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Salamitaktik

Salamitaktik

Titel: Salamitaktik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf H. Dorweiler
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dort war es auch am lautesten.
    Auf dem Weg zu der Bühne bekam er immer wieder Bruchstücke der Unterhaltung mit, die sich um »die arme Frau« drehten. Er war fast ganz vorne angekommen, als er innehielt. Das Gesicht kannte er. Es stach aus mehreren Gründen aus der Menge heraus. Zum einen gehörte es einem der wenigen anwesenden Männer, zum anderen hatte er mit diesem Herrn schon einige Erfahrungen gemacht: Rainer Maria Schlaicher, Testdieb und gleichzeitig eine Art Hobbydetektiv, dem er schon so manches Mal gehörig aus der Patsche hatte helfen müssen, nachdem dieser sich in seine Ermittlungen eingemischt hatte. Durch eine Lücke neben Schlaicher sah er auf der Bühne für einen flüchtigen Moment eine Frau mit rotem Gesicht, die zuckend dalag und von dem Notarzt eine Atemmaske aufgesetzt bekam.
    Wenn Schlaicher schon da war – was Schlageter irgendwie beunruhigend fand –, konnte er auch gleich zu ihm gehen und ihn fragen, was hier los war. Von ihm würde er sicher mehr erfahren als von den beiden Frauen. Schlageter schlug also kurzerhand eine andere Richtung ein und drängte sich schräg nach links durch die Menge.
    Schlaicher stand mit einem Mann in feinem Anzug, einer hektisch gestikulierenden, sehr hübschen Dame und erstaunlicherweise Martina Holzhausen, Schlaichers früherer Freundin, zusammen.
    Â»Das ist eine Katastrophe für das Haus«, sagte der Herr im Anzug.
    Â»Meinen Sie etwa, dass es für meine Linie nicht katastrophal ist?«, keifte die von Nahem gar nicht mehr so hübsche Dame. »Ich mache diese Show seit einem halben Jahr, und es ist noch nie irgendetwas passiert.«
    Â»Das glaube ich Ihnen ja, Frau Lefèvre, aber was sollen wir machen? Sie sehen ja, dass viele Frauen schon gehen.«
    Schlaicher entdeckte Schlageter und löste sich aus der Gruppe, um mit überraschtem Gesichtsausdruck auf ihn zuzukommen.
    Â»Herr Schlageter, was machen Sie hier?«
    Â»Bin zufällig vorbeigekommen. Was ist los?«
    Â»Wer sind denn jetzt Sie?«, fragte der Anzugträger genervt.
    Â»Schlageter. Kripo Lörrach«, stellte er sich vor.
    Â»Die Kripo? Was will die denn hier? Mir den Todesstoß versetzen?«, rief die Frau aufgeregt.
    Martina nickte ihm freundlich zu, während die Frau ihn herrisch abzuwimmeln versuchte: »Sie können gleich wieder verschwinden. Ein Verbrechen hat es hier nicht gegeben.«
    Â»Ich bin hier, um zu hören, was überhaupt los ist. Fangen wir doch mit Ihnen an. Wer sind Sie?«
    Einen Moment lang schien die Frau zu überlegen, ob es womöglich unter ihrer Würde war, sich diesem hergelaufenen Polizisten vorzustellen. Sie entschied sich aber schnell dagegen und nannte ihren Namen: »Emanuelle Lefèvre.«
    Â»Frau Lefèvre hat heute Abend ihre berühmte Kosmetiklinie bei uns vorgestellt«, erklärte der Mann im Anzug. »Leider ist das nicht so verlaufen, wie wir es uns vorgestellt haben.«
    Â»Und das ist nicht meine Schuld«, stellte die Lefèvre fest.
    Schlageter ignorierte sie. »Sie sind Herr …«, fragte er den Anzugträger.
    Â»Manfred Gampp, ich leite den Standort.«
    Â»Herr Gampp, in Ordnung. Was ist stattdessen passiert?«
    Einige Sekunden war es ruhig, keiner der beiden wollte damit herausrücken, was vorgefallen war. Schlageter war kurz davor, wütend zu werden. Warum konnte ihm nicht einfach mal jemand eine zufriedenstellende Antwort geben?
    Schlaicher räusperte sich. »Frau Lefèvre hat eine der Damen aus dem Publikum ausgewählt, um die Anwendung eines neuen Produktes zu demonstrieren, und die hat bei der Behandlung wohl einen allergischen Schock bekommen.«
    Â»Aber nicht wegen meiner Kosmetik«, sagte Emanuelle Lefèvre sehr bestimmt.
    Â»Da, sie bringen die Frau weg«, sagte Martina und zeigte zur Bühne.
    Tatsächlich brachten die beiden Nothelfer sie gerade mit der fahrbaren Trage hinaus. Sie begegneten dabei zwei Polizisten in Uniform, von denen einer den Ärzten zurück nach draußen folgte, während sich der andere auf Schlageters Winken hin durch die Frauen hindurchzwängte und auf sie zukam.
    Â»Oh, die Kripo?«
    Â»Nur zufällig«, entgegnete Schlageter. »Ich bin auch gleich wieder weg. Schaut euch aber mal genau an, was das für eine Creme ist, mit der die Frau behandelt wurde. Schlaicher, kann ich Sie noch kurz sprechen?«
    Gampp schaute seltsam berührt

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