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Salamitaktik

Salamitaktik

Titel: Salamitaktik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf H. Dorweiler
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alles zubereiten möchtest?«
    Schlageter hatte wirklich an alles gedacht und sogar die Zahl der benötigten Chilischoten berechnet, aber dass er gar keinen Topf hatte, um sechzehn Kilo Rinderhack anzubraten, geschweige denn, es mit unzähligen Dosen Tomatenpulp und Bohnen aufzufüllen, war ihm tatsächlich noch nicht in den Sinn gekommen.
    Â»Und jetzt?«, fragte er, nachdem er seinen Fehler eingesehen hatte.
    Â»Da musst du wohl morgen doch noch mal schauen, ob du nicht jemanden für das Catering findest. Oder dir eine richtige Küche anmieten.«
    Schlageter beschloss, noch einmal in Ruhe über seinen Plan mit dem Chili nachzudenken. Ein Spaziergang würde ihm guttun. Vorhin hatte es kurz geregnet, jetzt zogen draußen dichte Wolken über den Himmel. Im Westen konnte man allerdings schon wieder ein paar blaue Fetzen sehen, die größer zu werden schienen. Fast automatisch warf er sich eine dünne Jacke über und ließ sich in Richtung Innenstadt treiben, während er sich fragte, wie er die praktische Realisierung seines Kochvorhabens nur so dermaßen außen vor gelassen haben konnte. Wurde er jetzt vielleicht doch alt? Waren das die ersten Anzeichen einer beginnenden Demenz? Nein, es nervte ihn einfach, sich als Kriminalkommissar solche Gedanken machen zu müssen. Er war doch kein Koch!
    Er hörte das Martinshorn, als er gerade die Fußgängerzone betrat, lange bevor er den Krankenwagen sehen konnte. Er näherte sich ihm von hinten und bremste deutlich ab, als er die Pflasterung der Fußgängerzone erreichte, wo um diese fortgeschrittene Zeit erstaunlich viel los war.
    Schlageter machte es den anderen Passanten nach und stellte sich an die Seite. Alle blickten dem Krankenwagen hinterher, der vor dem Karstadt zu stehen kam. Drei Männer sprangen heraus. Während einer sogleich im Kaufhaus verschwand, holten die beiden anderen eine Trage aus dem Wagen, die sie ebenfalls in den Karstadt brachten. Im Weitergehen fiel Schlageter auf, dass in diesem Teil der Fußgängerzone eine ungewöhnlich große Zahl von Frauen unterwegs war – und viele trugen Einkaufstüten bei sich, auf die das große blaue Quadrat mit dem Schriftzug des Kaufhauses aufgedruckt war. Die Frauen, die den Laden wohl eben erst verlassen hatten, wirkten ziemlich aufgeregt. Schlageter ging zu zweien, die wild gestikulierend in ein Gespräch vertieft waren.
    Â»Entschuldigung. Schlageter ist mein Name«, begann er. Die beiden Frauen waren um die vierzig Jahre alt und schienen sich nicht daran zu stören, dass sie von ihm unterbrochen wurden. »Was ist denn passiert?«
    Â»Das kann man sich gar nicht vorstellen«, begann die größere der beiden. »Kennen Sie Lefèvre?«
    Â»Ã„h, nein? Müsste ich?«
    Â»Das ist die teuerste Kosmetik der Welt«, warf die andere Frau erklärend ein. Sie trug eine dick umrandete Brille.
    Â»Genau«, sagte wieder die Große.
    Â»Nein, die kenne ich nicht.«
    Â»Ist ja auch egal. Also, die haben da drin bei der Ladies Night die neue Creme vorgestellt, und die Frau, an der sie die Anwendung demonstriert haben, lag plötzlich fast tot da.«
    Â»Es muss sich dabei um eine ganz schön heftige Allergie handeln«, tippte die Brillenfrau.
    Vermutlich hatten sich die beiden deswegen eben schon in den Haaren gehabt, denn die Größere sagte schnell: »Bestimmt nicht. Ich denke ja eher, dass Sie von vornherein krank war und hier nur zusammengebrochen ist.«
    Â»Nie im Leben. Du hast sie doch gesehen, als sie nach vorne ging. Sie sah blendend aus.«
    Â»Nein, ich weiß nicht. Ich finde, sie war vorher schon etwas blass.«
    Â»Schönen Abend noch«, sagte Schlageter, was die beiden Damen mit einem Nicken quittierten, ohne ihr Gespräch zu unterbrechen.
    Schlageter fand, dass es besser wäre, sich selbst ein Bild von der Sache zu machen.
    Der Laden war voll, das sah er auf den ersten Blick. Und überall Frauen. Wie hatte die Größere der beiden das eben genannt, Ladies Night? Ja, er erinnerte sich, dass es hier immer mal wieder eine Abendveranstaltung gab, bei der nur Frauen kommen durften. Und die waren en masse da. Wobei wirklich etwas schiefgelaufen zu sein schien, wie er an dem Trubel bemerkte, der rund um einen Bühnenaufbau herrschte, der aussah wie ein Zimmer für Cremes und Salben. Dorthin kämpften sich gerade die beiden Sanitäter mit der Trage durch, und

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