Salamitaktik
Verhör auch eher wie ein angenehmes Gespräch. Danner hingegen war nicht so gut drauf. Er wurde mehrmals von einem uniformierten Kollegen aus dem Raum gerufen und schaute jedes Mal ein bisschen grimmiger, wenn er wieder hereinkam. Ansonsten hörte er gröÃtenteils konzentriert und mit bekümmerter Miene zu. Ganz selten warf er eine Verständnisfrage ein.
Schlaicher erzählte ihnen, wie er die Lefèvre bei der Ladies Night belauscht hatte und wie er herausgefunden hatte, dass sie eigentlich immer selbst die Behandlungen an sich durchführen lieÃ. Er berichtete, wie sein Besuch bei ihr â und Schlageters offensichtliches Interesse â ihn glauben gemacht hatten, dass es sich beim Todesfall Tamara Brockmann um mehr als eine Verquickung unglücklicher Umstände gehandelt haben könnte. Er war bass erstaunt, als Schlageter ihm erklärte, dass Letzteres zwar tatsächlich stimmte, er den geständigen Mörder aber längst gefasst habe.
»Ich war auf der richtigen Spur und Sie auf dem Holzweg, Schlaicher«, sagte Schlageter triumphierend.
»Ganz ohne Folgen ist dieser Holzweg aber nicht geblieben«, zwang Danner sie wieder zum Thema zurück. »Wie ist es denn jetzt zu dieser Entführung gekommen?«
Schlaicher erzählte weiter. Von Martinas und Wengs Besuch bei ihm und von deren verdächtigen Beobachtungen. Kurz überlegte er, ob er den Einbruch in das Lagerhaus irgendwie weniger illegal darstellen könnte, entschied sich dann aber, die Wahrheit zu sagen.
»Schlaicher, Schlaicher, Schlaicher«, mahnte Schlageter.
Je weiter er mit seinem Bericht vorankam, umso komplizierter wurde es für Schlaicher, die Lügen angemessen unterzubringen. Dass er zu Hause von einem Türken und einem ziemlich harmlos wirkenden Jungen überrascht worden war, die Trefzer gefesselt hatten, um an Würste heranzukommen, konnte und wollte er der Polizei nicht auf die Nase binden. Stattdessen erzählte er, dass nur er und Lutz auf dem Monitor bei ihm zu Hause die Entführung gesehen und sich auf eigene Faust aufgemacht hatten, um die Frauen zu retten.
»Warum in Gottes Namen haben Sie nicht die Polizei angerufen?«, fragte Danner.
»Weil ich dachte, dass es sicherer für die Frauen wäre. AuÃerdem hatte ich Angst wegen der Kameras. Das war ja nicht ganz legal.«
Schlageter atmete tief ein. Schlaicher erkannte das als untrügliches Anzeichen für den Start einer seiner Schimpftiraden, aber dann überraschte ihn der Kommissar. Er lieà die Luft mit einem rasselnden Ton wieder entweichen, ohne laut zu werden, und hörte weiter zu.
»Und wie haben Sie die Tür aufgesprengt?«
Zum Glück hatte er das mit den anderen abgesprochen, bevor die Polizei eingetroffen war. »Wir haben das Zeug vorne am Eingang gefunden. Wahrscheinlich hatte einer der Typen das dabei und da verloren. Als ich leider feststellen musste, dass mein Plan, die Tür mit der von der Kamera beobachteten Kombination zu öffnen, nicht funktioniert, haben wir den Sprengstoff angesetzt.«
»Sie sagen uns also«, begann Schlageter, »dass Sie beim Einbrechen einfach so eine Ladung fertig zur Sprengung vorbereitetes C4 finden, und noch dazu erkennen, was das überhaupt ist. Sie nehmen dieses tödliche Zeug, bei dem sich zufällig auch der Sender für die Zündung befindet, und sprengen damit eine Tür auf, ohne zu wissen, wie stark die Explosion ist?«
»Genau so war es. Ich schätze, ich habe einfach Glück gehabt.«
Schlageter blickte ziemlich skeptisch drein. Es klopfte. Ein Beamter brachte Danner einen Ausdruck, der aus zwei Blatt Papier bestand. Er las gespannt, während Schlaicher den Moment der Ablenkung nutzte, um das Thema zu wechseln. Er berichtete, wie Lutz und er die beiden Frauen befreit hatten, wie die Fremden überraschend zurückgekommen waren und er dann zusammen mit Lutz im Kampf auf Leben und Tod gesiegt hatte.
»Wie ich das geschafft habe, kann ich aber beim besten Willen nicht sagen. Seit dem Moment, in dem die beiden ersten Männer bei uns eingedrungen sind, habe ich einen vollkommenen Blackout.«
Danner blickte von seinem Ausdruck auf und fragte: »Sie hatten also wirklich keine Ahnung, mit wem sie es zu tun hatten?«
Schlaicher verneinte.
»Ich habe hier eine E-Mail vom BKA . Bundeskriminalamt.«
»Ja, ich kenne die Abkürzung.«
»Einer der Toten war Bogdan
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