereits mit gezogener Waffe auf die Tür zu, deren Schloss einfach verschwunden zu sein schien. Die Tür war aus den Angeln gehoben worden und nach außen auf den Boden gekippt.
    Schlaicher rannte ihm hinterher.
    Â»Hey!«, rief nun Lutz durch die ganze Halle und folgte ihnen.
    Schlaicher machte Martina und Weng auf Anhieb ganz hinten an der Wand aus. Beide starrten mit aufgerissenen Augen auf ihre Retter.
    Â»Martina!«, rief er und beugte sich über sie. Sie war mit Handschellen an ein Rohr gefesselt und trug einen Knebel aus Klebeband. Da er ohnehin nichts an den Handschellen machen konnte, begann er, das Ende des Klebebands zu suchen und fummelte daran herum, um es abzuziehen. »So, ich hab’s. Gleich kannst du wieder normal atmen. Mein Gott, ich hatte so eine Angst um dich.«
    Lutz lief an Schlaicher vorbei zu Weng. Auch er kniete sich vor sie und sagte: »Keine Angst, ich bin ja da.«
    Das Problem waren die Haare. Als Schlaicher so viel Band entfernt hatte, dass die Klebefläche die Haare direkt erreichte, kam er kaum noch voran. Martina stöhnte vor Schmerzen und Wut, weil er ihr die Haare ausriss.
    Â»Hier, nimm das«, sagte Irfan. Er reichte Schlaicher ein Springmesser mit perlmuttverziertem Griff. »Die Haare müssen ab, Schätzchen«, sagte er zu Martina.
    Schlaicher legte das Messer auf den Boden, weil er sich nicht traute, Martina einfach eine Kurzhaarfrisur zu verpassen. Er befürchtete zudem, mit dem Messer abzurutschen und sie zu verletzen. Stattdessen versuchte er, vorne am Mund den Rand des Klebebandes zu packen zu bekommen, und schaffte es schließlich, das Klebeband etwas von der zarten Haut um ihre Lippen zu lösen. Jetzt nahm er das Messer, schnitt vorsichtig mit der Spitze einen kleinen Spalt in das Klebeband und zerrte daran, um den Spalt zu vergrößern. Es funktionierte, er bekam ihren Mund frei. Der Rest des Klebebands baumelte am Ende in ihren Haaren.
    Â»Danke!«, stöhnte sie glücklich und nahm einen tiefen Atemzug. »Wie kommst du hierher?«
    Â»Später. Jetzt müssen wir dich erst mal losbekommen.«
    Schlaicher sah, dass Lutz es irgendwie geschafft hatte, Weng ganz von dem Klebeband zu befreien. Sein neuer Mitarbeiter, der entgegen aller Erwartungen durchaus seine Qualitäten zu haben schien, sprang auf und lief an den Holzkisten vorbei zu einem an der anderen Wand stehenden Werkzeugschrank. Es dauerte nur Sekunden, bis er mit einem schweren Bolzenschneider zurückkehrte.
    Â»Ich hab was!«, rief er stolz.
    Im selben Moment kam Mario in den Lagerraum gerannt. »Da fahren gerade mehrere Autos auf den Hof«, rief er warnend.
    * * *
    Irfan hatte sich die geöffnete Kiste, an der der General gestanden hatte, genauer angeschaut, während Schlaicher und Lutz sich um die Frauen kümmerten. Die Sturmgewehre darin, deutsche Produktion, waren definitiv für den militärischen Einsatz produziert worden. Neben den Gewehren lagen verpackt ein paar gefüllte Magazine in der Kiste. Als er Marios Ankündigung hörte, war ihm sofort klar, dass ihnen wahrscheinlich nur der Einsatz dieser Waffen noch helfen konnte. Mit seiner Pistole allein konnte er gegen den General und seine sechs Männer nicht viel ausrichten. Die Gewehre waren neu, aber schussbereit. Zumindest so weit er das auf die Schnelle beurteilen konnte. Dieser Lutz kannte sich mit Waffen aufgrund seiner Bundeswehrzeit vermutlich ein wenig aus, allerdings schien er nicht unbedingt ein Kämpfer zu sein. Vor allem hatte Irfan keine Ahnung, wie er reagieren würde, wenn er jemanden wirklich erschoss. Bei Schlaicher war das leider nicht anders. Doch es blieb ihnen nichts anderes übrig. Konzentriert lud er das erste Gewehr und rief Schlaicher zu sich.
    * * *
    Das Gewehr war nicht so schwer, wie Schlaicher gedacht hatte. Dennoch empfand er das Gewicht als erdrückend. Lutz hatte die Kette an Wengs Handschellen durchgeschnitten, was ihm ein erleichtertes »Danke« einbrachte, und lief weiter zu Martina.
    Â»Nein, hierher«, befahl Irfan. »Mario, du machst die andere Frau los. Und du schiebst eine Kiste vor die Tür, als Deckung.«
    Schlaicher legte gehorsam das Gewehr ab und nahm sich zwei schon aufeinanderstehende Holzkisten vor. Er wollte sie anheben, bekam sie aber allein nicht hoch. Darum schob er sie kräftig und mit lauten Kratzgeräuschen vorwärts, bis sie in der richtigen Position waren und ihnen

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