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Salamitaktik

Salamitaktik

Titel: Salamitaktik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf H. Dorweiler
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eine Deckung von etwa ein Meter zwanzig Höhe boten. Er rannte zurück zu Irfan und nahm sein Gewehr wieder auf.
    Â»Was ist mit mir?«, fragte Weng, die dazugestoßen war.
    Irfan reichte ihr das zweite fertige Gewehr.
    Â»Wo müssen wir drücken?«, wollte Schlaicher wissen.
    Â»Es steht auf Einzelfeuer. Draufhalten, zielen, Abzug ziehen, fertig. Und selbst immer in Deckung bleiben, klar?«
    Irfan war dabei, das dritte Gewehr mit einem Magazin zu bestücken, als man draußen in der Halle hören konnte, dass Leute hereinkamen, die natürlich sofort das Loch in der hinteren Wand entdeckten.
    Â»Los, Schlaicher, an die Tür und am besten schon mal einen Warnschuss rausgeben. Aber nichts sagen!«
    Das dritte Gewehr ging an Lutz, der es routiniert entgegennahm. Mario hatte es endlich geschafft, Martina loszubekommen. Schlaicher blickte sie an, hob das Gewehr und versuchte, dabei möglichst zuversichtlich auszusehen, aber exakt in dem Moment löste sich ein Schuss und schlug fast genau über Irfan und Lutz in die Decke ein. Lutz quietschte auf, Martina ging in Deckung. Weng war schon an der Tür angekommen und hämmerte vier Schuss nach draußen, ohne zu zielen. Man hörte männliche Stimmen, die sich auf Bulgarisch Warnungen zubrüllten.
    Schlaichers rechte Schulter pochte genauso wie seine Ohren. Er hatte die Waffe ganz locker getragen und war vom Rückstoß überrascht worden. Er würde aufpassen müssen, dass er nicht noch einen seiner Freunde oder sich selbst erschoss. Während er zur Tür hastete, warf sich Weng auf den Boden und robbte hinter Schlaichers Deckung sehr schnell auf die andere Seite. Er übernahm ihren Platz und drückte das Gewehr fest an seinen Körper, bevor er, ohne irgendjemanden zu sehen, den Lauf über die Kisten hielt und zum ersten Mal bewusst den Abzug des Automatikgewehrs durchzog. Der Lauf vorne schlug hoch. Wie hatte Weng das gemacht, gleich viermal nacheinander schießen zu können?
    Lutz postierte sich neben Schlaicher, und erneut gab es Feuer, diesmal allerdings von der anderen Seite. Mehrere Pistolenschüsse knallten durch die Luft, und Schlaicher hörte ein Splittern, als eine Kugel die Ecke des oberen Gewehrkastens traf.
    Â»Ihr habt keine Chance!«, rief ein Mann von draußen. »Legt die Waffen weg und kommt raus.«
    Weng antwortete mit einer Salve. Das Feuer wurde von der anderen Seite erwidert, doch sie war schon wieder in Deckung. Irfan kam bei ihnen an und sagte leise: »Nicht schießen jetzt.« Er trug ebenfalls eines der Gewehre bei sich.
    Lutz warf sich auf den Boden und rollte rüber zu Wengs Seite der Tür. Schlaicher fragte sich, ob er der Einzige war, der keine Ahnung hatte, was er machen sollte. Wenn ihn der Schmerz in seiner Schulter nicht so ablenken würde, hätte er sich wahrscheinlich schon in die Hose gemacht. Er drehte sich um und sah, dass Martina sich die Pistole nahm, die Lutz für das Gewehr zurückgelassen hatte.
    Â»Hey, General!«, rief Irfan laut.
    Draußen hörte man undeutlich Stimmen, dann wurde eine lauter.
    Â»Wer bist du?«
    Â»Dein Alptraum, Bogdan Petrov Lalev! Ihr solltet die Waffen weglegen, dann lassen wir euch am Leben.«
    Schlaicher war baff. Er hätte nie gedacht, ein solches Gespräch einmal in echt zu hören. So etwas gab es doch nur in Filmen! Außerdem kam er sich total blöd vor, weil er ohnehin nichts mit der Waffe anzustellen wusste. Er legte das Ding darum ab und startete sein Handy. Vielleicht brachte es ihnen einen Vorteil, dass sie sehen konnten, wo die anderen waren und was sie machten.
    Â»Kenne ich dich?«, fragte die Stimme des Generals. Er fügte belustigt hinzu: »Nicht dass es wichtig wäre. Du bist nämlich so gut wie tot.«
    Â»Wir sind uns einmal begegnet, aber du wirst dich nicht an mich erinnern«, rief Irfan zurück.
    Schlaicher hatte jetzt das Bild der Fensterkamera aktiviert, das die Totale zeigte. Eine Frauengestalt lief gerade die Treppe hinauf. Hinter Regalen und bei der Verpackstation waren insgesamt sechs weitere rote Punkte markiert. Schlaicher hätte sie sonst teilweise nicht gesehen. Drei Punkte waren relativ weit weg von der Tür und wurden von dem Objektiv gerade noch so erfasst. Schlaicher ahnte, dass der dort stehende Mann in der Mitte der General sein musste, denn er gab Handzeichen, während er mit Irfan sprach, die stets dazu führten, dass andere

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