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Salamitaktik

Salamitaktik

Titel: Salamitaktik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf H. Dorweiler
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Ihre Haut war dunkel gebräunt und absolut eben. Sie war muskulös und hatte ein markantes, auf unbestimmte Art wunderschönes Gesicht mit mandelförmigen Augen und hohen Wangenknochen. Und der Hammer war: Sie kam direkt auf Schlaicher zu.
    Â»Haben Sie zwischenzeitlich die Security übernommen?«, fragte sie mit erstaunlich heller, aber fester Stimme.
    Â»Schlaicher, hallo«, antwortete Schlaicher begeistert und reichte ihr die Hand. Ihr Händedruck war so kraftvoll wie der nur weniger Männer. Sie lächelte nicht.
    Â»Ah, Schlaicher. Weng Kirchhoff«, stellte sie sich kurz angebunden vor.
    Â»Und Lutz Vollmer«, kam eine Stimme von der Seite.
    Sie ließ Schlaichers Hand los und wollte die von Lutz ergreifen. Im letzten Moment zog sie sie aber wieder zurück. »Mach Dich nacho«, wiederholte sie laut den Spruch auf Lutz’ T-Shirt und schüttelte angewidert den Kopf. »Vielen Dank. Meine Chefin und ich übernehmen dann«, sagte sie und ging an Schlaicher und seinem Assistenten vorbei zum Stand. Beide Männer starrten ihr nach. Während Lutz nur das fast schon zu knackige Hinterteil fixierte, bemerkte Schlaicher darüber hinaus, dass ihr Tanktop auf der Rückseite eine Aufschrift hatte: MH -Security.
    Â»Du?«, ließ eine weitere Stimme verlauten. Schlaicher drehte sich ruckartig um.
    Â»Du?«
    Martina trug genau die gleichen Klamotten wie die Asiatin, und mit einem kurzen prüfenden Blick stellte Schlaicher fest, dass sie ihr ebenso gut standen. Allerdings wirkte sie nicht sonderlich erfreut, ihn zu sehen.
    Â»Du machst jetzt in Security?«, fragte er etwas perplex.
    Â»Geht dich nichts an.«
    Â»Steht dir aber, deine Arbeitskleidung.«
    Â»Geht dich noch weniger an.«
    Â»Hi, ich bin Lutz.«
    Martina ignorierte Lutz’ dargebotene Hand. Stattdessen schaute sie Schlaicher an und sagte leise, aber bestimmt: »Halt dich bloß fern von mir. Ich habe keinen Bock, dass du mir in die Quere kommst.«
    Schlaicher wollte etwas erwidern, doch Martina rauschte schon an ihnen vorbei. Sein Blick blieb an dem Aufdruck » MH -Security« auf ihrem Rücken kleben. » MH « wie »Martina Holzhausen«?
    Â»Heiße Schnitte, huhuuuu«, jubilierte Lutz. »Ich glaube, die steht auf mich.«
    Schlaicher verdrehte die Augen. »Los, zurück an die Arbeit. Oben gibt es noch eine Menge zu tun. Die Damen übernehmen hier.«
    * * *
    Um Punkt fünfzehn Uhr parkte Irfan seinen BMW vor einem herrschaftlich wirkenden Gebäude inmitten eines kleinen Parks. An einer Stele vor dem Eingang war der goldfarbene Schriftzug »Seniorenoase Schopfheim« zu lesen. Eine laue Brise hatte die Regenwolken vertrieben und ließ die noch jungen Blätter in den mächtigen Bäumen rascheln. Darüber leuchtete ein wieder strahlend blauer Himmel, an dem sich kleine weiße Wolkensprenkler befanden, die ruhig dahinwanderten. Im Park saßen einige ältere Herrschaften allein oder in kleinen Grüppchen auf den weißen Bänken und unterhielten sich. Eine junge Frau schob eine Bewohnerin im Rollstuhl über die Wege.
    Â»Hast du wieder die Nummer mit der Postumfrage vor?«, fragte Mario.
    Â»Ich denke, das geht hier schlecht. Wir machen das so: Du bist dabei, einen Stammbaum deiner Familie zu erstellen, und bist in einer Quelle auf eine Hilde Wiesenkamp aus der Gegend hier gestoßen.«
    Â»Ich?«
    Â»Bei einem Türken wird wohl keiner eine Hilde Wiesenkamp in der Familie vermuten.«
    Mario grinste und nickte.
    Â»Ich begleite dich«, erklärte Irfan weiter, »weil ich dir helfe, den Stammbaum zu erstellen. Ich kann dann auch die weiteren Fragen stellen.«
    Â»Ich weiß nicht …«
    Â»Stell dich nicht so an«, kommandierte Irfan gereizt. »Du musst nur nett zu den alten Leuten sein. Den Rest mache ich dann schon.«
    Sie stiegen aus und marschierten auf den Haupteingang zu. Die Tür öffnete sich automatisch, und kurz darauf standen sie an einem Schiebefenster, hinter dem eine Dame telefonierte.
    Â»Ja?«, erkundigte sie sich, nachdem sie aufgelegt hatte.
    Â»Guten Tag.« Irfan strahlte die Frau an, die seinem guten Aussehen auch sogleich zu erliegen schien. Mario war überrascht, wie gut dieser Mann andere beeinflussen konnte. Jetzt blieb nur zu hoffen, dass die beiden Alten etwas über den Koffer wussten, denn so aufregend es auch war, mit Irfan irgendwelche Fremden

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